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Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Titel: Runlandsaga - Die Schicksalsfestung
Autoren: Robin Gates
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sehr geliebt hat. Sie hat sich in all das verwandelt, das uns umgibt, sich ändert und doch stets bei uns bleibt. Die erste Sterbliche, die dies vollbracht hat. Jahanila hat mir davon erzählt, dass die Serephin uns einst erschufen, um das Gleichgewicht zwischen Chaos und Ordnung wieder herzustellen. Eines Tages würden wir dazu in der Lage sein. Offenbar haben wir nach den zahllosen Äonen, seitdem wir ins Leben gerufen wurden, den ersten Schritt dazu getan.«
    Beeindruckt sah die Herrin des Regenbogentals den jungen Mann an. Zum ersten Mal erkannte Enris deutlich, wie viel sie von ihm zu halten schien.
    »Du hast deine Sache sehr gut gemacht«, sagte sie leise.
    Er schmunzelte, ein wenig verlegen. »Ich? Danke ... aber was habe ich schon groß getan? Das meiste zur Rettung Runlands haben andere erledigt.«
    Sie runzelte die Stirn. »Das denkst du doch nicht wirklich, oder? Du magst kein Magier sein wie Margon oder Arcad es waren, aber dennoch stünden wir alle ohne dich heute nicht hier. Wie ein Staatsmann hast du die unterschiedlichsten Kräfte zusammengeschmiedet, die sonst niemals an unserer Seite gekämpft hätten. Ich möchte jemanden mit deinen Fähigkeiten ungern wieder ziehen lassen. Überlege es dir. Ich werde nicht ewig leben, und wie es aussieht, werde ich keine Kinder als Erben hinterlassen. Dieses Land wird eines Tages Männer und Frauen wie dich brauchen, die es durch schwierige Zeiten führen, wenn ich nicht mehr bin.«
    Enris öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, aber Königin Tarigh hob ihre Hand, und er schwieg. »Reise ruhig nach Tyrzar, um Themet deiner Familie vorzustellen. Aber du sollst wissen, dass du auf Burg Cost immer ein Zuhause vorfinden wirst, und kein Gästezimmer.«
    Enris senkte den Kopf. »Ich danke Euch. Wenn es Zeit dafür ist, werde ich gerne auf Euer Angebot zurückkommen.«
    »Gut. – Und jetzt komm mit, bevor die anderen vor Ungeduld platzen. Lass uns feiern, dass der Untergang der Welt noch einmal abgewendet wurde.«
    Gemeinsam verließen die beiden den Söller und folgten den lauter werdenden Stimmen ins Innere von Burg Cost. Ein frischer Wind war aufgekommen und strich wie neugierig um die schroffen Mauern. Bald stiegen Gelächter und Musik durch die offenen Fenster in den abendlichen Himmel, an dem sich allmählich die ersten Sterne entzündeten. Der helle Schein, der von Kerzen und offenem Feuer verbreitet wurde, leuchtete weithin über das dunkle, alte Land. Im Inneren der Burg aber wurden noch bis tief in die Nacht hinein Geschichten erzählt und die Namen jener ausgerufen, die an ihnen einen Anteil gehabt hatten, Fackeln der Erinnerung gegen das Vergessen, während sich das Rad des Lebens lautlos und unaufhörlich weiterdrehte.

37
    Mit einem erleichterten Lächeln auf den Lippen betrat er Cyrandiths Thronsaal.
    Das Mädchen hatte tatsächlich Erfolg gehabt. Die Erschütterung, die durch alle Welten gerollt war, hatte er auch hier, innerhalb von Carn Wyryn, gespürt. Die Temari waren zum ersten Mal aus dem Schatten ihrer Erschaffer herausgetreten. Eines Tages würden sie dazu beitragen, die Götter des Chaos zurückzuholen. Sein Blick glitt gleichmütig über die Abbilder seines Lebens an der Wand des Saals. Er schritt auf den riesigen Thron zu und setzte einen Fuß auf die erste der Stufen, während der Gesang der Fäden seines Netzes ihm in den Ohren dröhnte.
    Das Mädchen hatte auch ihn verändert. Dank ihr erinnerte er sich nun wieder. Mochten sich auch die dringendsten Aufgaben vor ihm auftürmen – die Gefühle, die er für jenes Wesen empfand, das er zu finden trachtete, wogen schwerer. Vielleicht war dies die wichtigste Lehre, die er aus seinem menschlichen Dasein gezogen hatte. Die Träumende war ein gnadenloser Lehrer. Aber er war jetzt bereit. Die verbannten Serephin hatten auch ohne seine Hilfe überlebt. Sie konnten noch eine Weile warten.
    Er schloss die Augen und ließ sich auf Cyrandiths Thron nieder. Die brausenden Stimmen rissen ihn mit sich, ihn stetig bei seinen verschiedenen Namen rufend,
    Oláran
    Margon
    bis schließlich ihr Gesang zu einem verschmolz.
    Moranon.
    Er war sie beide, er war der Schattenwanderer, und pfeilschnell wie ein Falke flog er einem neuen Leben als Mensch entgegen, einer neuen Geburt, einer neuen Suche nach ihr, um sie irgendwann wieder in seinen Armen zu halten. Er würde sie finden.

Hinter dem Vorhang
    Liebe Leser, die Runlandsaga ist an ihrem Ende angekommen. Dieses Projekt begann während einer wunderbaren Woche
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