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Sandra die Detektivin in Jeans

Sandra die Detektivin in Jeans

Titel: Sandra die Detektivin in Jeans
Autoren: Margot Kreuter
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torkeln vielleicht die richtigere Bezeichnung war.
    Daß sie an diesem Morgen eine halbe Stunde vor der Zeit die Augen aufschlug und auch noch hellwach zu sein schien, hielt Sandra für ein schlechtes Zeichen.
    Vermutlich hatte ihr bohrendes Gewissen ihre Nachtruhe vorzeitig beendet.
    Gestern abend war sie zuversichtlich gewesen, sich mit Joschi versöhnen zu können. In der nüchternen Helle des Morgens erschien es ihr nicht mehr so sicher, daß er ihr mit den Matheaufgaben aushalf.
    So kurz vor den Zeugnissen eine Fünf in Mathe zu riskieren, wenn man bereits in Deutsch schlecht stand, war ein dicker Hund, wie Sandra sich selbstanklägerisch eingestand. Vielleicht hätte sie doch besser auf den Fernsehfilm verzichtet. Er hatte Überlänge gehabt, war erst nach elf Uhr zu Ende gewesen, so daß sie vor Müdigkeit nicht einmal mehr zum Durchlesen des Biotextes gekommen war. Und ihre Freundin Dorothee, auf die sie in Notzeiten zurückgreifen konnte, wenn Sandras und Joschis Beziehungen eingefroren waren, was gelegentlich vorkam, war vor einigen Monaten mit ihren Eltern in eine andere Stadt verzogen.
    Vielleicht sollte sie die Schule schwänzen?
    Doch mit welcher Begründung?
    Ihre Mensis hatte sie gerade erst gehabt. Und Faulfieber ließ ihre Mutter nicht gelten.
    Sandra hörte ein Geräusch in der Wohnung und setzte sich auf. Da war ja noch jemand vorzeitig aufgestanden! Oder bereitete ihre Mutter das Frühstück? Früher, als Sandra und Rainer noch kleiner waren, hatte sie das jeden Morgen getan.
    Wenn sie um fünf Uhr früh von der Nachtschicht heimkam, ging sie nicht zu Bett, sondern wirtschaftete leise wie ein Wichtel in der Küche. Sie bügelte Wäsche, putzte Fenster, besserte Kleider aus, putzte Gemüse und kochte das Mittagessen vor.
    Um viertel nach sieben weckte sie Sandra und Rainer. Und dann brauchten die Geschwister sich nur an den gedeckten Tisch zu setzen. Das Brot war getoastet. Eier gekocht, Tee aufgebrüht, und die Pausenbrote lagen eingewickelt neben ihren Frühstücksbrettchen.
    Erst wenn Sandra und Rainer aus dem Haus gegangen waren, legte ihre Mutter sich schlafen.
    Sandra seufzte, als sie daran dachte. Eine schicke Sache war das gewesen.
    Aber dann hatte ihre Mutter im vorigen Jahr die Unterleibsoperation gehabt, von der sie sich nur langsam erholte. Da hatte Rainer gemeint, Sandra und er seien jetzt alt genug, um sich selbst zu versorgen. Und er schlug vor, daß ihre Mutter zu Bett gehe, wenn sie von der Nachtschicht heimkam. Sandra hatte sich maulend gefügt.
    Doch heute schien ihre Mutter aufgeblieben zu sein! Vielleicht lag‚s am Wetter. Vielleicht konnten alle Leute nicht schlafen. Prima! Sie würde ihre Mutter bitten, ihr die Matheaufgaben zu erklären, um sie in der großen Pause in ihr Heft einzuschreiben. Mathe war erst in der dritten Stunde dran.
    Sie stand rasch auf.
    Doch als sie in die Küche kam, deckte Rainer den Tisch. Er stand am Schrank und holte die Tassen und Unterteller heraus. „Wieso bist du schon auf?“ fragte sie ihn.
    „Was willst du denn schon hier?“ fragte er zurück und reckte sich nach dem Zuckerstreuer.
    „Ist meine Uhr stehengeblieben?“
    „Weiß ich nicht.“
    „Ich habe erst kurz nach halb sieben.“
    Rainer ging nicht näher darauf ein, sondern sagte lediglich: „Geh ins Bad oder leg dich noch mal hin. Ich mache dir dein Frühstück, und dann verschwinde ich.“
    Sandra rieb ihren Rücken an der Türverkleidung. „Weshalb? Weshalb gehst du so früh?“
    Rainer stand immer noch am Schrank mit dem Rücken zur Schwester. Er antwortete nicht.
    „Was suchst du denn?“ fragte Sandra.
    „Nichts! Jetzt geh endlich ins Bad!“ brüllte er mit dem Gesicht zwischen den offenen Schranktüren.
    „He!“ Sandra ging zu ihm und boxte ihn in die Seite. „Wohl übergeschnappt? Schrei mich nicht...“ Sie unterbrach sich erschrocken, denn Rainer hielt sich mit einem Schreckenslaut die Stelle, an der Sandra ihn getroffen hatte.
    Sandra bückte sich unter seinem Arm hindurch und blickte Rainer ins Gesicht. Was sie sah, entsetzte sie. „Rain! Was ist passiert? Was hast du gemacht?“
    Er hielt ihr den Mund zu. „Du weckst Mutter auf!“
    „Das ist ja schrecklich! Wie du aussiehst! Dein Gesicht ist ja ganz blau und verschwollen“, jammerte Sandra erstickt in seiner Handfläche.
    „Sag bloß Mutter nichts.“
    „Was darf eure Mutter nicht wissen?“ fragte Frau Faber an der Küchentür.
    Die Geschwister fuhren erschrocken herum.
    „Mein Gott, Rainer! Junge!
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