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Säule Der Welten: Roman

Säule Der Welten: Roman

Titel: Säule Der Welten: Roman
Autoren: Karl Schroeder
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besucht und wusste, dass die Welt nicht nur künstlich geschaffen, sondern auch zerbrechlich war. In ihrer Manteltasche steckte ein Werkzeug, mit dem man alles zerstören konnte, wenn man nur wusste, was es war und wie man es zu gebrauchen hatte.
    Das waren Dinge, die sie niemandem mitteilen konnte.
    Aber sie konnte erzählen, wie ihre Wahlheimat Slipstream von einer benachbarten Macht namens Mavery angegriffen worden war. Wie aus der Nacht Raketen herangerast und wie rote Blumen auf der Innenfläche von Rushs Habitaträdern erblüht waren. Wie sich die Stadt nach dem ersten Schreck aufgerafft und eine Strafexpedition unter Führung ihres Gemahls ausgerüstet hatte.
    Sie erklärte Diamandis, dass Maverys Angriff eine Finte gewesen war. Er lauschte gebannt, als sie das morsche, endzeitliche Staatsgebilde mit Namen Falkenformation beschrieb, das ebenfalls ein Nachbar von Slipstream war. Die Falken hatten sich mit Mavery verbündet,
um Slipstreams Flotte von Rush wegzulocken. Sobald die Hauptstadt schutzlos gewesen wäre, hätte die Falkenformation einrücken und alles zerstören sollen.
    Die Wahrheit lautete, dass Veneras privates Spionagenetzwerk die Verschwörung aufgedeckt und Chaison und Venera Fanning sich mit sieben Schiffen der Flotte in geheimer Mission auf die Suche nach einer Waffe gemacht hatten, mit der sie die Falken aufhalten könnten. Diamandis tischte sie eine andere Geschichte auf: ihr Flaggschiff und sein Geleitschutz seien von Falken-Räubern verfolgt und aus der Helligkeit der Zivilisation in die Finsternis des ständigen Winters gejagt worden, die den größten Teil Virgas beherrschte.
    Das sei vor einem Monat geschehen.
    Nun konnte sie wieder mit der Wahrheit fortfahren: Sie schilderte eine Schlacht mit Piraten, die Gefangennahme durch diese, ihre Flucht und weitere Abenteuer nahe der Außenhaut der Welt. Dann erklärte sie Diamandis, sie hätten Candesce angesteuert, um dort Hilfe für ihre bedrängte Nation zu suchen. Sie verriet jedoch nicht, dass keine der alten Prinzipalitäten im Umkreis der Sonne ihr Ziel gewesen war. Tatsächlich hatten sie nach einem Piratenschatz gesucht, besonders nach dem unscheinbaren Gegenstand, der jetzt in Veneras Jackentasche steckte. Der Schlüssel zu Candesce selbst war die begehrte Beute gewesen.
    In Veneras Version hatte man der Slipstream-Expedition einen feindseligen Empfang bereitet und sie in die glühend heißen Regionen um Candesce gejagt. Verräterische Plünderer aus der Nation Gehellen hätten sie überfallen und die Hälfte ihrer Schiffe zerstört.

    In Wirklichkeit hatten sie und ihr Gatte den Gehellesen den Piratenschatz vor der Nase weggeschnappt und waren dann geflüchtet - er zurück nach Slipstream und sie ins Innere der Ersten Sonne. Dort hatte sie zeitweise eines von Candesces Systemen abgeschaltet. Währenddessen sollte Chaison Fanning einen Überraschungsangriff gegen die Flotte der Falkenformation führen.
    Slipstreams kleiner Expeditionstrupp wäre - unter normalen Umständen - für die mächtigen Falken kein Gegner gewesen. Doch für diese eine Nacht sollte der Spieß umgedreht werden.
    Venera hatte keine Ahnung, ob das Manöver ein Erfolg gewesen war. Aber sie verriet Diamandis nicht - das hätte sie niemandem verraten -, dass sie fürchtete, ihr Ehemann sei tot, die Flotte zerstört und der Palast des Piloten in Rush von Falkenkreuzern umzingelt.
    »Als Gehellen angriff, ging ich über Bord«, sagte sie. »Zusammen mit einem großen Teil der Mannschaft. Wir waren der Ersten Sonne sehr nahe, und als der Morgen kam, verbrannten wir … Ich hatte Fußflossen und konnte zunächst davonfliegen, doch dann verlor ich erst eine, dann auch die zweite Flosse. Danach weiß ich nichts mehr.«
    Diamandis nickte. »Sie wurden hierher getrieben. Sie hatten Glück, die Winde waren günstig für Sie. Wären Sie nach Candesce zurückgetragen worden, Sie wären zu Asche verbrannt.«
    Zumindest insoweit hatte er Recht. Venera unterdrückte einen Schauer und sank in ihren Sessel zurück. Mit einem Mal war sie unendlich müde. »Ich muss jetzt schlafen.«

    »Unbedingt. Kommen Sie, ich helfe Ihnen zum Bett.« Als er ihren Arm berührte, zischte sie vor Schmerzen. Diamandis trat zurück, sein Blick verriet lebhafte Besorgnis.
    »Es gibt Mittel - Cremes, Salben … Ich werde losziehen und sehen, was ich besorgen kann. Im Moment brauchen Sie Ruhe. Sie haben eine Menge durchgemacht.«
    Venera widersprach ihm nicht. Sie ließ sich vorsichtig auf das Bett nieder,
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