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Saron

Saron

Titel: Saron
Autoren: Alexa Kim
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Anzeichen von Spott in seinem Gesichtsausdruck. Doch ich finde nichts dergleichen, nur ehrliches Interesse. „Wer sagt, dass ein Weg immer irgendwohin führen muss? Ich will mich nur verteidigen können, das sagte ich doch bereits.“
    Er nickt, doch ich weiß, dass er mir nicht glaubt. Längst ahnt er, was ich vorhabe. „Du kannst nicht gewinnen, Leyla. Was immer ich dir auch beibringe. Sie sind Mutanten, du bist ein Mensch.“
    Ich antworte nicht und weiche seinem Blick aus. Wenn er doch nur aufhören würde, zu reden. Saron hat so eine Art, in die tiefsten und verstecktesten Winkel des Herzens zu dringen und die Wahrheit ans Licht zu zerren. Aber ich will die Wahrheit gar nicht nicht hören. Ich will auch nicht, dass er versucht, mich zu verstehen.
    „ Es gibt andere Wege, deinen Frieden mit deiner Vergangenheit zu machen.“
    „ Und die wären?“ Dieses Mal bin ich es, die spöttisch klingt.
    Dann tut er etwas, das mich endgültig aus der Fassung bringt. Er streckt mir seine Hand entgegen. „Ich bin bei dir … wenn du das willst.“
    Ich lasse die Gabel auf den Teller fallen und starre abwechselnd Saron und seine Hand an. Er lässt sich nicht beirren, streckt mir weiter seine Hand entgegen und sieht mich an. Hoffnungsvoll ...
    Kurz bin ich tatsächlich versucht, seine Hand zu ergreifen, die er mir so offenherzig anbietet. Wäre es nicht wunderbar einfach? Etwas sagt mir, dass wenn jemand meine seelischen Wunden heilen könnte, dieser Jemand Saron wäre. Aber dann kehren die Bilder zurück. Skull und Roran, die mich auf einen Tisch drücken, Jace, der mir die Beine spreizt … und Cor, der grinsend seine Hose öffnet … und dann …
    Ich schüttele den Kopf. „Morgen können wir weitermachen … mit dem Unterricht, meine ich.“
    „ Wenn du das willst“, antwortet er leise und zieht seine Hand langsam zurück.
    „ Ja … das will ich … das und nichts anderes ...“, gebe ich leise zu, ohne ihn anzusehen.
    Den Rest des Abends verbringen wir schweigend. Es ist, als braue sich eine große unheilvolle Wolke über uns zusammen. Saron weiß, was ich vorhabe. Aber zumindest versucht er nicht noch einmal, mich davon abzuhalten. Und das rechne ich ihm hoch an. Trotz allem ist er bereit, mich weiter zu unterrichten. Er ist mir ein Rätsel. Eigentlich weiß ich kaum etwas über ihn. Er geht nicht ins Tenfathers , wie die meisten Mutanten, arbeitet nicht bei Magnatec, wohnt nicht in einem komfortablen Stadtviertel. Ich sehe ihm zu, wie er hinter einer alten Feuerstelle – ich glaube, sie nannten so etwas früher Kamin – Waffen hervorholt. Altertümliche Nahkampfwaffen, wie den Dolch und die Kette, die er und Ash benutzt haben. Aber auch neue Waffen, Strahlengranaten, Schusswaffen. Was will er damit, und woher hat er die? Wissen Seth und die Loge davon?
    „ Was machst du eigentlich?“, breche ich irgendwann doch das unheilvolle Schweigen zwischen uns. „Ich meine, du arbeitest nicht, du hängst nicht mit den anderen Mutanten rum.“
    Saron braucht eine Weile, bis er antwortet. Das ist auch so eine Sache. Alles, was er tut, scheint bedacht und überlegt. „Ich habe wenig zu tun mit Seth und den anderen. Sie spielen nur ihre Überlegenheit aus … Menschen sind für sie nicht weiter als Nutzvieh, das ihren Bedürfnissen dient.“
    „ Und was ist mit deinen … äh … Bedürfnissen? Es ist nett, dass du dich als Menschenversteher siehst. Aber Mutanten haben nun einmal Bedürfnisse … und seien es die nach Hämophol, die nur Menschen ihnen erfüllen können.“
    Er sieht nicht auf, als er antwortet, lächelt aber. „Ich erzwinge mir nichts von Menschen, wenn du das meinst.“ Er sieht auf, und sein Blick trifft meinen. „Das meintest du doch, oder?“
    Ich werde rot. Mit seiner selbstsicheren Art schafft Saron es immer wieder, dass ich mir blöd vorkomme. „Ich meinte eigentlich eher … wer bist du überhaupt? Warum lebst du hier?“ Ich schlucke, bevor ich die Frage stelle, die mich am meisten interessiert. „Warum hast du mich mitgenommen, anstatt mich in der Kälte sterben zu lassen? Du kennst mich doch gar nicht.“
    „ Ich habe dich mitgenommen, weil du Hilfe brauchtest. Muss es einen anderen Grund dafür geben?“
    Irgendwie glaube ich ihm nicht ganz. Ich meine, klar wollte er mir helfen. Aber warum? Er sieht die Zweifel in meinen Augen und fügt leise hinzu. „Vielleicht auch, weil ich es satthatte, allein zu sein … vielleicht wegen deiner Haare, die mich an das Licht der Sonne
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