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Safe!

Safe!

Titel: Safe!
Autoren: M.C. Steinweg
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Waschbecken hing ein Spiegel, in dem sie sich das erste Mal seit dem Aufstehen betrachtete. Sie erkannte sich selber kaum wieder. So furchtbar hatte sie nicht mal als Kind ausgesehen, wo sie damals in jede Ecke hinein gekrochen war. Ihre Haare standen dreckverkrustet zu Berge, das Gesicht war schwarz braun verschmiert, überall befand sich Blut und ihre Hände sahen so aus, als hätte sie damit ein Loch ausgehoben.
    Du liebe Güte. Dass man sie in diesem Aufzug überhaupt in ein Auto gelassen hatte. Schnell stellte sie sich unter die Dusche und reinigte sich von den Haaren bis zu ihren Zehen mit der Seife aus dem Spender, der dort an der Wand hing. Die Seife brannte auf ihrer Haut. Überall auf ihren Armen waren kleine Einschnitte und auf ihrer Stirn sogar ein größerer. Beim Abtrocknen blutete sie ins Handtuch, doch das war ihr egal. Da in dem Badezimmer kein Fön vorhanden war, machte Eve sich einen Knoten in ihre Haare und schlüpfte in ihre frischen Klamotten. Als sie die Tür aufmachte, huschten ihre Bewacher erst auseinander und ordneten sich dann in Reih und Glied auf dem Weg zum Schwesternzimmer hinter ihr ein. Gleich darauf musste sie wieder runter in die Ambulanz, wo sie ohne Wartezeit direkt in den Behandlungsraum vorgelassen wurde.
    Ein junger Arzt musterte ihre Kratzer. Die an den Armen desinfizierte er nur. Die Wunde auf der Stirn musste mit drei Stichen vernäht werden. Innerhalb weniger Minuten prangten drei starre schwarze Fäden wie fette Spinnenbeine aus ihrer Stirn, dann war ihr Besuch in der Ambulanz abgeschlossen.
    Freundlicherweise erklärte der Arzt Evelyn den Weg zum Chirurgische Intensiv Bereich, so dass sie dort auf eine Nachricht von Marc warten konnte. Ihre beiden Wachhunde begleiteten sie brav auch dorthin und wichen nicht von der Stelle. Sie saßen mit ihr in dem Wartebereich und schwiegen bis auf wenige Worte.
    Nach über zwei Stunden kam ein ganz in blau gekleideter Mann durch die Glastür, die den OP Bereich abtrennte. Sofort sprang Evelyn auf.
    ››Entschuldigung. Könnten Sie mir etwas zu Herrn Whitburn sagen ?‹ ‹
    ››Der mit der Schusswunde?‹‹
    Eve nickte. Vor ihren Augen stieg das Bild auf, wie Marcs Blut zwischen ihren Fingern hervor quoll, während sie ihre Finger auf seine Wunde presste.
    ››Der wird inzwischen wieder zu gemacht. Ich war nicht mit dabei, aber erfahrungsgemäß dürfte er in spätestens dreißig Minuten wieder draußen sein.‹‹
    Er vergrub seine Hände in den Taschen, die vorne auf dem Oberteil eingearbeitet waren. Dann nickte er und setzt seinen Weg fort. Ein bisschen länger dauerte es doch noch, bevor Marc von zwei Pflegern aus dem OP Trakt geschoben wurde. Er schlief. Beutel und Schläuche verteilten sich auf der Bettdecke und er sah zum Fürchten blass aus.
    Eve sprang erneut von ihrem Stuhl auf und lief den Pflegern hinterher.
    ››Wie geht es ihm ?‹ ‹
    Dieses Mal war die Antwort etwas großzügiger. ››Er hat es überstanden. Die Ärzte mussten ihm ein Stück der linken Niere wegnehmen, konnten aber den Rest erhalten. Er hat ziemlich viel Blut verloren. Aber er wird wieder. Wir bringen ihn jetzt auf die Intensivstation, wo er noch ein paar Stunden bleiben wird, bis er vollständig wach ist. Wenn keine Komplikationen auftreten, ist er bald wieder auf der normalen Station.‹‹
    Die beiden setzten ihren Weg mit Marc fort und Evelyn folgte ihnen. Niemand hielt sie auf, als sie mit auf die Intensivstation ging. Sie musste sich nur mit entsprechender Schutzkleidung versehen, dann durfte sie wieder zu ihm.
    Ihre Aufpasser mussten mal wieder draußen bleiben. Mit einem schmalen Lächeln bemerkte sie, dass die beiden genauso unglücklich aussahen wie die Hunde, die vor dem Supermarkt angeleint auf ihre Herrchen warteten. Marc lag alleine in einem Raum, was ihm ein wenig Ruhe verschaffte, da er durch das Piepen von den Maschinen, die die anderen Patienten versorgten, nicht gestört wurde. Evelyn setzte sich auf einem Stuhl, den man ihr ans Bett gestellt hatte und hielt seine Hand, während sie darauf wartete, dass er wach wurde.
    Mehr brauchte sie nicht. Alleine seine Gegenwart war unendlich tröstlich für sie. Über seinem Kopf piepste leise und regelmäßig ein Monitor im Takt zur angezeigten EKG Linie.
    Ohne ihn säße sie jetzt garantiert nicht hier. Ohne sein Eingreifen schon auf Gran Canaria, wäre sie jetzt bestenfalls in den Händen dieser Verbrecher, schlimmstenfalls schon lange tot. Und das alles nur wegen dieser Formel.
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