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Rubinrotes Herz, eisblaue See

Rubinrotes Herz, eisblaue See

Titel: Rubinrotes Herz, eisblaue See
Autoren: Morgan Callan Rogers
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am Kai befestigt war, und gab Mr. Barrington das Geld zurück, woraufhin der ihm einen Zehndollarschein in die Hand drückte.
    Sam nahm Bud den Schein weg und hielt ihn Mr. Barrington wieder hin. »Den braucht er nicht.«
    »Lassen Sie ihm doch das Geld«, sagte Mr. Barrington.
    »Nicht nötig.«
    »Er hat dafür gearbeitet.«
    »Ja, das ist wohl richtig«, sagte Sam. »Aber fünf reichen auch.«
    Mr. Barrington gab Bud einen Fünfer.
    Bud grinste mich an, bis Sam ihn in die Seite stieß. »Bedank dich«, sagte er, und das tat Bud.
    Mr. Barringtons Blick fiel auf mich. »Wie geht es dir, Florine?«, fragte er und zwinkerte mir zu.
    Ich rückte näher an Daddy heran. »Gut«, sagte ich.
    »Das freut mich.« Mr. Barrington wandte sich zu Daddy. »Sie ist ein aufgewecktes Mädchen.«
    »Sie ist wie ihre Mutter«, sagte Daddy.
    »Schon möglich«, erwiderte Mr. Barrington, und damit gingen er und Andy zurück zum Auto. Sie fuhren die Straße wieder hinauf und verschwanden mit ihren Krüppeln, was mir ganz recht war, denn ich konnte keinen Hummer mehr sehen. Wenn ich die Wahl zwischen einem Hotdog und einem Hummer hätte, würde ich jederzeit den Hotdog nehmen, am liebsten mit Honig und Saure-Gurken-Scheiben und einem schönen heißen Brötchen.
    Stinnie tuckerte in seinem altersschwachen Pick-up ebenfalls davon, und wir vier gingen zu Fuß die steile Straße hinauf, Sam und Daddy vorneweg, Bud und ich hinterher.
    Ich mochte den Blick, der sich uns von hier aus bot. Die vier Häuser von The Point ragten wie krumme Zähne aus dem von zähem Gras durchsetzten Granit. Das Haus der Warners lag ganz vorne am Wasser, ein Stück oberhalb davon stand das der Butts. Unser Haus duckte sich unter eine Reihe hoher Kiefern, und schräg gegenüber lag das Haus von Grand. Über die Bäume dahinter spannte sich weit und blau der Himmel. Die Sommergäste bekamen dieses Bild kaum zu sehen. Sie standen lieber oben auf dem Hügel und fotografierten den Hafen. »Wie pittoresk«, sagten sie. »Es muss wunderbar sein, hier zu leben.« Im Januar, wenn der Wind vom Meer herübertorkelte wie ein alter Säufer und uns seine Fahne um die Ohren schlug, ließen sich hier allerdings nur wenige Touristen blicken.
    »Was hast du mit dem Geld vor?«, fragte ich Bud.
    »Sparen. Für ein Auto.«
    »Du kannst doch noch nicht mal fahren.«
    »Irgendwann schon.«
    Sam und Daddy unterhielten sich über Mr. Barrington.
    »Mann, das war ne Menge Geld«, sagte Sam.
    »Der hat nichts, was wir nicht haben«, erwiderte Daddy.
    »So kann man’s auch sehen«, sagte Sam, und beide lachten.
    Bud und Sam bogen ab, und wir gingen weiter zu Grands Haus. Manchmal aßen wir abends bei Carlie im Lobster Shack, aber jetzt wollte Daddy sich etwas Sauberes anziehen und einen ruhigen Abend zu Hause verbringen, und Grand bekochte uns gerne, also aßen wir bei ihr.
    Der Duft nach warmem Brot und Schellfischpastete, der aus Grands Küche drang, lockte uns schon von Weitem. Sie schickte mich in den Garten, um ein paar Gurken zu holen, und ich schnitt sie in Scheiben, füllte sie in eine rubinrote Glasschüssel und gab Cider-Essig, Salz und Pfeffer darüber.
    Ich erzählte die Geschichte mit dem Geld, und Daddy sagte, es wäre ein guter Tag gewesen, draußen auf dem Wasser. Grand meinte, aus mir könnte eine richtige Bäckerin werden, wenn ich mir Mühe gäbe. Dann ging Daddy nach Hause, während ich Grand beim Abwasch half. Später saßen wir zusammen im Wohnzimmer. Daddy schaute sich ein Spiel der Red Sox an, und ich las Richie-Rich-Comics, bis mir die Augen zufielen. Als ich im Bett lag, träumte ich, ich wäre in eine Schüssel mit schleimigem Teig gefallen und käme nicht wieder heraus. Plötzlich fragte Daddy: »Was zum Teufel hast du getan?«
    »Ich bin in die Schüssel gefallen«, sagte ich, doch dann begriff ich, dass die Frage gar nicht in meinen Traum gehörte. Ich öffnete die Augen. Der Mickymauswecker auf meinem Nachttisch zeigte ein Uhr.
    »Ich mochte dein Haar«, sagte Daddy. »Warum hast du das gemacht?«
    »Nur so zum Spaß«, sagte Carlie. »Weißt du nicht, was Spaß ist? Dumme Frage. Nein, weißt du nicht.« Die Kühlschranktür wurde geöffnet. »Nichts zu essen da? Geht die Frau des Hauses denn nie einkaufen?« Sie klang, als würde sie durch zähflüssigen Sirup sprechen.
    »Bist du so betrunken, wie du aussiehst?«, fragte Daddy.
    »Schon möglich, aber vor allem bin ich hungrig. Meinst du, Grand nimmt’s mir übel, wenn ich ihren Kühlschrank
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