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Ringwelt 04: Brennans Legende

Ringwelt 04: Brennans Legende

Titel: Ringwelt 04: Brennans Legende
Autoren: Larry Niven
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Fenster: kleine, knorrige Bäume auf einem fleckigen Rasen, alles in Sonnenlicht getaucht, das ein wenig zu viel Orange enthält, um mit der irdischen Sonne verwechselt zu werden. Primitive Toiletten und viel Platz: Ich lag in einem Hospital von Home, und ich bin dumm gewesen. Wenn Brennan doch nur … aber er hätte mir nichts sagen müssen. So dicht vor Home hatte er sich natürlich selbst infiziert. Im Notfall mußte er nur dafür Sorge tragen, daß er oder seine Leiche den Planeten erreichte. Und natürlich hat er mich angesteckt. Aus den gleichen Gründen.
    Das meiste hat er mir verraten. Was er wirklich gesucht hat, dort draußen am Rand des Solsystems, mit seinem Vorrat an Lebensbaum auf dem Mars und außer Reichweite, war eine Variante des Lebensbaumvirus, die in einem Apfel oder Granatapfel oder was auch immer überlebt. Gefunden hat er eine Mutante, die in Süßkartoffeln gedeiht, wenn man Thalliumoxid in den Nährboden mischt. Doch irgendwo auf dem Weg dorthin hat er eine Abart entdeckt oder geschaffen, die im menschlichen Körper wächst.
    Das war es, was er über Home hatte aussäen wollen!
    Ein gemeiner Trick gegenüber einer wehrlosen Kolonie. Ein derartiger Virus würde sich bestimmt nicht auf Menschen im richtigen Alter eingrenzen lassen. Er würde jeden umbringen, der nicht – große Schwankungsbreite vorausgesetzt – zwischen Vierzig und Sechzig war.
    Home wäre am Ende eine Welt voller kinderloser Protektoren gewesen, und Brennan hätte seine Armee gehabt.
    Ich richtete mich auf – und erschreckte eine Krankenschwester. Sie befand sich auf der anderen Seite einer transparenten Plastikwand. Wir standen unter Quarantäne wegen unserer Infektion. Zwei Reihen von Betten, auf jedem ein halbfertiger Protektor mit allen Anzeichen des Verhungerns. Wahrscheinlich befanden sich sämtliche Proto-Protektoren von Home hier in diesem einen großen Raum. Sechsundzwanzig von uns.
    Was nun?
    Ich überdachte die Situation, während die Krankenschwester einen Arzt herbeirief und der Arzt sich einen Druckanzug überzog. Mehr als reichlich Zeit.
    Meine Gedanken überschlugen sich!
    Die meisten Probleme waren nicht interessant genug, um mich länger zu beschäftigen. Ich überprüfte Brennans Kette logischer Schlußfolgerungen, und als ich fertig war, fing ich von neuem an.
    Für den Augenblick mußte ich glauben, was Brennan mir über die Pak erzählt hatte. Sein Bild enthielt keine Widersprüche; er hatte brillant gelogen, falls überhaupt – doch ich konnte kein Motiv für eine Lüge entdecken. Ich hatte die Pak-Schiffe direkt beobachtet … mit Hilfe von Brennans Instrumenten. Nun, die konnte ich im Nachhinein überprüfen, indem ich unabhängig von seinen Ergebnissen selbst einen Gravitationsinduktor entwarf.
    Eine blonde junge Frau kam durch eine improvisierte Luftschleuse. Ich erschreckte sie, indem ich sowohl häßlich war als auch mich bewegte. Höflich bemühte sie sich, es zu verbergen.
    »Wir benötigen Nahrung!« teilte ich ihr mit. »Jeder einzelne von uns. Ich wäre inzwischen verhungert, hätte ich nicht zum Zeitpunkt der Infektion eine Menge überflüssiger Muskelmasse mit mir herumgetragen.«
    Sie nickte und sprach vermittels eines stiftförmigen Mikros mit der Schwester draußen.
    Dann untersuchte sie mich eingehend. Das Ergebnis brachte sie aus der Fassung. Ich hätte tot sein müssen, verkrüppelt durch Arthritis, jedenfalls nach allen Erfahrungen menschlicher Medizin. Ich führte ihr ein paar gymnastische Übungen vor, um zu beweisen, daß ich bei bester Gesundheit war – und hielt mich gleichzeitig zurück, um ihr nicht zu verraten, wie gesund. »Die Krankheit wirkt nicht verstümmelnd«, sagte ich zu ihr. »Wir sind imstande, ein völlig normales Leben zu führen, sobald diese Infektion abgeklungen ist. Sie beeinträchtigt lediglich unser Erscheinungsbild, aber das ist Ihnen sicherlich bereits aufgefallen?«
    Sie errötete. Ich beobachtete, wie sie mit sich selbst rang, ob sie mir sagen sollte, daß ich jede Hoffnung auf normale sexuelle Beziehungen fahren lassen müsse. Sie kam zu dem Schluß, daß ich noch nicht dazu bereit war. »Sie werden mit einigen Einschränkungen leben müssen«, sagte sie vorsichtig.
    »Das habe ich mir bereits gedacht.«
    »Diese Krankheit – haben Sie sie von der Erde mitgebracht?«
    »Nein, aus dem Belt. Glücklicherweise, denn dadurch ist sie viel leichter kontrollierbar. Genau genommen hielten wir sie für ausgerottet. Hätte ich gewußt, daß auch nur die
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