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Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Helene Luise Köppel
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verdient!“
    Ohne eine Antwort abzuwarten, stürzte er zur Tür.
    Sancha schmunzelte. Sie nahm wieder neben ihrem Gemahl Platz, flüsterte ihm die Neuigkeit zu und schob Leonora, die sie fragend ansah, den Brief über den Tisch. An den Erfolg ihrer Mission hatte keiner aus der Familie glauben wollen. Doch sie hatte ihren ganzen Scharfsinn und ihr Herz daran gesetzt, die richtigen Worte für Montforts Witwe zu finden.
    „Nachdem er Euch kennengelernt hatte, Do ñ a Sancha“ – so die Antwort von Madame Elize - „sprach mein verstorbener Gemahl mit einer gewissen Hochachtung von Euch und er bedauerte zutiefst, dass er seinerzeit Eure Bedingungen nicht erfüllen konnte. Doch der Krieg hat seine eigene Moral und im Waffenlärm schweigen bekanntlich die Gesetze ...
    „Herrin, darf ich Euch meine liebe Mutter vorstellen“, sagte Damian an ihrer Seite.
    Sancha drehte sich um und lächelte, als Alix von Rocaberti vor ihr auf die Knie sank.
    Damians Mutter besaß dieselben anziehenden Augen wie ihre Stiefschwester Marie, Pedros verstorbene Frau: Dunkel schimmernde Opale. Das Reisekleid, das sie trug, war ihrem Stand angemessen, aber verschmutzt und verknittert vom Ritt. Alix war schmal, fast durchscheinend. Sie sah abgekämpft aus und sie zitterte. Dennoch schienen ihre Haftbedingungen leichter gewesen zu sein, als die ihrer Begleiter. Die drei Männer bestanden nur noch aus Haut und Knochen, kaum dass sie in der Lage waren, sich aus dem Kniefall zu erheben.

    Als sich die Aufregung über die besonderen Gäste gelegt hatte, neue Kerzen und Fackeln aufgesteckt waren, lehnte sich Sancha zufrieden in ihrem Scherenstuhl zurück und lauschte dem Troubadour, der von der Liebe sang. Die Weise stammte - wie sollte es am Hofe Raymonds von Toulouse anders sein - aus der Feder von Miraval.
    Sancha wusste: Nichts brachte ihr diesen Mann zurück. Aber sie hatte inzwischen gelernt, ohne ihn zu leben. Dennoch wischte sie sich verstohlen eine Träne aus den Augenwinkeln und warf einen prüfenden Blick auf Raymond. Auch er schien wehmütigen Gedanken nachzuhängen . Ob er seinen alten Freund Audiartz vermisste?
    Als Roç unvermittelt nach ihrer Hand griff, drehte sie sich zu ihm um. Der silberne Stirnreif, den er trug, funkelte im Schein der Kerzen. „Kommst du mit?“, fragte er, wie wenn sie seine Magd wäre.
    Sancha nickte. Als sie die Tanzfläche betraten, um die Ronde anzuführen, fiel ihr die Abgöttin ein, oben in der Eremitage von Collioure. Nun, die Zeit war wohl gekommen …
    Mit einem Mal fühlte sich Sancha wie befreit. Oder lag es an ihren flinken Füßen? Ob auch sie „Engelsfüße“ besaß? Sancha biss sich belustigt auf die Lippen. Miraval würde bei dieser Frage hell aufgelacht und ihr geantwortet haben: „Sieh nur zu, Sanchie, dass du nicht eines Tages über deine eigenen stolperst!“. Ach Miraval!
    Ohne, dass Roç es hören konnte, flüsterte sie beim Aneinander-Vorbei-Schlängeln ein letztes Mal: „Ziehe, mein neues Liedlein, ziehe ...“

Ein Wort noch ...

    Der Roman "SANCHA - Das Tor der Myrrhe" erzählt ein Stück verbürgte Historie, wobei ich mich an die maßgeblichen Werke zur Geschichte Okzitaniens gehalten habe (s. Literaturliste).
    Zum Romangeschehen selbst hat mich der Chronist des Heiligen Ludwig inspiriert: Jean de Joinville erwähnt in seiner Vita ein rätselhaftes Ereignis, über das ich mir seit Beginn meiner Katharerforschungen den Kopf zerbreche. Er schrieb: Der König (Ludwig IX.) erzählte mir einmal, dass einige Albigenser (Katharer) den Grafen von Montfort aufgesucht und ihn aufgefordert hätten, mit ihnen zu kommen, um den Leib Unseres Herrn zu betrachten ...
    Den Leib Unseres Herrn? Was hatte die Katharer „geritten“, dass sie ausgerechnet ihren Erzfeind Montfort zu sich riefen? Ging es tatsächlich, wie Joinville meinte, um die Wandlung von Brot und Wein? Die sog. Transsubstantiation (nach der Christus bei der Wandlung tatsächlich anwesend sei) war 1215 von Papst Innozenz III. zum Dogma erklärt worden und in Kirchenkreisen auf breite Kritik gestoßen, nicht nur bei den Katharern. Doch wäre es bei dieser mysteriösen Einladung um einen Glaubensdisput gegangen, hätten die Theologen der Katharer eher den Geistlichen Heerführer Arnaud Amaury zu sich gerufen, als den Militärmann Montfort. Eine Einladung zur Eucharistie-Feier (Versöhnungsangebot?) halte ich ebenfalls für ausgeschlossen, weil die Katharer die Eucharistie gar nicht zelebrierten. Sie hielten es mit dem Mönch
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