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Sakuro, der Daemon

Sakuro, der Daemon

Titel: Sakuro, der Daemon
Autoren: Jason Dark (Helmut Rellergert)
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es den besten Fisch in ganz England. Und morgen fahren wir für vier Wochen auf das Gut meines Vaters. Er hat uns beide eingeladen. Du wirst sehen, es wird eine herrliche Zeit.«
    Kenneth Branden trat an eines der beiden hohen Fenster und schob die Vorhänge zur Seite. Fast eine Minute starrte er schweigend in die Dunkelheit. Dann sagte er: »Es wird nicht gehen, Sheila. Ich habe noch zuviel zu tun. Ich muß den Nachlaß meines Vaters ordnen. Für morgen hat sich unser Rechtsanwalt angesagt. Ich kann hier nicht weg, Sheila. Und ich will auch nicht.«
    Das Mädchen drückte die Zigarette aus. »Du bist unverbesserlich«, stöhnte sie in gespielter Verzweiflung. »Ich habe schon mit deiner Absage gerechnet und mir deshalb einige Sachen mitgebracht. Ich werde nämlich ein paar Tage hierbleiben. «
    Kenneth wandte sich um. Er hatte beide Hände in den Taschen seiner ele-ganten Hausjacke vergraben. Jetzt nahm er sie heraus, und Sheila sah, daß seine Finger zitterten.
    »Was ist, Kenneth? Freust du dich nicht?«
    »Doch, doch. Aber mir persönlich wäre es lieber, du würdest morgen wieder fahren.«
    »Ja, bist du denn von allen guten Geistern verlassen? Willst du mich mit Gewalt loswerden? Oder hast du eine andere?« Sheila funkelte ihren Verlobten wütend an.
    »Nichts von alldem«, erwiderte Kenneth düster. »Aber in diesem Haus ist es zu gefährlich für dich. Ich spüre es. Ich bin einem schrecklichen Geheimnis auf die Spur gekommen. Ich möchte dich nicht in diesen Strudel mit hineinziehen. «
    »Alles Quatsch«, erwiderte Sheila. »Düsteres Geheimnis. Wir leben doch nicht mehr im Mittelalter. Du gehst heute mit mir essen und damit basta. Anschließend reden wir weiter. Abgemacht?«
    »Gut!« stimmte Kenneth Brandon zu. »Ich ziehe mich nur noch eben um.«
    Sheila Hopkins war schon fertig. Sie trug ein hellrotes Seidenkleid mit rundem Ausschnitt und eine echte Perlenkette um den Hals. Sheila verkürzte sich die Wartezeit mit einer Zigarette. Ihre Forschheit war nur gespielt. Sie spürte instinktiv, daß etwas nicht stimmte, daß etwas Unfaßbares, etwas Schreckliches auf sie zukommen würde.
    Kenneth kam wieder. Er trug jetzt einen dunkelblauen Anzug, ein weißes Hemd und eine rote Krawatte. Kenneth Brandon hielt viel von Lebensstil, im Gegensatz zu anderen jungen Leuten seines Alters.
    »Können wir?« fragte Sheila betont lustig.
    »Ja.«
    Bis Dover brauchten sie eine halbe Stunde. Das Restaurant lag in einer; kleinen Seitenstraße, war von außen. unscheinbar anzusehen und nur Kennern bekannt.
    Ein Ober in der Tracht der Fischer
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    begleitete die beiden jungen Leute an einen noch freien Tisch.
    Kenneth überließ Sheila die Auswahl der Speisen. Das Mädchen entschied sich für in Butter gedünsteten Heilbutt, Salat und einen leichten Weißwein. Kenneth Branden nahm das gleiche.
    Der junge Mann aß schweigend. Sheila versuchte ein Gespräch in Gang zu bringen, doch Kenneth enthielt sich fast jeglicher Antwort. Schließlich gab das Mädchen es auf.
    »Hat es Ihnen nicht geschmeckt, Sir?« fragte der Ober, als er Kenneth' fast noch vollen Teller wegräumte.
    »Doch, doch. Aber ich hatte keinen allzu großen Appetit.«
    Kenneth und Sheila blieben noch eine Viertelstunde sitzen, dann zahlten sie und gingen. Die frische Nachtluft draußen tat ihnen gut. Sheila hakte sich bei ihrem Verlobten unter.
    »Laß uns noch etwas laufen, ja?«
    Kenneth stimmte zu.
    Die beiden gingen in Richtung der Klippen. Vom Meer her blies ein frischer Wind.
    Sheila fröstelte. Kenneth legte seinen Arm um ihre Schultern. Er war mit seinen Gedanken ganz woanders.
    Sheila spürte das wohl, denn sie machte sich plötzlich frei und sagte: »Was ist eigentlich mit dir los, Kenneth?«
    Der junge Mann wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als er die Gestalt sah. Es war die gleiche wie damals in der Verbrennungskammer.
    Die Gestalt schwebte in der Luft, wurde himmelhoch und streckte eine Hand vor, auf der ein Kopf lag.
    Dr. Earl Brandons Kopf!
    Das kalte Entsetzen schnürte Kenneth die Kehle zu. Kein Wort drang über seine Lippen.
    Und plötzlich verwandelte sich der Kopf seines Vaters, er wurde zu einem Totenschädel, aus dessen leeren Augenhöhlen Blut tropfte.
    Dann war der Spuk verschwunden.
    Erst jetzt löste sich Kenneth Brandons Spannung in einem erlösenden Schrei.
    »Kenneth!« hörte er Sheilas Stimme. »Kenneth! Komm zu dir! Was ist denn?«
    Kenneth Branden wischte sich über die Augen. »Er war wieder da«, flüsterte der junge
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