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Revolverherz: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)

Revolverherz: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)

Titel: Revolverherz: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)
Autoren: Simone Buchholz
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Manteltaschen versteckt.
    »War sie betrunken, als der Unfall passierte?«, frage ich.
    »Natürlich«, sagt er, »die Alte war immer betrunken.«
    »Was genau ist damals passiert?«, frage ich.
    Bin ich eigentlich seine Therapeutin? Scheiße. Ich sollte keine Fragen stellen. Ich sollte ihm in die Eier treten.
    Er hebt den Kopf, macht die Augen zu und lächelt still vor sich hin. Als er die Augen wieder aufmacht und mich ansieht, ist sein Blick so weit weg, dass ich einen Schreck kriege.
    Ich kenne diesen Blick auch von anderen Leuten, und jetzt begreife ich, was mit ihm los ist: Hier ist jemand schwer auf Koks. Und angeblich Epileptiker. Das ist nicht gut. Das ist alles nicht gut hier. Er schüttelt den Kopf und lacht, und die Schweißperlen auf seiner Oberlippe zittern.
    »Worüber wollten Sie denn mit mir reden?«, frage ich. »Entweder Sie reden oder Sie gehen. Sofort.«
    Sein Blick fliegt an die Zimmerdecke, auf den Fußboden und dann aus dem Fenster. Mir ist nicht wohl dabei.
    »Der Basso war so eine miese kleine Ratte«, sagt er.
    »Sie wissen, dass er tot ist.«
    »Natürlich«, sagt er, und sein merkwürdiges Lächeln kippt in ein ekliges. »Die Leute reden.«
    »Ach ja?«, frage ich.
    »Sie wissen doch, wie dieses Volk hier ist«, sagt er, »geschwätzig wie die Amseln.«
    Arschloch.
    »Wie kommt es«, sage ich, »dass jemand wie Sie, aus der feinen Kulturszene, jemanden wie den Basso kannte?«
    »Den Basso kannte jeder«, sagt er verächtlich, »Mister Ich-treib-hier-neuerdings-das-Schutzgeld-ein.«
    »Haben Sie gezahlt?«, frage ich.
    »Ich bitte Sie«, sagt er, »keiner hat gezahlt. An den Basso doch nicht. Der war ein Wicht.«
    Er klingt wütend.
    Ich bin mir nicht sicher, ob ich das hier durchziehen soll oder nicht. Ich kann mich nicht entscheiden.
    »Hat er Sie erpresst?«, frage ich.
    »Und wenn?«, sagt er und starrt mich an.
    Sein Blick geht mir durch Mark und Bein.
    »Hätten Sie dann gezahlt?«, frage ich, und ich muss mich zusammenreißen. Ich habe Angst vor ihm.
    »Womit sollte mich jemand erpressen?«
    Seine Augen sind jetzt zu kleinen Schlitzen verzogen.
    »Das frage ich mich auch«, sage ich.
    Er nimmt die linke Hand aus der Manteltasche und fährt sich über die Stirn. Die rechte Hand bleibt, wo sie ist. Sein sonst so perfekt gegeltes Haar geht kaputt, als er darüberstreicht, zwei klebrige Strähnen kippen nach vorne und hängen ihm ins Gesicht. Ich habe immer noch Angst vor ihm, aber ich habe auch das Gefühl, dass er nicht so starke Nerven hat, wie er immer tut, und dass ich ihn knacken kann. Irgendwas will der doch von mir. Ich kann ihn weichklopfen, und dann habe ich was in der Hand.
    Okay. Ich ziehe es durch. Ich will nicht, dass dieses Arschloch ungeschoren davonkommt. Und irgendeinen Dreck hat er am Stecken, das kann ich riechen. Ich strecke mich ein bisschen, ich mache mich gerade. Gut. Steigen wir in den Ring.
    »Nehmen wir mal an«, sage ich, »der Basso wäre so blöd gewesen, Sie zu erpressen.«
    Seine Mimik fällt nach unten, seine Wangen sehen aus, als würde die Schwerkraft an ihnen zerren. Es sieht brutal aus, sein Gesicht ist zur Fratze geworden.
    »Nehmen wir das doch mal an«, sage ich.
    »Glauben Sie, ich wäre so blöd gewesen, mich erpressen zu lassen?«, fragt er. Seine Worte zischen durch seine Zähne, er kriegt sie nicht mehr richtig auseinander. Es sieht aus, als wären seine Kiefer zusammengeschraubt, als wäre das kein Mund in seinem Gesicht, sondern ein Nussknacker.
    »Vermutlich nicht«, sage ich.
    »Richtig«, sagt er, »ich hätte mir das nicht bieten lassen.«
    Nussknacker. Ein ganz schlimmer Nussknacker. Ich fange an zu schwitzen, und meine Füße sind eiskalt.
    »Was hätten Sie denn getan?«, frage ich.
    »Ich hätte ihm unmissverständlich zu verstehen gegeben, wo sein Platz ist«, sagt er, »und dass es verdammt dumm ist, jemandem aus meiner Liga ein Bein stellen zu wollen.«
    Mein Telefon klingelt. Mist.
    Soll ich rangehen? Das Klingeln scheint ihn zu nerven, und das ist eigentlich gut. Aber vielleicht ist das Klatsche, der da klingelt, und jemanden in der Nähe zu haben, wäre noch besser.
    Zandvoort kneift die Kiefer noch fester zusammen, er reibt sich mit der linken Hand die Nasenflügel und sieht aus dem Fenster. Ich drehe mich um und gehe ran.
    »Hallo?«, sage ich.
    »Ich bin’s, Chas.« Der Faller. Auch gut. Ich merke, wie ich ein bisschen ruhiger werde. Jetzt keinen Fehler machen.
    »Ah«, sage ich, »Mister Cash.«
    »Was?«, sagt der
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