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Robin im Kindergarten

Robin im Kindergarten

Titel: Robin im Kindergarten
Autoren: Sjoerd Kuyper
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beachten Robin überhaupt nicht mehr. Das ist gut so. Sie schauen einen großen Jungen an, der Leo heißt.
    „Dann Leochen“, sagen die Schwestern. „Leochen, willst du Sterngucken?“
    „Aber ja“, sagt Leo.
    Ölkopp, denkt Robin. Mensch, was ist der Leo doch für ein Ölkopp!
    Aber Leo lacht. Er legt sich mit dem Rücken auf den Boden und er lacht! Was für ein Ölkopp...
    Eine der großen Schwestern legt eine Jacke über Leo. Die andere große Schwester nimmt einen Ärmel der Jacke und hebt ihn hoch.
    So kann Leo durch den Ärmel nach oben gucken. „Siehst du schon was, Leochen?“
    „Die Decke“, sagt Leo.
    Darüber müssen alle lachen.
    „Jetzt kommen die Sterne“, sagt eine der großen Schwestern.
    Siehst du!
    Robin hat es gewusst! Da kommt Pieter angelaufen. Mit einem Glas Wasser! Und oh, wie muss er lachen! Auf Zehenspitzen schleicht er zur Jacke. Die anderen Kinder halten sich die Hand vor den Mund um keinen Mucks von sich zu geben.

    Und da... gießt Pieter das Wasser in den Ärmel!
    Für einen Moment ist es ganz still unter der Jacke. Dann fängt Leo an zu prusten.
    Eine der großen Schwestern zieht die Jacke von Leo. Sein Gesicht ist so nass, dass Robin nicht sehen kann, ob Leo weint. Leo schüttelt den Kopf.
    „Schöne Sterne“, sagt Leo.
    Er steht auf und lacht. Er lacht!
    Ölkopp.
    Die anderen Kinder schütten sich aus vor Lachen. Das Wasser tropft aus Leos Haaren.
    „Kuchenschnappen!“, ruft Pieter.
    „Toll!“, rufen die großen Schwestern. „Das ist wieder kein wildes Spiel... Endlich etwas für Robin.“
    „Nein“, sagt Robin. „Ich darf auch nicht Kuchenschnappen machen, sagt der Doktor.“
    „Mensch, was bist du kindisch!“, rufen die Schwestern.
    „Jetzt begreifen wir erst, warum du eine Windel um hast. Du bist eine besondere Art von Baby...“
    Sie haben Recht, Robin ist kindisch.
    Aber Robin findet das überhaupt nicht schlimm. Robin fühlt sich auf einmal sehr glücklich. Und auch sicher. Mit seiner Armschlinge. Er findet es schön, dass er sein Handgelenk verstaucht hat.
    Wenn wieder jemand Geburtstag hat, denkt er, binde ich mir wieder eine Armschlinge um.

Bumsen

    Heute ist es sehr hell auf der Welt. Es ist kalt, aber die Kinder spielen trotzdem draußen.
    Hoch oben in der blauen Luft fliegt ein Flugzeug. Ein Düsenjäger mit einem langen weißen Schweif. Fräulein Tineke sitzt auf der Stufe vor dem Kindergarten und raucht eine Zigarette. Alle Kinder schreien, aber sie streiten sich nicht. Sie haben heute einfach alle Lust zu schreien.
    Robin sitzt auf dem Rand des Sandkastens, mit seinem Arm in der Armschlinge und seinen Füßen im Sand. Er spürt durch seine Stiefel, wie kalt der Sand ist. Nellie sitzt neben ihm, auch mit den Füßen im Sand. Robin und Nellie schreien nicht. Sie sitzen auf dem Rand des Sandkastens und sprechen miteinander.

    „Bumsen“, sagt Nellie.
    „Ja“, sagt Robin, „bumsen.“
    „Hast du gestern gebumst?“, fragt Nellie.
    „Ich weiß nicht“, sagt Robin. „Ich hab’s vergessen.“ Robin weiß gar nicht, was bumsen ist.
    „Weißt du schon, was bumsen ist?“, fragt Nellie.
    „Natürlich“, sagt Robin.
    Er betrachtet den Turm, der hoch über den Kindergarten ragt. Es ist ein Turm aus eisernen Rohren. Man kann darin klettern. Große Jungs können das. Aber es ist verboten — es ist zu gefährlich. Es ist der Turm der Feuerwehr.
    Daran hängen die Wasserschläuche zum Trocknen, wenn der Brand gelöscht ist.
    Es ist wirklich kalt heute. Robin bibbert trotz seiner dicken Jacke, dem Schal und den Handschuhen. Er hat keine Mütze auf.
    „Bumsen“, sagt Nellie, „ist ein Geheimnis.“
    „Weiß ich“, sagt Robin.
    Robin hat das Wort schon mal gehört. Das Wort Bumsen. Es ist ein starkes Wort, das große Jungs und Mädchen manchmal sagen. Toll von Nellie, dass sie es auch sagt.
    „Bumsen“, sagt Nellie, „ist, wenn ein nackter Mann auf einer nackten Frau liegt.“
    Robin denkt nach. Er denkt an einen nackten Mann, der auf einer nackten Frau liegt. Er denkt so sehr daran, dass er sie liegen sieht. Sie liegen im Sandkasten, denkt er.
    Total nackt.
    „Und sie küssen sich“, sagt Nellie.
    Robin sagt nichts. Er bückt sich. Er nimmt eine Hand voll kalten Sand und lässt den Sand wieder aus seiner Hand gleiten.
    Der Sand wird ein Häufchen direkt neben seinem Fuß. Robin stampft das Häufchen platt.
    „Du kapierst nichts davon“, sagt Nellie. „Ich bin schon fünf.“
    Das stimmt.
    Nellie springt auf und rennt zum Klettergerüst.
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