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Samurai 3: Der Weg des Drachen

Samurai 3: Der Weg des Drachen

Titel: Samurai 3: Der Weg des Drachen
Autoren: Chris Bradford
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Schwerter mit dunkelrot umwickelten Griffen, die in schwarz schimmernden, mit Perlmutt eingelegten Scheiden steckten.
    »Die kann ich nicht annehmen«, protestierte er. »Sie haben deinem Vater gehört.«
    »Er würde wollen, dass du sie bekommst. Ich will es auch. Es wäre eine Ehre für unsere Familie, wenn die Schwerter dir auf deiner Reise nützen könnten.«
    Akiko verbeugte sich noch tiefer und drückte ihm die Schwerter in die Hand.
    Widerstrebend nahm Jack sie und steckte sie in den Gürtel. Dann konnte er der Versuchung nicht widerstehen und zog das Langschwert heraus. Die stählerne Klinge fing das Licht der Sonne ein, die gerade am Horizont aufging. Ein einzelner Name leuchtete schimmernd auf.
    Shizu.
    Die Schwerter besaßen eine gute Seele.
    Jack steckte das Langschwert wieder ein. Er würde für immer in Akikos Schuld stehen und wollte ihr im Gegenzug auch etwas schenken, wenn auch nur etwas ganz Kleines. Er griff in seine Tasche und holte den Daruma heraus.
    »Mehr habe ich leider nicht«, sagte er und gab ihr die kleine, runde Puppe.
    »Aber der Daruma enthält deinen Wunsch«, protestierte Akiko.
    »Deshalb sollst du ihn ja haben«, sagte er und schloss ihre Hand um die Puppe. »Du bist die Einzige, der ich meinen Wunsch anvertraue.«
    Akiko blickte ihn unverwandt an. Sie spürte genauso wie Jack, dass ihre Hände sich berührten.
    »Es wäre mir eine Ehre«, flüsterte sie. »Aber woher weiß ich, ob der Wunsch sich erfüllt hat?«
    »Wenn ich zu Hause bin, kannst du das andere Auge ausfüllen.«
    Akiko nickte. Sie brauchte nicht zu fragen, woher sie es wissen würde. Sie würde es wissen.
    Bewegungslos standen sie voreinander, die Hände um die kleine Puppe gelegt. Keiner schien sich abwenden zu wollen. So vieles musste gesagt werden, doch Jack wusste, dass Worte dazu nicht ausreichten. Wie konnten sie ausdrücken, was sie gemeinsam erlebt hatten? Die Herausforderungen beschreiben, die sie zusammen bestanden hatten? Und das, was sie einander bedeuteten?
    Erinnerungen gingen ihm durch den Kopf.
    Ein geheimnisvolles Mädchen in einem blutroten Kimono auf einer Halbinsel, Japanischunterricht im Schatten des Kirschbaums, der Blick zum Sternenhimmel im Südlichen Zen-Garten, der erste Sonnenaufgang des Jahres auf dem Hiei, Akikos Triumph im Wasserfall beim Kreis der Drei, die schwarze Perle, die sie ihm geschenkt hatte, ihr Sieg beim Yabusame, die Entdeckung, dass sie ein Ninja war, der Augenblick, als sie ihm unter Wasser die Lippen auf den Mund gedrückt und neues Leben eingehaucht hatte.
    Doch das Meer rief. Sein Zuhause und seine Schwester warteten auf ihn.
    Er wusste, wenn er seinem tiefsten Herzenswunsch folgte, würde er bleiben.
    »Ich muss gehen«, sagte er und trat zurück. »Ich will heute noch ein gutes Stück schaffen.«
    »Ja«, sagte Akiko ein wenig atemlos und erregt. »Es ist richtig, dass du zu Fuß gehst. Mit einem Pferd würdest du zu viel Aufmerksamkeit erregen. Traue niemandem und halte dich abseits der großen Straßen.«
    Jack nickte. Er öffnete die Tür und trat auf die ungepflasterte Straße hinaus. Sie führte zwischen zahlreichen Reisfeldern hindurch in einem Bogen um den Talkessel und verschwand hinter dem Kamm in Richtung Nagasaki.
    Er lief los, bevor er sich anders besinnen konnte.
    Dann blieb er stehen.
    »Yori würde mir nie verzeihen, wenn ich dir das nicht geben würde«, sagte er und zog ein zusammengefaltetes Blatt Papier aus den Falten seines Obi.
    »Was ist das?«, fragte Akiko.
    »Ein Haiku.«
    »Du hast eins für mich geschrieben!«, rief sie erstaunt.
    »Über einen gemeinsamen Augenblick«, sagte Jack.
    Bevor Akiko das Blatt auffalten konnte, wandte er sich ab und ging.
    Er war bereits an der Kurve angelangt, da hörte er sie seinen Namen rufen.
    Akiko stand mit dem Rücken zur aufgehenden Sonne. Sie schien eine Träne wegzuwischen oder vielleicht winkte sich ihm auch nur Lebewohl. Doch der Wind trug ihre Worte klar und deutlich zu ihm.
    »Auf ewig miteinander verbunden.«
    Sie verbeugte sich.
    Jack erwiderte die Verbeugung.
    Als er sich aufrichtete, war sie verschwunden.
    Jack starrte in die aufgehende Sonne. Hatte er sich richtig entschieden? Doch tief im Innern wusste er, dass er keine andere Wahl hatte. Er konnte nicht bleiben. In Japan trachtete ihm der Shogun nach dem Leben. In England brauchte ihn seine kleine Schwester.
    Er wandte sich der Straße vor ihm zu und ging den ersten Schritt auf dem Weg des Krieger s … dem Weg nach Hause.

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