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Rhosmari - Retterin der Feen

Rhosmari - Retterin der Feen

Titel: Rhosmari - Retterin der Feen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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bis sie ihren Rucksack fand. Sie musste sich warm anziehen, denn wenn sie das magische Klima der Grünen Inseln verließ, würde nichts mehr sie vor dem rauen Wetter des Festlands schützen. Leider hatte sie in ihrer Garderobe keine Winterkleider. Sie konnte nur den Mantel ihrer Großmutter mitnehmen und außerdem einige zusätzliche Strümpfe und auf das Beste hoffen.
    Sie besaß keine Münzen und Papiere, wie die Menschen sie zum Bezahlen verwendeten, dafür aber ein Perlenhalsband, das ihr Vater ihr geschenkt hatte. Wenn sie einen Käufer fand, konnte sie damit bestimmt einen ansehnlichen Preis erzielen. Lady Arianllys hatte ihr eine Karte mitgegeben, auf der die nächsten Städte des Festlands verzeichnet waren, und eine kleine Tasche mit Proviant für den ersten Tag der Reise. Abgesehen von einem Kamm und einer Zahnbürste fiel Rhosmari nichts ein, was sie sonst noch brauchen könnte, denn wenn alles gut ging, brauchte sie bis zu ihrem Ziel höchstens ein oder zwei Tage.
    Sie wusste inzwischen auch, wie dieses Ziel hieß. Laut Gwylan und Arianllys war Garan in die Eichenwelt gereist, in der Linde mit rund vierzig weiteren Feen lebte. Rhosmari erinnerte sich noch, dass Linde gesagt hatte, die Eiche liege in der Nähe der Stadt Aynsbridge und ihre Menschenfreunde Paul und Peri McCormick, Timothys Cousin und seine Frau, wohnten hinter der Eiche in einem Haus namens Oakhaven. Mit so vielen Informationen war der Ort gewiss leicht zu finden.
    Rhosmari machte den Rucksack zu und zog die Kordel fest. Sie versuchte nicht an das zu denken, was sie gerade tat. Dass sie im Begriff war, ihr Zuhause, ihre Familie und das einzige Leben, das sie kannte, zu verlassen, war jetzt unwichtig. Genauso wenig zählte, was Fioled und die anderen Wissenschaftlerinnen von ihr halten würden, wenn sie morgen nicht im Haus des Lernens erschien, oder was ihre Mutter denken würde. Sie wagte auch nicht an die Gefahren zu denken, die sie auf dem Festland erwarteten, und daran, was alles schiefgehen konnte. Nur eines zählte: zu gehen, bevor es zu spät war.
    Doch sie hatte das Gefühl, als hätten ihre Füße im Boden Wurzeln geschlagen, und die Brust war ihr so eng, dass sie kaum Luft bekam. Die Knie gaben unter ihr nach und sie musste sich am Bettpfosten festhalten. Hatte sie den Verstand verloren, dass sie glaubte, sie könne hier einfach so verschwinden? Und es gebe keine andere Lösung?
    Aber jetzt kann ich nicht mehr zurück, ermahnte sie sich. Egal was passiert, ich muss es versuchen.
    Außerdem warteten Lord Gwylan und Lady Arianllys auf sie. Sie hatten gemeint, es sei zu windig, um über die Meerenge zu fliegen, und der Wellengang sei zu hoch, um mit dem Boot zu fahren. Auch Springen kam nicht infrage, denn mithilfe der Magie konnte Rhosmari nur an Orte gelangen, an denen sie schon gewesen war. Stattdessen sollte sie sich, sobald sie fertig gepackt hatte, mit Lord Gwylan und Lady Arianllys treffen. Die beiden wollten ihr einen sicheren Weg zum Festland zeigen.
    Sie hob den Rucksack vom Bett auf und drückte ihn wie einen Schutzschild an sich. Jetzt war sie bereit. Jeden Moment konnte …
    »Rhosmari?«
    Das war die schlaftrunkene Stimme ihrer Mutter. Der Riegel der Tür begann sich zu heben. In Panik sprang Rhosmari. Sie schleuderte ihr Bewusstsein kilometerweit über Land und Wasser voraus und warf sich mit dem Körper hinterher.
    Sie landete auf dem Strand von Ynys y Porth, der kleinsten und südlichsten Grünen Insel. Vom Meer her wehte eine sanfte Brise. Es war eine milde Nacht, doch Rhosmari zitterte trotz ihres Kapuzenmantels ununterbrochen. Sie eilte Gwylan und Arianllys entgegen.
    »Meine Mutter weiß, dass ich weg bin«, keuchte sie. »Sie wird gleich nach mir suchen … und wenn sie herausfindet, dass Ihr mir geholfen habt zu fliehen …«
    Doch Lord Gwylan schüttelte den Kopf. »Sie wird nicht gleich denken, dass du weggelaufen bist«, sagte er. »Höchstens, dass du einen Spaziergang machst, weil du nicht schlafen kannst.«
    »Aber …«
    »Zum Festland ist es nicht weit«, meinte Arianllys beruhigend. »Du bist längst weg, bevor Lady Celyn Verdacht schöpft. Ich zeige dir den Weg.« Sie ging vor Rhosmari über den vom Wasser feuchten Sand. Am Ende des Strands kam eine Treppe, deren verwitterte Stufen kaum noch zu erkennen waren. Sie stiegen eine vorspringende Klippe hinauf und auf der anderen Seite zu einer steinigen Bucht hinunter, die Rhosmari nicht kannte.
    »Hier beginnt dein Weg«, sagte Lady Arianllys und
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