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Rywig 03 - Meine Träume ziehn nach Süden

Titel: Rywig 03 - Meine Träume ziehn nach Süden
Autoren: Berte Bratt
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war unser Gepäck von Moses’ geschickten Händen verstaut worden, zum letzten Mal hatte er seine „dear group“ gebeten einzusteigen. Wenn wir am Abend ausstiegen, mußten wir uns von Moses verabschieden. Morgen um diese Zeit würden wir schon in der Luft sein und nach weiteren acht Stunden in Frankfurt landen.
    „Fliegst du nach Hamburg?“ fragte ich Heiko.
    „Hast du einen Sonnenstich? Fliegen - wenn ich für ein Viertel des Geldes mit der Bahn fahren kann?“
    „Zu dumm, daß mein Flug schon gebucht ist! Ich wünschte, ich könnte mit dir fahren.“
    „Das wäre fein, wenn es möglich wäre! Zusammen mit dir die Nacht durchfahren, und dann gleich nach Hause, damit du meine Eltern kennenlernst. Aber eins steht fest, Sonnie. Ich komme nach Norwegen, irgendwann in diesem Jahr noch. Deine schwergeprüften Eltern müssen jedenfalls dieses verrückte Wesen kennenlernen, mit dem du in einen anderen Erdteil ziehen wirst!“
    Wir fuhren durch Massaidörfer, wo gerade Markt war. „Genau wie in Frankreich“, sagte Herr Dieters. „Da ist auch der Sonntag der große Markttag!“
    Nach ein paar Stunden kam die Sonne für eine Weile durch. Zum Glück, kurz bevor wir in das Städtchen Arusha einfuhren. Dort hatten wir einen kurzen Aufenthalt und konnten den bunten Markt bewundern, filmen und fotografieren. Mit Einzelpersonen war es schlimmer. Hier verlangten sie, ohne mit der Wimper zu zucken, drei Shilling! Allerdings ließen sie mit sich reden, aber mit drei fing es an! Als Senta eine farbenprächtig angezogene Massaifrau mit Baby knipste, stellte sich ein kleiner Knirps unaufgefordert dazu und klebte an der Seite der Frau. Als sie ihre vereinharten zwei Shilling bekam, schrie das selbstbestallte Fotomodell: „You have fotoed me! You have fotoed me! I’ll have a shilling“ - dabei hielt er Senta ein empfangsbereites und sagenhaft dreckiges Pfötchen hin.
    Senta gelang es, ihn abzuschütteln, und sie kam zurück in den Wagen. Dort tauchte der kleine Geschäftstüchtige wieder auf.
    Nun ergriff ich die Initiative, ich konnte ja besser Englisch, außerdem half mir Heiko mit ein paar Worten Suaheli. Daß ich es nicht war, die fotografiert hatte, fiel dem kleinen Gauner nicht ein.
    Schöne Menschen waren diese Massais! Und der bunte Markt! Zum ersten Mal in meinem Leben sah und aß ich die süßen, roten Bananen. Die Leute trugen ihre Waren auf dem Kopf zum Markt und ebenso ihre Einkäufe nach Hause.
    Heiko seufzte.
    „Jetzt befinden wir uns nur ein paar Meter von der Direktion des Nationalparks“, sagte er leise. „Wenn du wüßtest, wie gern ich hinrennen und fragen würde und...“
    „Warum bist du denn nicht gleich gerannt, statt den Markt zu filmen?“ fragte ich.
    „Das weißt du doch, Impala. Wenn ich einen Vorstoß mache, will ich so gut gerüstet sein, daß sie mich ernst nehmen. Zuerst das Examen, etwas mehr Suaheli, und dann den Pilotenschein.“
    „Den - was?“
    „Pilotenschein. Nein, ich beabsichtige nicht, Verkehrsflieger zu werden, aber ich möchte ein kleines Sportflugzeug fliegen können.“ Da drehte Frau Dieters sich um.
    „Verzeihung, Heiko, ich horchte nicht, aber ich konnte nicht vermeiden zu hören, was Sie sagten. Passen Sie mal auf, unser Schwiegersohn in Hamburg ist Flieger, sogar Verkehrsflieger. Wir werden ihn übermorgen treffen. Soll ich mit ihm darüber sprechen? Vielleicht könnte er Ihnen behilflich sein, Ihnen so viel Theorie einhämmern, daß Sie es nachher mit möglichst wenig Unterrichtsstunden schafften?“
    „Frau Dieters, Sie sind einmalig! Natürlich wäre ich Ihnen ganz furchtbar dankbar!“
    „Hier“, sagte Frau Dieters und kritzelte ein paar Worte auf einen Zettel. „Das ist seine Anschrift. Melden Sie sich bei ihm, ich werde ihn schonend auf Ihren Besuch vorbereiten!“
    Neben einer Kaffeeplantage hielten wir eine Rast. Ich klaute zwei Kaffeebohnen, - ich meine, Kaffeebeere«. Nicht weil ich sie unbedingt brauchte, sondern um mir selbst und anderen sagen zu können, ich hätte Kaffeebohnen gepflückt!
    Es ging weiter. Hier mußte es tüchtig geregnet haben, die Straßen waren aufgeweicht, und wir kamen nur langsam vorwärts. An einer Stelle war eine Strecke von etwa hundert Metern ganz einfach verschwunden. Statt der Straße lag ein See vor uns!
    Für Moses eine Kleinigkeit! Das Wasser reichte nur zur Räderachse, und der Boden war weder steinig noch lehmig. Das Auto tauchte hinein, so selbstverständlich wie ein Seehund, und kam heil und munter wieder
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