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Robin im Kindergarten

Robin im Kindergarten

Titel: Robin im Kindergarten
Autoren: Sjoerd Kuyper
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Robin rennt hinter ihr her. Zusammen klettern sie hinauf. Sie haben Glück. Es fliegt wieder ein Düsenjäger vorbei, wieder einer mit einem langen weißen Schweif.
    „Hallo Pilot!“, schreit Nellie. „Darf ich mit?“
    „Darf ich mit?“, schreit Robin. „Darf ich mit?“
    Die anderen Kinder schauen jetzt auch zum Düsenjäger.
    „Darf ich mit?“, schreien sie. „Darf ich mit?“
    Sie schreien sehr laut.
    Robin schreit mit aller Macht. Nellie auch.
    Sie haben heute alle beide einfach riesige Lust zu schreien.
    Die Kindergärtnerin klatscht in die Hände.
    Die Kinder rennen schreiend hinein. Sie ziehen ihre Jacken, Handschuhe und Schals aus und hängen sie auf.
    Und wer eine Mütze trägt, setzt sie ab. Sie hängen alles an die Garderobe.
    Sie setzen sich auf ihren Platz im Kreis. Nellie sitzt neben der Kindergärtnerin, Robin sitzt nah bei der Tür. Die Kindergärtnerin liest vor, von Jip und Janneke. Plötzlich muss Nellie dringend Pipi.
    „Geh nur“, sagt die Kindergärtnerin.
    Nellie steht auf und rennt zur Tür. Dort sitzt Robin. Bei der Tür.
    Und auf einmal streckt Robin sein Bein aus.
    Nellie stolpert über das Bein. Sie fällt sehr hart auf den Boden und fängt an zu heulen.

    Fräulein Tineke erschrickt. Sie legt ihr Buch weg und steht auf. Sie läuft zu Nellie.
    „Was war das denn?“, fragt sie. „Wieso bist du hingefallen?“
    „Robin hat mir ein Bein gestellt!“, sagt Nellie schniefend.
    Die Kindergärtnerin schaut Robin sehr erstaunt an.
    Aber das sieht Robin nicht. Er sieht die Kindergärtnerin nicht an. Das traut er sich nicht.
    „Ist das wahr, Robin?“, fragt die Kindergärtnerin. Robin sagt nichts. Er guckt auf sein Bein.
    „Hast du es absichtlich getan?“, fragt die Kindergärtnerin.
    Ja, denkt Robin, ich hab es absichtlich getan. Er denkt es nur, aber er sagt es nicht. Er sagt nichts. Er guckt immer noch auf sein Bein.
    „Habt ihr Streit?“, fragt die Kindergärtnerin. „Überhaupt nicht!“ Nellie schnieft immer noch. Robin schüttelt den Kopf. Sie haben keinen Streit. Überhaupt nicht! Robin hat einfach sein Bein ausgestreckt. Einfach so. Aber jetzt ist Nellie gefallen, jetzt
    findet er es unheimlich. Er will nicht, dass Nellie fällt. Niemals.
    Und auf einmal fängt Robin auch an zu heulen. Ganz fürchterlich, viel schlimmer als Nellie. Die Tränen strömen über seine Wangen. Er schaut Fräulein Tineke an und sagt:
    „Mein Bein hat es getan!“
    Für einen Moment schien es, als würde die Kindergärtnerin sehr böse mit Robin werden. Dann atmet sie tief ein und sagt:
    „Dann musst du aber sehr böse mit deinem Bein werden, Robin. Sehr sehr böse! Versprichst du das?“ Robin nickt. Er weint immer noch. Er weint nicht nur schlimmer als Nellie, er weint auch viel länger. Nellie hat schon längst aufgehört zu weinen. Sie geht zur Toilette, sie kommt zurück in den Gruppenraum, sie setzt sich wieder neben die Kindergärtnerin, die Kindergärtnerin liest weiter von Jip und Janneke und Robin weint noch immer.
    Er hört der Geschichte nicht mehr zu. Er schaut auf sein Bein. Er ist furchtbar böse auf das Bein.

Liebe machen

    Robin ist alleine im Wohnzimmer. Er steht auf dem Sofa vor dem Fenster. Er schaut nach draußen. Da kommt der Doktor. Der Doktor fährt in seinem großen grünen Auto ins Dorf. Robin ruft.

    „Doktor!“, ruft er. „He, Doktor! Gehst du bumsen?

    Der Doktor hört es nicht. Zum Glück. Der Doktor hört nur den Lärm seines Autos.
    Aber Mama hat es wohl gehört! Mama ist plötzlich auch im Wohnzimmer. Sie steht ganz dicht hinter Robin.
    „He!“, sagt Mama. „Was sagst du da?“
    Robin sagt nicht, was er gesagt hat. Das will er nicht.
    „Bumsen“, sagt Mama, „ist ein hässliches Wort. Das solltest du nicht sagen. Bumsen ist ein hässliches Wort für etwas sehr Schönes. Es gibt auch schönere Worte dafür. Miteinander schlafen oder Liebe machen. Das bedeutet dasselbe.“
    „Oh“, sagt Robin.
    Er will lieber nicht weitersprechen. Bumsen ist ein Geheimnis.
    Aber Mama redet doch weiter.
    „Weißt du, was Liebe machen heißt?“, fragt Mama.
    „Natürlich“, sagt Robin.
    „Was denn?“, fragt Mama.
    „Ein nackter Mann auf einer nackten Frau“, sagt Robin.
    „Und die küssen sich.“
    „Tja“, sagt Mama, „so ungefähr.“
    „Im Sandkasten“, sagt Robin.
    „Im Sandkasten?“, fragt Mama. „Lieber nicht...“
    Sie macht ein angewidertes Gesicht.
    „Im Sandkasten vom Kindergarten“, sagt Robin.
    „Warum gerade im Sandkasten?“, fragt
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