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Revolverherz: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)

Revolverherz: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)

Titel: Revolverherz: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)
Autoren: Simone Buchholz
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am Tisch saß. Und was den Auftraggeber angeht: wieder Fehlanzeige.
    Der Faller glaubt ihnen das sogar, er sagt, für diese Jungs gäbe es keinen Grund, ihren Auftraggeber zu schützen. Bezahlt wurde ja wohl, die Kohle ist schnell zur Seite geschafft, dass sie eh in den Knast kommen, ist ihnen auch klar, und wenn sie wieder raus sind, werden ihre Kumpels sie selbstverständlich sofort zurück nach Russland holen. Warum sollten sie also irgendwem gegenüber loyal sein?
    »Ich geh zu Carla«, sage ich, als wir den Verhörraum verlassen. »Ich brauche einen starken Kaffee.«
    Der Faller sieht mich schräg von der Seite an.
    »Zandvoort nervt mich«, sage ich. »Der soll auspacken und nicht nach seinem Anwalt rufen.«
    »Ruhig Blut, Chef«, sagt er. »Der läuft uns nicht weg. Dem können wir in aller Ruhe was anhängen. Und Sie haben jetzt mal Pause. Das waren harte Nummern, Sonntagmorgen und Dienstagnacht. Ich werde jetzt nach Ohlsdorf fahren, in einer Stunde wird Margarete Sinkewicz beerdigt. Mal sehen, ob Eisen-Siggi auftaucht.«
    »Sehen Sie, Faller«, sage ich, »Sie sind auch nicht besser.«
    Er lächelt mich kurz an, und dann geht jeder seiner Wege.

    Bei Carla ist nicht viel los. Es sind nur zwei Tische besetzt, aus den Lautsprechern dudelt leise Folk-Musik. Carla ist nicht da. Scott steht hinter der Theke und liest den Sportteil.
    »Hey, Honey«, sagt er, als er mich sieht.
    Nenn mich nicht Honey, denke ich.
    »Hey«, sage ich, »wo ist Carla?«
    »She’s gone to the market«, sagt er.
    Er scheint wunderbar Deutsch zu verstehen, aber er spricht nur Englisch.
    »Kann ich einen Kaffee haben?«, frage ich.
    »Sure, Honey.«
    Mann, Scott.
    Ich setze mich an einen Tisch am Fenster, und als Scott mit dem Kaffee kommt, sage ich: »Kann ich den Sportteil haben?«
    Er geht zur Theke, holt die Zeitung und legt sie mir vor die Nase.
    »Danke«, sage ich.
    »My pleasure«, sagt er.
    Nach einer Stunde, einem Sportteil und zwei Tassen Kaffee fühle ich mich etwas besser, und ich will gerade gehen, als Zandvoort durch die Tür kommt. Kalt und glatt und unbeeindruckt. Er setzt sich zu mir an den Tisch und sieht mir in die Augen. Der hat Nerven, hierherzukommen.
    »Na«, sagt er, »wie war ich heute Morgen?«
    »Wie bitte?«
    »Sie wissen genau, was ich meine«, sagt er. »Erzählen Sie mir doch nicht, dass hinter dieser verspiegelten Scheibe keiner gesessen hat. Ich wette, Sie waren dabei.«
    Ich antworte nicht. Er dreht sich zu Scott um und bestellt ein Wasser. Dann lehnt er sich entspannt zurück und sieht aus dem Fenster.
    »Jetzt, wo Ihr Fall abgeschlossen ist«, sagt er, »können wir doch noch mal von vorn anfangen.«
    Ich glaube, ich höre nicht recht.
    »Sie wirkten etwas verspannt neulich«, sagt er. »Das dürfte sich ja inzwischen vielleicht gelegt haben. Also, gehen wir heute Abend essen?«
    Was für ein Widerling. Der spinnt wohl.
    »Mein Fall ist nicht abgeschlossen«, sage ich. »Wir haben noch einen Mord aufzuklären.«
    »Aha«, sagt er. »Mein toter Sohn schlitzt also weiter Nutten auf?«
    Wie kann man nur so sein?
    »Aus welcher Hölle genau kommen Sie, Zandvoort?«
    Scott bringt ihm das Wasser, Zandvoort grinst und prostet mir zu.
    Ich muss den Kopf schütteln, ich kann nicht anders.
    Sein Grinsen ist richtig dämlich.
    »Und wie frustriert sind Sie eigentlich?«, fragt er.
    Das blöde Arschloch. Ich bin nicht frustriert. Ich schlafe mit meinem jugendlichen Nachbarn.
    »Ich verspreche Ihnen«, sage ich und beuge mich zu ihm über den Tisch, »ich werde so lange frustriert sein, bis ich alles über Sie rausgekriegt habe. Sie haben mich angelockt, und auch wenn ich keine Ahnung habe, warum Sie dieses Spielchen mit mir spielen – jetzt haben Sie den Salat. Und ich bin verdammt zäh. Meine Leute ermitteln mit Hochdruck, Zandvoort. Ich hänge Ihnen an, was ich kann. Ich mach Sie fertig.«
    »Sie haben ja einen Knall«, sagt er.
    Er steht auf, kippt sein Wasser runter, und als er ausgetrunken hat, kracht es, und das Glas springt in seiner Hand. Hat er wohl ein bisschen fest zugedrückt, hm? Er zuckt, er lässt das kaputte Glas fallen, er schickt mir einen bitterbösen Blick und geht.
    Ha. Ich glaub, ich hab ihn am Haken.

    Der rosa Himmel von heute Morgen hat sich in ein sattes Grau verwandelt, und in dem Moment, in dem ich am Heiligengeistfeld ankomme, fängt es an zu nieseln. Mir ist kalt. Ich laufe über den großen, weiten Platz, vor mir liegt das Millerntorstadion, dahinter geht es links ab in meine
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