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Ronin. Das Buch der Vergeltung (German Edition)

Ronin. Das Buch der Vergeltung (German Edition)

Titel: Ronin. Das Buch der Vergeltung (German Edition)
Autoren: David Kirk
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Übel.»
    «Seid Ihr Euch dessen sicher, Munisai?», fragte Shinmen.
    «Ja, Hoheit», antwortete der. «Dürfte ich kurz erläutern?»
    «Ich bitte darum», sagte Nakata und nickte.
    «Sehr wohl», erwiderte Munisai. «Mein Herr Fürst Shinmen führte die Hauptmacht durch das Tal hinauf, während ich mich mit meinen Männern von hinten anschlich, um Fürst Kanno und die Burg direkt anzugreifen. Diese List wurde leider früher entdeckt, als ich gehofft hatte, und Ueno war zudem überaus vorsichtig. Es gelang uns, durch das Tor in die Festung einzudringen, dort aber bekamen es meine gut sechzig Mann mit nicht weniger als hundert Gegnern zu tun. Ueno verbarrikadierte sich unterdessen mit Fürst Kanno in der Waffenkammer. Meine Männer vermochten dieser Übermacht nicht beliebig lange standzuhalten, zudem wollte ich die Schlacht bergauf für meinen Herrn Fürst Shinmen nicht in die Länge ziehen, also drängte die Zeit. Wir mussten Kanno schnellstmöglich aus der Waffenkammer herausbekommen.
    Und schneller kann man wohl niemanden zum Verlassen eines Gebäudes bewegen als mit der Aussicht, dass er darin sonst verbrennt. Daher legten wir ein Feuer, das in unserem Eifer bedauerlicherweise außer Kontrolle geriet. Aber es wirkte, und als sich der junge Fürst erst einmal in meiner Gewalt befand und ich ihm ein Schwert an die Kehle hielt, legten die Samurai des Kanno-Clans die Waffen nieder und ergaben sich, zumindest die in der Burg. So wurde der heutige Sieg errungen, Hoheiten», schloss Munisai und verneigte sich.
    «Ein spannender Bericht, mein ehrenwerter Munisai, und ich beglückwünsche Euch zu Eurem Wagemut», sagte Nakata und nickte knapp. «Aber ich muss Euch eine Frage stellen: Es gab doch sicherlich noch einen anderen Weg in die Waffenkammer, den Ihr hättet nehmen können, statt zum Mittel der Brandstiftung zu greifen?»
    «Wir haben keinen gefunden, Hoheit», erwiderte Munisai.
    «Was nicht bedeutet, dass es keinen gab. In all unseren Burgen führen mehrere Zugänge in jedes Zimmer. Daraus schließe ich, dass es sich auch in Kannos Burg so verhalten haben muss, nicht wahr?», hakte Nakata nach.
    «Das mag sein, Hoheit», erwiderte Munisai.
    Er hätte gerne eingewandt, dass Ueno und Kanno, wenn es denn einen geheimen Zugang gegeben hätte, diesen ja wohl zur Flucht genutzt hätten, hielt aber den Mund. Es wäre nutzlos gewesen, dieses Argument vorzubringen, denn er erkannte jetzt, was hier die Absicht war: Fürst Shinmen hatte einen Fehler begangen, und von Munisai erwartete man nun, dass er die Schuld dafür auf sich nahm. Das war seine Pflicht.
    «Es gilt daher», ergriff Shinmen wieder das Wort, «dass unseren hochverehrten Gästen eine förmliche Entschuldigung zusteht. Meint Ihr nicht auch, Munisai?»
    «In der Tat, Hoheit», stimmte Munisai nickend zu. «Wenn Ihr es wünscht, biete ich ergebenst an, mich durch Seppuku zu opfern, auf dass meine Schande mit meinem Blut getilgt werde.»
    «Nein, nein, Heerführer. Das ist nun wirklich nicht nötig. Einige Worte von Euch würden genügen», sagte Nakata.
    «Sehr wohl, Hoheit …»
    «Verbunden natürlich», fuhr Nakata fort, «mit einem Zehntel Eures Jahressalärs, um für gewisse Unkosten aufzukommen.»
    Munisai ließ sich nichts anmerken, innerlich aber kochte er vor Wut. Geld bedeutete ihm nicht viel, aber derart öffentlich in jemandes Schuld zu stehen, dazu noch in der des Nakata-Clans, ärgerte ihn maßlos. Doch er schluckte die Schmach und verneigte sich ein weiteres Mal.
    «Das ist doch das Mindeste. Ich werde meinen Gutsverwalter unverzüglich darüber in Kenntnis setzen. Sodann bitte ich Euch, Euren Clan, Eure Ahnen und all Eure Nachfahren, die schon lebenden wie die, die Ihr noch zeugen werdet, von Herzen und ergebenst um Verzeihung für meine unüberlegten und zerstörerischen Taten.» Bei diesen Worten verneigte sich Munisai noch tiefer, sodass seine Stirn den Boden berührte, während er auf Nakatas Antwort wartete.
    «Ausgezeichnet, Heerführer Munisai. Wir nehmen Eure Entschuldigung selbstverständlich an», sagte der alte Fürst.
    «Erhebt Euch, Munisai», befahl Shinmen, und Munisai tat wie geheißen.
    «Verzeiht, Hoheiten, aber ich werde andernorts gebraucht.»
    «Ich frage mich», bemerkte Hayato, ohne jemanden anzusehen, «warum mich das überhaupt wundert. Es ist ja schließlich nicht das erste Mal, dass Munisai Shinmen verheerende Brandschäden anrichtet, nicht wahr?»
    In Munisais Brust erstarrte etwas. Hayato stierte nur in die Glut des
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