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Rhosmari - Retterin der Feen

Rhosmari - Retterin der Feen

Titel: Rhosmari - Retterin der Feen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Weise geholfen«, erwiderte sie, das Zittern ihrer Stimme unterdrückend. »Wenn du willst, schwöre ich es im Saal des Gerichts.«
    Celyn tat den Vorschlag mit einer Handbewegung ab. »Nicht nötig. Egal was die Leute für einen Blödsinn reden, die Ältesten sind überzeugt, dass meine Tochter unmöglich an den Verbrechen Garans beteiligt sein kann. Und wir werden unmissverständlich klarstellen, dass Diebe und Verräter und ihre Sympathisanten bei uns nicht geduldet werden.« Sie nippte an ihrem Wein wie in Auskostung eines persönlichen Triumphs. »Jetzt müssen wir nur noch den Stein finden und zurückholen.«
    »Wie soll das gehen?«
    »Das kann ich dir erst dann sicher sagen, wenn ich die Zustimmung der anderen Ältesten eingeholt habe. Aber ich weiß schon, was ich ihnen vorschlagen werde. Wir müssen einen bewaffneten Trupp entsenden, der Garan und die anderen Rebellen aufspürt und zwingt, uns den Stein zurückzugeben … notfalls mit Gewalt.«
    »Gewalt!« Rhosmaris Mund war vor Schreck plötzlich wie ausgedörrt. Sie schob den Stuhl vom Tisch zurück, um den Abstand zu ihrer Mutter möglichst zu vergrößern. »Nein! Wie können wir das tun, ohne sämtliche Gesetze zu brechen, die Rhys und unsere Vorfahren uns gegeben haben?«
    »Wir haben geschworen, kein Blut zu vergießen«, erwiderte ihre Mutter. »Aber nichts hindert uns daran, andere Feen festzuhalten und notfalls auch gefangen zu nehmen. Deshalb trainieren wir schließlich jedes Jahr für die Rhysischen Spiele: dass wir die Fähigkeit zur Selbstverteidigung nicht verlieren. Auch du hast …«
    »Die Spiele sollen doch eine Alternative zum Kämpfen sein, nicht die Vorbereitung dazu! Ich weiß, dass der Namensstein für uns eine große Bedeutung hat, aber nichts kann so viel wert sein, dass wir deshalb die Waffen gegen Angehörige unseres eigenen Volkes erheben!«
    »Wenn Garan vernünftigen Argumenten zugänglich ist, haben weder er noch seine Freunde etwas zu befürchten.« Lady Celyn legte die Finger an den Stiel ihres Kelchglases und drehte es langsam. »Sie brauchen nur den Stein zurückzugeben und wir lassen sie wieder in Ruhe.«
    »Und die Kaiserin?« Ein flehentlicher Ton lag in Rhosmaris Stimme. »Linde und Timothy meinten, dass sie über fast alle Feen des Festlands herrscht. Wenn die Kinder des Rhys einen Trupp bewaffneter Krieger in ihr Gebiet schicken, merkt sie das doch gewiss.«
    »Das wäre nicht schlimm«, erklärte ihre Mutter. »Wenn man uns anhält, werden wir erklären, dass es sich um eine private Angelegenheit handelt und wir uns nicht in den Konflikt mit den Rebellen einmischen wollen. Wenn sie vernünftig ist, lässt sie uns ungehindert passieren. Und selbst wenn sie sich uns widersetzt, werden dreihundert Kinder des Rhys doch wohl imstande sein, einen Angriff zurückzuschlagen.«
    Dreihundert. Rhosmari wurde ganz schwach. »Aber … wenn es zum Kampf kommt, werden einige sterben.« Sie schloss die Augen und sah wieder den zerschlagenen Körper ihres Vaters vor sich. »Das darfst du nicht zulassen, Mutter.«
    »Du hast mir nicht zu sagen, was ich zu tun habe, Tochter.« Celyn erhob sich. Sie funkelte im Schein des Feuers wie eine Statue aus Topas und Obsidian. »Ich habe dir von meinem Plan erzählt, weil ich glaubte, du seist reif genug, seine Weisheit zu erkennen. Offenbar habe ich mich getäuscht. Doch spielt das keine Rolle. Die Ältesten werden entscheiden, was für unser Volk am besten ist, und ich bin zuversichtlich, dass sie mir zustimmen werden.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, rauschte sie aus dem Zimmer und Rhosmari blieb allein zurück. Blind starrte sie ins Feuer.
    Im Haus war es dunkel, dunkler noch als draußen unter dem wolkenverhangenen Himmel. Die Diener waren gegangen, Lady Celyn hatte sich für die Nacht zurückgezogen. Doch Rhosmari konnte nicht schlafen. Unruhig ging sie in ihrem Zimmer auf und ab.
    Ob der Ältestenrat dem Vorschlag ihrer Mutter zustimmte? Würden die Ältesten wirklich das Leben so vieler Kinder des Rhys aufs Spiel setzen, nur um den Stein zurückzubekommen? Rhosmari schüttelte den Kopf. Aber wenn die Ältesten glaubten, dass sie nur so den Frieden wiederherstellen und das Vertrauen ihres Volkes zurückgewinnen konnten, gingen sie das Risiko womöglich ein. Lady Celyn konnte nicht nur gut reden und andere überzeugen, sie war auch eine starke Führungspersönlichkeit. Wenn sie eine bewaffnete Armee wollte, würde sie wahrscheinlich auch eine bekommen.
    Doch eine Armee bestand nicht aus
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