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Sandra die Detektivin in Jeans

Sandra die Detektivin in Jeans

Titel: Sandra die Detektivin in Jeans
Autoren: Margot Kreuter
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einer Parkbank saß oder sich auf einem baumbestandenen Spazierweg küßte. Näherte sich ihnen ein geeignetes Opfer, griffen sie blitzschnell zu. Sie stürzten sich auf die Passantin, denn meistens waren es Frauen, die sie überfielen, oder alte, hilflose Männer, entrissen ihr die Handtasche und den Schmuck, den sie trug, oder sie zwangen den Mann mit vorgehaltenem Messer, seine Brieftasche herauszugeben — und verschwanden im schützenden Dunkel des Parks oder einer Seitenstraße.
    Die Polizei vermutete, daß es sich um eine organisierte Bande handelte.
    Rainer wanderte rund um den Odeonsplatz, der um diese Zeit erst voll erwachte. Die Eisdielen waren noch alle besetzt. Eine Studentengruppe demonstrierte mit Plakaten gegen das Mensaessen aus der Tiefkühltruhe. Angehörige einer Sekte warben mit Handzetteln für ihre Glaubensgemeinschaft. Jungen in Jeans und Mädchen in T-Shirts und langen, bunten Sommerröcken schlenderten an den Auslagen der Boutiquen entlang. Durch die offenstehenden Türen der Diskotheken zuckten die bunten Blitze der rotierenden Lichtorgeln.
    Rainer fand das Big Boys um die Ecke einer engen Seitenstraße. Ein paar alte, klapprige Autos parkten halb auf den Bürgersteigen. Dazwischen standen Mopeds und Motorräder, was darauf hindeutete, daß vorwiegend Jugendliche sich im Big Boys trafen.
    Rainer fuhr mit den Fingern ordnend durch seine Haare und ging hinein.
    Gerammelt voll, der Laden! stellte er fest.
    Im Hintergrund, auf einer erhöhten Schaubühne, saßen vier Musiker im Safarilook. Sie zündeten sich gerade Zigaretten an. Zwei von ihnen verließen ihre Instrumente und gingen an die Bar. Vermutlich war es Zeit für ihre erste längere Pause.
    Rainer schob sich durch die dichtgedrängt sitzenden Gäste im Halbdunkel des Lokals. Er konnte Eva nirgends entdecken.
    Doch dann sah er an einem Tisch neben dem Aufgang zur Empore einige ihrer neuen Freunde sitzen. Vier Jungen und ein Mädchen. Sie schienen im Aufbruch begriffen. Ein Kellner stand mit Kugelschreiber und Rechnungsblock neben Mark, der lässig mit einem Blauen wedelte.
    Rainer wurde es heiß vor Haß.
    Mark hatte ihm Eva weggenommen. Und sein Anblick machte Rainer erneut deutlich, daß es nahezu aussichtslos war, gegen ihn anzukämpfen. Mark besaß nicht nur Geld — er sah auch noch gut aus. Rainer hielt sich nicht gerade für häßlich. Doch Marks brutal schönem Gesicht, der großen athletischen Figur und seinem selbstbewußten Auftreten hatte er wenig entgegenzusetzen. Er selbst war nur einssiebzig groß, schlaksig, eher ängstlich als mutig und nicht sehr robust. „Verträumter Typ!“ hatte Eva einmal zärtlich zu ihm gesagt, als sie noch nicht auf Kraftbolzen stand.
    Wo war sie?
    Rainer blickte sich suchend um — und sah, wie Eva gerade mit einer Freundin aus der Tür zu den Toilettenräumen kam.
    Er ging rasch auf sie zu.
    „Rainer...?“
    Er hatte den Eindruck, als freute sie sich, ihn zu sehen, obgleich sie darüber auch etwas erschrocken zu sein schien. Doch als er sie bat: „Kann ich dich sprechen, Eva?“ runzelte sie die Stirn und schüttelte den Kopf.
    „Wozu?“
    „Bitte, Eva!“
    Sie blickte zögernd auf ihre Begleiterin. Das Mädchen lächelte spöttisch, sagte: „Komm nach!“ und ging zu ihrem Tisch.
    Eva fuhr Rainer an: „Was willst du denn? Wozu läufst du mir nach? Ist doch alles geklärt zwischen uns, oder war ich nicht deutlich genug?“
    „Können wir nicht draußen reden?“ bat Rainer und legte seine Hand auf ihren Arm.
    Sie schüttelte seine Hand ab. Doch sie ging ihm voraus durchs Lokal und wartete im Flur vor dem Ausgang auf ihn. „Du bist verrückt, herzukommen. Es ändert doch nichts!“
    Er blickte sie an. Der Flur war nur schwach beleuchtet. Evas Gesicht lag im Schatten. Doch er sah es so deutlich vor sich, als wäre es von hunderttausend Lampen erhellt. Es machte ihn krank.
    „Ich komme nicht drüber weg, Eva“, sagte er.
    Sie schwieg.
    „Wir haben uns doch so gut verstanden, Eva.“
    „Mensch, Rain, fang bloß nicht an zu flennen! Sei vernünftig. Du machst es dir nur schwer“, sagte sie heftig. Doch in ihrer Stimme schwangen Mitleid und Bedauern mit.
    Er wollte nicht, daß sie ihn bemitleidete. Er wollte, daß sie wie früher für ihn empfand. Doch dann sagte er sich, daß er ihr nicht so gleichgültig sein könne wie sie vorgab, wenn sie sich um ihn sorgte.
    Er legte seine Hände auf ihre Schultern, schüttelte sie leicht. „Eva! Hat jemand gegen mich gehetzt, oder was ist
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