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Ruf! Mich! An! - Buschheuer, E: Ruf! Mich! An!

Ruf! Mich! An! - Buschheuer, E: Ruf! Mich! An!

Titel: Ruf! Mich! An! - Buschheuer, E: Ruf! Mich! An!
Autoren: Else Buschheuer
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abräumen?«, frage ich die Kaugummi kauende Kellnerin. »Mir ist schlecht!«
    In einem Winkel auf einem Barhocker sitzt Maik und pult mit einer Nagelschere den aufgestickten Namenszug»Parkhotel« aus einem Handtuch. Maik trägt oben eins dieser interessanten Broiler-Hemden in Rosé/Lachs/ Flieder/Beige mit Ahornblattmotiven, 9,90 in Rudi’s Resterampe, untenrum ist er zu meiner Bestürzung nackt. Er sieht mich und stürzt hocherfreut auf mich zu.
    »Bobrigga«, ruft er und wischt die Grüßhand am Hemdensaum ab: »Dos dorf doch wohl nisch wohr sein!« Wir brauchen keinen Eintritt zahlen, und Maik lässt die Stinke-Snacks entfernen: »Schnell, sonst wärisch krandsch!«
    »Grantig«, übersetze ich Dietrich, denn ich spreche mittlerweile einige Brocken Broilerisch. Mändy schwirre auch irgendwo rum, sagt Maik zwinkernd. Dietrich erspäht sie im Halbdunkel des Nebenraums und lockert angriffslustig seine Gürtelschnalle.
    Sie sehen aus wie die Jakob Sisters in Jung. Sie heißen Kathleen, Doreen, Nadine, Janine. Sie rauchen Karo, Cabinet, Club und Duett. Sie haben oben auf dem Kopf eine blonde Pudelkrause und unten hängen schwarze glatte Strähnen. Sie sagen immer: das fetzt, das poppt, urst, voll unklar, einwandfrei. Aber Dietrich ist schon wieder geil.
    »Hey, Tarzan! Ich sprach von Milieustudie, nicht von einer überstürzten Fickaktion«, sage ich. »Kuck sie dir an! Sie haben waschbare Einkaufsbeutel aus Dederon. Sie essen Sättigungsbeilagen. Sie blockieren die linke Fahrspur. Sie benutzen Yvette-Intimspray. Sie rotzen in Zellstofftaschentücher. Sie essen Abendbrot …«
    »Macht nix.«
    »Sie wohnen in Zwei-Raum-Wohnungen. Sie lesen zwischen den Zeilen. Sie fielen nach der Wende in Löcher. Sie kombinieren Oberlippenbärte mit pastellgemusterten Krawatten …«
    »Nobody is perfect.«
    »Sie haben verkniffene Gesichter, falsche Zähne, Dauerwellen, Vokuhila-Frisuren und ein dramatisches Sockenproblem …«
    »Ein Loch ist ein Loch ist ein Loch«, sagt Dietrich.
    »Die Mauer hieß bei ihnen ›antifaschistischer Schutzwall‹. Sie halten sich gern in überheizten Räumen auf. Sie sind Tag und Nacht auf Schnäppchenjagd.«
    Dietrich zieht eine Augenbraue hoch. »Tel Aviv! Was ich brauche, hat jede Frau.« Er nähert sich den Broiler-Mädels. Die strecken ihre Arschgeweihe raus, als trügen die das Gütesiegel der Metzger-Innung. Es dauert keine fünf Minuten, bis Dietrich seinen freirasierten Dödel aus dem Stall holt und den kreischenden Weibern übereignet. »Warum Zeit verlieren?«, ruft er mir über die Schulter zu. »Wie betete doch der alte Augustinus? Mach mich tugendhaft, aber noch nicht gleich!«
    Ein Anblick, den man keinem wünscht! Ein Comicstrip, der in der Hölle spielt: Dietrich, nackt, befummelt von Dutzenden Broiler-Händen mit neongrell lackierten Nägeln. Ich gönn’s ihm ja, aber er soll sich beeilen. Während sich ausgerechnet meine Nachbarin Mändy in Lewinsky-Pose an Dietrich zu schaffen macht, textet mich Maik zu. Er hat sich praktisch mit dem blanken After auf dem Barhocker angesaugt und erzählt, dass er ab und an »einen Schdripp im Voupou-Kostüm hinlegt – unn was füor einen!« Mit Maik plaudern oder mit Mändy ficken – eine Entscheidung zwischen Pest und Cholera.
    Viel reden fördert Mundgeruch. Deswegen kommt derselbe häufig bei Politikern vor. Geruchsfördernde Bakterien werden nicht vom Speichelfluss entfernt. Die ständige Zungenbewegung fördert die Geruchsgase zusätzlich nach draußen. Hoffentlich kommt es Dietrich bald! Ich biete Maik ein Orbit blau an. Er nimmt es, will aberärschtma seinen Witz zu Ende erzählen. »Was haben Nonnen unn Reißzwecken gemeinsam? Beide sinnse spitz, wennse aufm Boden liegen, höhöhö. Warum lässt der Ganagge sich sou buschige Gottletten wachsen? Weils dämnäschst Handys mit Glettvorschluss gibt! Höhöhö!«

49. Sex mit einem Alien
    Den größten Teil meiner Zeit verbringe ich damit, sie zu verschwenden.
    Ich war schon dreimal in der Küche, um mich zu vergewissern, dass die Kaffeemaschine aus ist. Irgendjemand hat mit dem Finger in die Staubschicht auf meinem Fernseher »Sau« geschrieben. Ich gerate in Panik und suche nach Spuren des Täters, aber ich finde keine. Die Jalousien sind zu, die Alarmanlage funktioniert, und die Wohnungstür ist zweifach abgeschlossen. Es wird wohl Dietrich gewesen sein. Oder Valmont? M & M? Schörg-Oppowa? Ich unter Valium? Ich mache für alle Fälle ein Polaroid, hole mein Antistatikspray und
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