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Rolf Torring 007 - Der Tiger von Singapore

Rolf Torring 007 - Der Tiger von Singapore

Titel: Rolf Torring 007 - Der Tiger von Singapore
Autoren: Hans Warren
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rückwärts schreitend hinausgegangen. Gleich darauf sprang die Tür abermals auf, und herein trat - Tien dsy. Er begrüßte uns, als wären wir Gäste in seinem Palast. Er bat uns, Platz zu nehmen und keine Dummheiten zu machen.
    „Ich trage keine Waffen bei mir", erklärte er, „aber Sie können überzeugt sein, daß jede Ihrer Bewegungen überwacht wird. Sie werden mich nicht erreichen, falls Sie die Absicht haben sollten, mich anzufallen. So, bitte, nun können wir uns unterhalten."
    Wir setzten uns. Tien dsy nahm uns gegenüber Platz. Ein kleiner Tisch, der mit Zierrat und einer Bronzevase geschmückt war, stand zwischen uns.
    „Sie suchen den Kommissar Barrington, nicht wahr, meine Herren?" erkundigte sich Tien dsy. Er sprach ruhig, als unterhielten wir uns über eine gleichgültige Sache.
    „Sie wissen es, Tien dsy. Wollen Sie uns nicht sagen, wo wir ihn finden?"
    „Das weiß ich selber nicht, meine Herren. Das Meer ist weit und tief. Sie werden ihm aber bald Gesellschaft leisten."
    „Wollen Sie damit sagen, daß auch wir - ermordet werden sollen?"
    „Sie gebrauchen einen häßlichen Ausdruck, Mister Torring. Ich morde nicht, ich lasse meine Feinde nur verschwinden. Sie haben uns schon großen Schaden zugefügt. Der ,Tiger von Singapore' weiß seinen Gegner zu fassen und zu vernichten. Sie haben noch zwei Stunden Zeit. Wenn Sie noch etwas zu erledigen haben, bin ich gern bereit, Ihnen diesen Wunsch zu erfüllen." Rolf schüttelte lächelnd den Kopf.
    „Ist Barrington wirklich tot, Tien dsy?" fragte er, den Chinesen scharf ansehend.
    „Er ist tot, wie Sie es in zwei Stunden sein werden." „Wo befinden wir uns?" forschte mein Freund weiter. „In Singapore, und Singapore ist groß", lautete die Antwort. „Ich werde Sie in einer halben Stunde nochmals fragen lassen, ob Sie einen Wunsch haben, den ich Ihnen erfüllen kann. Sie haben Zeit, es sich zu überlegen. Ich bin nur zu Ihnen gekommen, um Ihnen zu beweisen, daß ich es nicht dulde, wenn sich Europäer in meine Angelegenheiten mischen. Leben Sie wohl, meine Herren! Ich wünsche Ihnen eine gute Reise."
    Tien dsy erhob sich, verbeugte sich höflich vor uns und verließ den Raum. Er drehte uns dabei den Rücken zu. Ich wollte aufspringen und mich auf ihn stürzen, aber mein Freund hielt mich zurück. „Bleib sitzen", raunte er mir zu.
    Nur widerwillig gehorchte ich. Tien dsy war verschwunden.
    „Da sitzen wir nun in einer schönen Patsche", fuhr es mir heraus. „Warum hast du mich zurückgehalten, Rolf? Ich hätte den Mann erreicht und ihn zu Boden geworfen." „Du hättest ihn nicht erreicht, Hans, du wärst schon vorher zusammengebrochen. Oder meinst du, der Chinese sei ohne Schutz hierher gekommen!"
    „Aber was sollen wir nun tun! Wir haben nur noch zwei Stunden Zeit, Rolf."
    „In einer halben Stunde wird die Entscheidung fallen, lieber Hans. Ich habe einen guten Gedanken. Wahrscheinlich wird Li Chang nochmals hierherkommen. Wenn er eintritt, mußt du deine Geschicklichkeit beweisen. Wir tragen noch unsere Revolver bei uns, die zwar nicht geladen sind, aber du kannst den deinigen als Wurfgeschoß benutzen. Zertrümmere mit einem geschickten Wurf die Ampel, damit es im Raum dunkel wird. Alles weitere überlaß dann mir. Ich will versuchen, Li Chang zu überlisten." Wir hatten Deutsch gesprochen, und zwar so leise, daß niemand uns verstehen konnte. Da man uns auch die Armbanduhren gelassen hatte, konnten wir genau die Zeit feststellen. Jetzt war es drei Uhr in der Frühe. Um halb vier würde also ein Mann hier erscheinen, um nach unserem letzten Wunsch zu fragen.
    In großer Spannung verfolgten wir die Zeiger unserer Uhren. Kurz vor halb vier gab mir Rolf einen Wink. Ich nahm unauffällig meinen Revolver zur Hand, hielt ihn jedoch so versteckt, daß er von dem Eintretenden nicht gesehen werden konnte. Abermals gespanntes Warten.
    Da erklang ein leises Schnappen, und gleich darauf ging geräuschlos die kleine verborgene Tür auf. Li Chang tauchte mit grinsendem Gesicht auf. Er trat in den Raum. Er hatte die Hände wieder in den Ärmeln seiner Kleidung verborgen.
    „Es tut mir leid, meine Herren, aber auch ich muß gehorchen. Ich bin gekommen, um Ihren letzten Wunsch zu hören."
    „Ja, wir haben einen letzten Wunsch, Li Chang, und der ist, daß Sie vor uns zur Hölle fahren." Das war das Stichwort. Mein Arm zuckte zurück, und der Revolver flog gegen die Ampel. Sie war mit Petroleum gefüllt und zersplitterte sofort. Im selben Augenblick
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