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Rywig 03 - Meine Träume ziehn nach Süden

Titel: Rywig 03 - Meine Träume ziehn nach Süden
Autoren: Berte Bratt
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raus.
    Es wurde dunkel. Ich kuschelte mich in Heikos Armbeuge. Das einzige, was gesprochen wurde, kam von meiner lieben Schwester: „Hört, Kinder. Ihr habt euch eine ganze Menge zu sagen, das weiß ich. Sprecht euch aus, auf englisch! Davon verstehe ich nicht mehr als ,Fred, here is an apple for you’ und ,Thank you’.“
    Ich mußte Heiko erklären, daß dieser Satz jedem norwegischen Schulkind geläufig ist. Er steht nämlich am Anfang des ersten englischen Lesebuchs!
    „Du bist ein Goldschatz, Senta.“
    „Weiß ich. Und nun störe mich nicht, ich möchte schlafen.“
    Sie steckte sich ihren zusammengerollten Mantel unter den Kopf und machte die Augen zu.
    „Heiko“, flüsterte ich. „Heut kennen wir uns vierzehn Tage, ist dir das klar?“
    „Mir ist eher klar, daß wir uns vier Monate kennen!“
    „Ist dir die Zeit so lang vorgekommen?“
    „Dummerle. Vor vier Monaten wechselten wir die ersten Worte.“ „Ach so. Über die Impala-Antilopen. Du kamst damals wie vom Himmel, Peter wollte ja nicht glauben, daß es stimmte mit den Impalas.“
    „Sonnie, eigentlich hast du mir nie etwas von diesem Peter erzählt. Nicht, daß deine Vergangenheit mich viel angeht, aber...“ „Tröste dich, Heiko. Ich habe keine Vergangenheit, außer einem Kuß auf einem Klassenfest, als ich sechzehn war, und dann.“
    „Ich will es ja gar nicht wissen! Das einzige, was mich interessiert, ist, ob dieser Peter nun wahnsinnig enttäuscht sein wird, weil du und ich...“
    „Nein, Heiko. Ich habe ihn seit Weihnachten nicht gesehen und werde ihn mit Gottes Hilfe auch nie wiedersehen.“
    „So? Habt ihr euch verkracht?“
    „Noch schlimmer. Ich möchte dir eigentlich die ganze Geschichte erzählen.“
    „Dann tu es, mein Schatz.“
    Ich tat es. Ich erzählte von Ankes Besuch, von Peters Tee Einladung und wie Senta ihn rausgeworfen hatte, als er mich abholen wollte.
    „Arme kleine Anke“, sagte Heiko leise. „Wenn sie nun an dem
    Tag nicht gekommen wäre, Sonnie - was dann?“
    „Ja, was dann? Ich weiß es nicht. Ich habe gar keine Erfahrungen mit solchen... solchen professionellen Verführern.“
    „Eben. Und grade die unerfahrenen Mädchen sind am meisten gefährdet, wenn so ein Kerl seine ganzen Künste auspackt. Anke war ja auch unerfahren, sagst du.“
    „Ja. Und sie. ach Heiko, es tut mir so wahnsinnig leid um sie! Kannst du dir so was Schreckliches vorstellen: ein Kind zu erwarten und unglücklich darüber zu sein! Ein Kind zu kriegen ist doch was Wunderbares - wenn ich daran denke, wie glücklich unsere Beatemutti war, als sie Stefan erwartete und Annettchen. So glücklich möchte ich auch einmal werden, Heiko. Und so wird es auch kommen. Denn wenn ich einmal ein Kind kriege, dann wird es dein Kind sein.“
    Heiko drückte mich sanft an sich. Sein Mund streifte meine Haare.
    Es war ganz dunkel, als wir in Nairobi ankamen. Vor unserem Hotel nahmen wir von Moses Abschied. Viele und zum Teil große Scheine wanderten aus dankbaren Touristenhänden in seine sehnigen, gewandten schwarzen Arbeitshände. Ich glaube, wir gaben alle doppelt so viel Trinkgeld, als wir beabsichtigt hatten. Aber Moses hatte auch doppelt so viel Arbeit geleistet, als man billigerweise verlangen könnte.
    Die Hotelhalle war proppenvoll. Die Gäste von den Küstenhotels waren grade angekommen. Sie sollten am nächsten Tag gleichzeitig mit uns nach Hause fliegen.
    Einer der ersten, die ich sah, war Herr Klinger. Wir feierten ein begeistertes Wiedersehen, und es war selbstverständlich, daß wir beim Abendessen mit ihm am gleichen Tisch saßen.
    „Daß Sie die Safari nicht mitmachten, Herr Klinger!“ sagte Senta.
    „Ja, sehen Sie, es fehlte nicht an Lust. Aber wissen Sie, in meinem Alter soll man doch ein bißchen vorsichtig sein. Wenn ich nun mitten in der Steppe eine Herzattacke oder so was kriegte? Dann wäre die ganze Safari im Eimer gewesen auch für meine Mitreisenden. Und das wollte ich nicht riskieren.“
    Er hatte von unserem Küstenhotel aus eine kurze Flugsafari gemacht, die auch sehr schön gewesen war.
    Im Laufe des Gesprächs erwähnte er, er wohne in Flensburg.
    „Dann fliegen Sie wohl auch gleich weiter nach Hamburg?“ fragte Heiko.
    „Nein, leider nicht. Dummerweise habe ich keine Flugkarte gebucht. Jetzt bereue ich es.“
    „Herr Klinger!“ rief ich. „Wollen Sie meine haben? Ich möchte nichts auf der Welt lieber als sie loswerden!“
    „Nanu, wollen Sie denn in Frankfurt bleiben?“
    „Nein, aber ich möchte mit
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