Satanskuss (German Edition)
Blick von der jungen Frau los. Er war wütend über sich selbst, darüber, dass er sich nicht unter Kontrolle hatte.
„Timotius Guiliviera, Taschendieb“, Ariel zeigte auf ein weiteres Bild, dann auf die Bilder, die an der nächsten Wand hingen, aber doch anhand ihrer Verletzungen eine Verbindung zu den anderen Opfern aufwiesen.
„Und diese Herren sind ja wohl Stadtbekannt!“, behauptete sie, während sie versuchte einen Zusammenhang zwischen den toten Männern mit den aufgeschnittenen Kehlen und den ungeklärten und plötzlichen Todesfällen von jungen Frauen zu finden.
Dass Simon sie unverwandt anstarrte, verunsicherte die junge Novizin. Einem solch unverfrorenen Blick hatte sie sich schon lange nicht mehr stellen müssen.
Und er war ein erschreckend gut aussehender Mann, wenn man auf herrische Männer stand. Sein Gesicht war sehr symmetrisch, dass Kinn ein wenig zu arrogant. Dieser Eindruck wurde aber von seinen rosafarbenen Lippen gemildert, die sich zu einem herablassenden Lächeln verzogen hatten und die ebenmäßige weiße Zähne verbargen.
Seine langen silbrig-weißen Haare waren nicht der gesellschaftlichen Norm angepasst, er trug sie zu lang und hinten im Nacken zu einem Zopf gebunden. Aber niemand hätte ihn jemals darauf angesprochen oder ihn deswegen unattraktiv gefunden.
Seine Haut war beinahe ebenso weiß wie seine Haare, was jedem anderen Mann ein kränkliches Aussehen verliehen hätte, wie einem farblosen Albino. Simon jedoch sah aus wie eine Statue aus Marmor und reflektierte das Licht auf eine höchst vorteilhafte Art, die gleichzeitig das Auge anzog und es zudem zum Verweilen einlud. Weiß stand ihm und hob deutlich seine männlichen Vorzüge hervor. Seine markanten Gesichtszügen, ausgeprägten Wangenknochen und sinnlichen Lippen wurden betont, während seine kalten, Augen, die zuviel gesehen hatten und zeitlos erschienen, in den Hintergrund traten.
Ariel würde wetten, dass die meisten interessierten Frauen – oder Männer – nicht bemerken würden, auf welches Spiel sie sich einließen.
Genau, wie sie bei ihrer ersten Begegnung würden sie ihn unterschätzen.
Dieser Mann war gefährlich.
Jede seiner Poren schien ein Signal ausstrahlte, welches Ariel warnte, ihn an sich herankommen zu lassen. Ihm Informationen zuzugestehen – oder überhaupt im selben Raum zu sein wie er. – Oder im selben Land.
In Gedanken schalt sich die Novizin eine Närrin; ihre Rationalität schrieb ihre Empfindungen dem Kuss zu, den er sich unerwartet und mit Gewalt angeeignet hatte.
Flieh! Ariel stoppte den Gedanken, bevor er Überhand nahm und sie von ihrer vornehmlichsten Aufgabe ablenken konnten.
Angestrengt versuchte sie Simon logisch zu analysieren. Seine Züge waren von Willenskraft und Stärke geprägt. Eigenschaften, die sich so deutlich in seinem Antlitz abzeichneten, dass jeder sie erkennen konnte.
Er war ein Mann, der keinen Grund zu haben schien, seinen Charakter zu verbergen. Er trug ihn offen und anmaßend zur Schau. Selbstsicher und selbstgefällig. Genauso, wie er gelassen und zufrieden ihre Musterung über sich ergehen ließ.
Ihre Blicke begegneten sich und für einen Moment glaubte sie Amüsement in ihm zu lesen.
Sie schnaubte leise. Wenn diese Welt fair wäre, müsste ein Mann wie er ein Warnschild tragen. Auf der Stirn. Einen Totenkopf – oder einem gebrochenen Herzen für unvorsichtige Frauen. Er war Gift für die Liebe und Gift für die Seele.
„Ich glaube dir kein Wort!“, unterbrach Ceres Ariels Einschätzung.
Die Novizin wandte sich langsam und bedächtig zu ihm um. Ihr Gesichtsausdruck war höflich fragend. „Was glaubst du nicht?“
„Dass du keinen Brief erhalten hast!“, präzisierte Raffaels Partner.
Ariel schüttelte den Kopf. „Wieso sollte ich lügen?“
Ceres lächelte höhnisch und gab ihre Worte in einem sarkastischen Tonfall wieder zurück. „Wieso sollte ich lügen?“, äffte er nach. „Wieso lügen Menschen?“ Er stand auf und torkelte um den Tisch herum.
Für einen Augenblick schien Simon ihn aufhalten zu wollen, dann entschied er sich dafür abzuwarten.
Höhnisch lächelnd baute sich Ceres vor Ariel auf. „Bella Leone! Die große Detektivin, die Liebe seines Lebens!“
Bella Leone?! Simon verharrte sprachlos, als Ariel Ceres nur schweigend anstarrte. Für eine Sekunde wurde ihr Blick leer, dann voller Feuer. Sie schüttelte den Kopf.
„Wie kommst du denn auf so etwas?“ Ihre Stimme klang sanft. Simon erkannte Ariels Lüge, wenn
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