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Ringwelt 06: Flatlander

Ringwelt 06: Flatlander

Titel: Ringwelt 06: Flatlander
Autoren: Larry Niven
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benötigt, aber er sah dennoch nicht gesund aus. Vorsitzender des Vorstands von Shreve Development seit 2091, im Ruhestand seit November 2125. Vor zwei Jahren also.
    Wenn der Körper erst krank genug geworden ist, folgt der Verstand unweigerlich nach. Vielleicht legte ich auch zu viel Gewicht auf das merkwürdige Benehmen, das dieser Mann zeigte.
    Ich drückte auf eine Taste, die nächste Akte erschien auf dem Schirm.
    Geraldine Randall. Größe: 208 Zentimeter. Geboren 2066 in Clavius, Lima. Masse 89 Kilo. Genetischer Typus … Allergien … medizinische Befunde … Sie hatte ein Problem während ihrer Schwangerschaft gehabt. Es war chirurgisch behoben worden. Keine Vorstrafen. Verheiratet mit Charles Hastings Chan seit 2080. Kinder: ein Mädchen, Marya Jenna. Auch sie war beim Start des Kolonieschiffs dabei gewesen. Mitglied des Vorstands von Shreve Development seit 2091 …
    Ich blickte über Hecates Schulter. Die Obduktion der Toten war noch immer nicht abgeschlossen. Ich verstand allmählich, warum Hecates Leute so gelassen blieben. Die Überreste der Verstorbenen auf dem Mond werden zu Dünger verarbeitet, wenn sie nicht mehr als Transplantate verwendet werden können. Hecate lauschte einem leise vorgetragenen Kommentar, doch wenn es bei der Toten Anzeichen einer Krankheit gegeben hätte, so hätte sie mir das bereits gesagt.
    Valerie Rhine war nicht verwest, weil die radioaktive Strahlung sämtliche Bakterien in ihrem Körper gegrillt hatte. Sie hätte eine Million Jahre überdauert, eine Milliarde Jahre, wenn ich nicht gewesen wäre.
    Ich wandte mich wieder der Akte Maxim Shreve zu.
    Ein Bild zeigte ihn zusammen mit den fünf anderen Gründungsmitgliedern von Shreve Development, bei der Eintragung als lunare Gesellschaft vor sechsunddreißig Jahren. Eins der Gründungsmitglieder war Geraldine Randall. Shreve als jüngerer Mann … und doch hatte er bereits krank ausgesehen … oder auch nur ausgebrannt, weil er sich selbst zu Tode arbeitete. Eine Methode, um reich zu werden. Gib alles für deinen Traum. Sechs Jahre später, 2097 (er sah ein wenig besser aus), hatten Maxim und seine Partner den ersten funktionierenden Shreveschild zum systemweiten Patent angemeldet.
    Alterten Lunies vielleicht schneller als Flatlander?
    Ich tippte Hecate auf die Schulter. Sie deaktivierte ihr Schallfeld, und ich fragte: »Wie alt sind Sie, Hecate?«
    »Zweiundvierzig, warum?«
    Sie sah mich fragend an. Ein Jahr älter als ich und gesund wie eine Turnerin. Der Lunie-Arzt, mit dem sich Taffy traf, wenn ich nicht zugegen war, war bereits Mitte Sechzig. »Shreve muß ziemlich krank sein«, erwiderte ich. »Er ist nicht einmal neunzig. Woran leidet er?«
    »Steht das nicht in den Akten?«
    »Ich habe nichts gefunden.«
    Sie glitt auf meinen Sitz und machte sich an der virtuellen Tastatur zu schaffen. »Die Akte wurde überarbeitet. Die Bürger haben nämlich ein Recht darauf, peinliche Geheimnisse für sich zu bewahren, Gil, aber … er muß verrückt sein! Was, wenn er medizinische Hilfe braucht und nichts von seiner Krankheit in den Akten steht?«
    »Entweder verrückt, oder er ist schuldig.«
    »Sie meinen, er hat etwas zu verbergen?«
    »Rufen Sie ihn an«, bat ich.
    »Also hören Sie, Gil! Maxim Shreve ist einer der einflußreichsten Männer auf dem Mond! Ich hatte eigentlich nicht vor, mir einen neuen Job zu suchen.« Sie musterte mich kritisch. »Wollen Sie den Mann nur schikanieren, in der Hoffnung, daß er uns etwas verrät?«
    Ich sagte: »Wieso? Es ist doch ziemlich offensichtlich, was geschehen ist.«
    »Sie meinen, Shreve hat sie umgebracht und das Geld selbst genommen? Oder ist er im Del-Rey-Krater gelandet und hat sie bei lebendigem Leibe aus dem Schiff gestoßen? Aber warum hat er sie dann nicht vorher getötet? Dann hätte es keine Fußspuren gegeben.«
    »Nein, Hecate. Das ist nur die eine Hälfte der Geschichte.«
    Sie gestikulierte in gespielter Verzweiflung mit den Armen. »Klären Sie mich auf.«
    »Erstens: Mark Neunundzwanzig. Sie haben selbst gesagt, daß Shreve Development von Anfang an versucht hat, einen tragbaren Schild zu entwickeln. Neunundzwanzig ist eine große Nummer, und es gab wahrscheinlich achtundzwanzig Vorgänger. Vielleicht hat er ja mit einer kleinen Version angefangen. Vielleicht ist er dadurch überhaupt erst auf das Hysterese-Problem gestoßen, von dem Randall gesprochen hat.
    Zweitens: Er hat sich nicht verhalten wie ein Dieb, der mit seiner Beute flieht. Als er Shreve Development ins
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