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Rolf Torring 084 - Der Geisterzug

Rolf Torring 084 - Der Geisterzug

Titel: Rolf Torring 084 - Der Geisterzug
Autoren: Hans Warren
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des Parks noch ein Posten aufhalten, war es jetzt leicht für ihn, uns niederzuschießen.  
      Ich schaute mich öfter um, während wir im flotten Tempo der berüchtigten Todesschlucht zuschritten. Am Rande des dunklen Parks konnte ich nichts Verdächtiges entdecken. Der Posten, den Pongo lautlos erledigt hatte, war wohl der einzige gewesen.  
      Bald hatten wir die Schlucht erreicht. Der helle Mondschein ließ die glatten Wände wie polierten Stahl schimmern. Wieder hatte ich den Eindruck, daß diese Glätte nur Wasser und Sand in Jahrtausenden zuwege gebracht haben konnten. Vielleicht hatte zu einer Zeit, als die Schlucht noch ein See war, ein reicher Fürst vor dem Einfall feindlicher Heerscharen hier all sein Gold und seine Kostbarkeiten versenkt. Vielleicht versuchte jetzt ein später Nachkomme, der aus der Familienchronik darüber Nachricht hatte, den Schatz zu heben. Das war eine der vielen Möglichkeiten, die die Bande veranlassen konnten, hier bei Tage und bei Nacht herumzugeistern.  
      Dann kam mir in den Sinn, daß meine Annahme von dem versenkten Schatz nicht gut möglich sein konnte. Wenn durch eine Naturkatastrophe oder im Laufe von Jahrhunderten das Wasser plötzlich oder allmählich aus der Schlucht verschwunden war, hätten ja die Schätze offen sichtbar für jedermann auf dem Grunde des Sees liegen müssen und wären von jedem sofort entdeckt worden. Es konnte aber auch sein, daß sich eine dicke Sand- und Schlammschicht darüber gelagert hatte und daß durch Zufall jemand darauf gekommen war, daß hier Schätze unter der Erdoberfläche lagen.  
      Vielleicht war es umgekehrt: ein Schatz war in der wasserfreien Schlucht vergraben worden. Um ihn ganz sicher zu stellen vor Nachforschungen aller Art, war von irgendwoher Wasser in die Schlucht geleitet worden. Dann könnte es sein, daß die Kostbarkeiten irgendwo in die Wand eingemauert waren.  
      Leise teilte ich Rolf meine Überlegungen mit. "Wenn auch nur etwas, was du dir da ausgedacht hast, zutrifft, haben die Leute, die hier versuchen, den Schatz zu heben und sich als Teufelsreiter tarnen, sicher kein Anrecht auf ihn. Aber es ist nicht von der Hand zu weisen, was du dir da ausgedacht hast. Anrecht auf einen solchen Schatz hätten ja nur die Nachkommen dessen, der ihn versteckt hat. Wenn es sich hier um einen solchen Nachkommen handeln würde, hätte er die Komödie mit dem Geisterzug nicht nötig, sondern könnte sein Anrecht durch die Behörden offenkundig machen und danach suchen, vielleicht sogar mit Unterstützung der Regierung. Als Erbe des vermuteten Schatzes käme ja dann wohl nur Holkar Nima in Frage. Der Führer der Bande könnte aber auch ein Nachkomme des siegreichen Fürsten oder Feldherrn sein, der damals in das Land einfiel, der den damaligen Holkar zwang, den Schatz zu vergraben. Uns kann das im Grunde gleichgültig sein. Wir wollen das Geheimnis des Geisterzuges aufklären. Verrennen wir uns nicht in Annahmen, von denen sich hinterher herausstellt, daß nichts Wahres daran war. Wir müssen weiterhin versuchen, die verschwundenen Geheimpolizisten zu befreien, wenn sie noch am Leben sein sollten."  
      „Nimmst du als sicher an, Rolf, daß sie nicht tot, sondern gefangen sind?" fragte ich.  
      „Ich vermute es," sagte Rolf, „sonst hätte man ja ihre Leichen sicher gefunden. Sie sind möglicherweise der Lösung des Rätsels zu nahe gekommen, so daß die Bande sich nicht anders zu helfen wußte, als sie kurzerhand verschwinden zu lassen. Ich glaube nicht, daß die Schatzsucher es auf Mord ankommen lassen. Wenn sie auch verwegen sind, zwischen Verwegenheit und Mordlust besteht ja immer noch ein großer Unterschied. Vielleicht wollen Sie die Engländer eines Tages wieder freilassen. Die Maskerade mit dem Geisterzug werden sie ja nur so lange durchführen, bis sie ihr Ziel erreicht haben. Es kann sich ja nicht um eine Sache von langer Dauer handeln, sonst wäre ihr Handeln ungeschickt. Wir wollen die Masken aufsetzen, denke ich, Hans, und in die Schlucht hinabsteigen. "  
      Wir befanden uns am nördlichen Zugang. Der Geisterzug war sicher zu dieser Stunde schon nach Süden abgebraust. Seit Einbruch der Dunkelheit war lange Zeit vergangen.  
      Rolf ging voraus. Wir hielten einige Meter Abstand. Ich machte wie immer den Schluß und wandte mich noch einmal um, ehe ich den ersten Schritt in die Schlucht setzte. Am dunklen Rande des Vindhya-Parkes rührte sich nichts. Beruhigt folgte ich den Gefährten.  
      Der
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