Safari-Turn-Kids auf Entdeckungstour

verbindliche Qualitätskriterien festzulegen. In diesem Kontext sind, insbesondere von der Kommission Gesundheit der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs), Qualitäten und Kernziele für Gesundheitssportprogramme erarbeitet worden, die inzwischen weite Anerkennung gefunden haben. Ferner haben auch die Spitzenverbände der Krankenkassen, die mit der Neufassung des § 20 Sozialgesetzbuch V durch das Gesundheitsreformgesetz 2000 wieder einen erweiterten Handlungsrahmen in der Primärprävention erhalten haben, in einem Leitfaden Qualitätsstandards für primärpräventive und gesundheitsfördernde Maßnahmen festgelegt. Der DTB hat diese Bestrebungen zur Qualitätsverbesserung und -sicherung von Anfang an unterstützt und aktiv mitgestaltet:
Bereits im Jahr 2001 wurden die wissenschaftlich abgesicherten Programme „Rücken-Fit“ und „Cardio-Fit“ in das Fortbildungsangebot der „Akademie vor Ort“ des DTB aufgenommen und von vielen Vereinen durchgeführt.
Mit „Gesund und Fit“, „Walking und mehr“, „Rückentraining sanft und effektiv“, „Optiwell“, „Appetit auf Bewegung“, „M.O.B.I.L.I.S. light “, „Fit bis ins hohe Alter“ und „Cardio-Aktiv“ wurden weitere standardisierte Gesundheitssportprogramme umgesetzt.
    Auch mit dem vorliegenden Kursprogramm „SAFARI-TurnKids“ reagiert der Deutsche Turner-Bund auf diese Bedürfnisse.
    Bei der Entstehung von Übergewicht und Adipositas spielen neben der genetischen Disposition vor allem Faktoren wie Lebensstil, soziales Umfeld, sozioökonomischer Status, Freizeit-, Bewegungs- und Ernährungsverhalten, aber auch psychosoziale Faktoren eine entscheidende Rolle. Aktuelle empirische Befunde zum Gesundheitsstatus von Kindern und Jugendlichen in Deutschland konstatieren u. a. eine weiterhin besorgniserregende Entwicklung zum Übergewicht: 15% der Kinder und Jugendlichen im Alter von 3-17 Jahren sind bereits übergewichtig, 6,3% sogar adipös. Bei Bemühungen um eine Veränderung des Lebensstils im Sinne einer multidisziplinären Gesundheitsförderung spielt der Lebens- und Sozialraum Sportverein eine besondere Rolle. Insgesamt werden drei Strategien im Bereich der bewegungsbezogenen Prävention als Lösungsmöglichkeiten gesehen: die Steigerung der körperlichen Alltagsaktivität, die Reduzierung der körperlichen Inaktivität (z. B. Medien, PC) und gezielte Sportprogramme. Mit SAFARI-TurnKids ist in diesem Zusammenhang eine Erfolg versprechende Konzeption zur Prävention von Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen durch sportliche Aktivität entstanden.
    Das vorliegende Kursmanual ist die „Arbeitsanleitung“ für den Übungsleiter, der diesen Kurs im Verein anbieten möchte. Es steckt den inhaltlichen Rahmen ab, zeigt die methodischen Vorgehensweisen und bietet so der Kursleitung eine sichere, praxisnahe Nutzung.
    Wir wünschen den Kursleiterinnen und Kursleitern viel Erfolg und den Teilnehmerinnen und Teilnehmern an diesem neuen Programm viel Spaß.
    Paul-Gerhard Wienberg-Schaper
    Vizepräsident Allgemeines Turnen des
    Deutscher Turner-Bundes

1 Einführung
    Die Verbreitung von Übergewicht und Adipositas hat sich zu einem Schlüsselproblem unserer Gesellschaft entwickelt. Laut der Deutschen Adipositas-Gesellschaft (2007) ist etwa jeder dritte erwachsene Bundesbürger deutlich übergewichtig. Aktuelle Daten zur Wachstums- und Gewichtsentwicklung von Kindern und Jugendlichen seit 1998 berichten von 18,3% übergewichtiger und 7,2% adipöser Mädchen sowie 19,5% übergewichtiger und 8,6% adipöser Jungen in der Altersgruppe der Neun- bis 10-Jährigen (Kromeyer-Hauschild, 2004). Der jüngste bundesweite Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS) des Robert-Koch-Instituts berichtet von einer Prävalenz von 15% übergewichtiger und 6,3% adipöser Kinder und Jugendlicher im Altern zwischen drei und 17 Jahren (Kurth & Schaffrath Rosario, 2007). Außerdem belegen Studien, dass die Zahl der an Übergewicht erkrankten Kinder in den westlichen Industrienationen stetig ansteigt. Auch in Deutschland gehört das Übergewicht zu den wichtigsten öffentlichen Gesundheitsproblemen.
    Die Ursachen von Übergewicht sind vielfältig und individuell verschieden. Genetische Faktoren, Merkmale einer adipogenen Umwelt, ein moderner Lebensstil,