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Römer im Schatten der Geschichte

Römer im Schatten der Geschichte

Titel: Römer im Schatten der Geschichte
Autoren: Robert Knapp
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Gerechtigkeit, so dass du das Schrecklichste und Schmerzlichste über jene kommen lässt, die so etwas über uns denken und sich zusammen gegen uns erfreuen und Leiden über mich und meine Ehefrau, Epiktesis, bringen und uns verachten. O Göttin, leih dein Ohr denen von uns, die leiden, und bestrafe, die glücklich auf solche blicken wie uns. (Amorgos, Griechenland [Gager, Nr. 75])
     
    Oder auf Bestrafung eines erlittenen Unrechts:
     
    Wer immer die Habe des Varenus gestohlen hat, ob Frau oder Mann, soll persönlich zahlen, und vom Gelde, das er gezahlt hat, wird Mercur und Virtus die Hälfte gespendet. (Kelvedon, Essex [Gager, Nr. 97] / Egger, S. 17)
     
    Oder gar auf die Verführung der Frau eines anderen:
     
    Lass brennende Hitze die Geschlechtsteile von Allous verzehren, ihre Scham, ihre Glieder, bis sie den Haushalt des Apollonios verlässt. Lass Allous sichniederlegen mit Fieber, mit nicht enden wollender Krankheit, mit unstillbarem Hunger – Allous – und Wahnsinn! Entferne Allous von Apollonios ihrem Gatten; gib Allous Frechheit, Hass, Widerwärtigkeit, bis sie vom Haushalt des Apollonios scheidet. Jetzt. Schnell. (Oxyrhynchos, Ägypten [Gager, Nr. 35])
     
    Eine ständige Motivation für die Anwendung magischer Formeln war natürlich die Liebe:
     
    … den Theodor, den Sohn der Techosis. … Überhöre mich nicht, [sondern mach dich auf und erwache für mich] und geh zu Matrona, damit sie sich mir ganz hingebe, [und erfülle mir diese] Bindung. … Jetzt, jetzt, schnell, … Wie die Isis den Osiris liebte, [so soll Matrona lieben den] Theodor auf alle Zeit ihres Lebens [jetzt, jetzt,] schnell, schnell, heute. Ich beschwöre dich [bei dem Namen] des [Abras]ax. (Oxyrhynchos, Ägypten [Gager, Nr. 29]/ Wortmann, S. 84)
     
    Die Beschwörungsformeln von Amateuren genügten für alltägliche Vorfälle. Einige Amulette tragen die Inschrift des magischen Wortes
Abraxus
, das in unserem Wort »abacadabra« nachklingt. Auch in christlicher Zeit konnten rituelle Formeln für magische Zwecke verwendet werden, so die Intonation des
hoc est corpus,
worauf unser modernes Wort »Hokuspokus« zurückgeht. Für ernsthafte Fälle standen Experten, männliche wie weibliche, zur Verfügung, die Hilfe anboten. Einen weit zurückreichenden literarischen Stammbaum hatten natürlich die Hexen, Circe in der
Odyssee
und Medea bei Euripides, aber Genossinnen in der Lebenswelt waren zahlreich wie Sand am Meer. Ägypten war das Land und die Quelle der Zauberer schlechthin. Magische Papyri dienten bei der Schulung als Lehrbücher, in denen allerdings das entscheidende Stück Information fehlte, so dass die Fachkundigen nicht vollständig durch Autodidakten ersetzt werden konnten. Verschiedenes Instrumentarium für magische Zeremonien aus der Antike hat sich erhalten, darunter eine Art Roulette-Schüssel, die zur Prophezeiung der Zukunft benutzt wurde. Ein Experte konnte außerdem mit chemischen Präparaten, etwa Räucherwerk, ausgerüstet sein, um eine besondere Atmosphäre zu schaffen, oder auch mit Geräten wie Zauberstäben, um die beschworenen magischen Kräfte zu »steuern«.

Abb. 2. Die Beherrschung der Frau: Eine mit Nadeln durchbohrte Tonfigur aus Ägypten. Der dazugehörige Zauberspruch ist auf einem Bleitäfelchen eingeritzt und lässt den Wunsch eines Mannes nach sexueller Beherrschung einer Frau erkennen.
    Jesus von Nazareth besaß viele Eigenschaften eines Magiers – zum Beispiel die Fähigkeit, Krankheiten zu heilen und die Natur zu beherrschen. Dem Verführungsversuch des Teufels, der ihn verleiten will, diese Kräfte für persönlichen Gewinn und Einfluss zu benutzen, widersetzt er sich. Andere Magier dagegen kannten solche Skrupel nicht. Im bereits erwähnten Roman des Apuleius,
Der goldene Esel,
verfolgt Pamphile mit der Ausübung des Zaubers persönliche Zwecke; andere Zauberer waren primär kommerziell orientiert. Paulus wurde festgenommen und der Obrigkeit vorgeführt, weil seine »Heilung« einer Sklavin und Wahrsagerin deren Besitzer um Einkünfte gebracht hatte (Apostelgeschichte 16,6 – 19). Ein anderer Magier versuchte in Konkurrenz zu Paulus den Statthalter auf Zypern, Sergius Paulus, für sich zu gewinnen, und unterlag(Apostelgeschichte 13,6 – 12). Simon Magus (»der Magier«) gehörte zu denen, die mit Zauberei ihren Lebensunterhalt verdienten:
     
    Es war aber ein Mann mit Namen Simon, der zuvor in der Stadt Zauberei trieb und bezauberte das samaritische Volk und gab vor, er wäre etwas Großes.
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