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Rettungskreuzer Ikarus Band 036 - Schlacht um Vortex Outpost

Rettungskreuzer Ikarus Band 036 - Schlacht um Vortex Outpost

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 036 - Schlacht um Vortex Outpost
Autoren: Sylke Brandt
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hatte, war ihm das Herz stehen geblieben, aber jetzt, bei der zweiten
Sichtung, wusste er schon, dass der Outsider in dem kleinen Beiboot ein lausiger
Schütze war. Er traf, aber schlecht. Melody hatte den Angriff mit Sicherheit
überlebt, auch wenn die Kapsel Schaden genommen hatte. Wenn es jemanden
gab, der einen Schutzanzug anlegte und ihn vorschriftsmäßig schloss,
bevor er eine Rettungskapsel startete, dann war sie es. Melody lebte. Jetzt
musste er sie nur finden.
    Die Flugbahn der beschädigten Kapsel war unbeständig, und es mochte
sein, dass sie durch weitere kleine Explosionen oder gar Kollisionen verändert
worden war, doch es gab nur einen gewissen Sektor, in dem sie sich befinden
konnte. Die ursprüngliche Richtung war günstig – Melody war nicht
auf dem Weg in das Herz der Schlacht oder zu den näher kommenden Outsidern,
sondern bewegte sich auf den Rand des Systems zu. Einerseits verhieß das
Sicherheit, denn niemand würde die Kapsel nebenbei abschießen, und
es gab weniger Trümmerteile. Andererseits war es auch der Weg ins Vergessen.
    Sollte das automatische Notsignal der Kapsel beschädigt sein, würde
man das kleine Gefährt vermutlich nie wieder finden, schon gar nicht rechtzeitig.
Wie viele Kapitäne würden ihre großen Pötte wenden, um
ein einzelnes vielleicht-bin-ich-eine-Rettungskapsel-Signal zu überprüfen?
Offiziere wie Mr. Wichtig da hinten bestimmt nicht.
    Und das brachte Ohboy zu seinem nächsten Problem. Wenn er die Kapsel fand,
würde er die Syras Stern dann dazu kriegen, sie zu bergen? Oder
konnte er Kontakt zu einem anderen Schiff aufnehmen, das näher dran sein
mochte? Notfalls würde er den Offizier als Geisel nehmen und die Crew zwingen,
seinen Befehlen zu folgen, aber das war sein letzter Ausweg. Ohboy war bereit,
das zu tun, ganz gleich, welche Konsequenzen sein Handeln haben würde.
Aber es wäre ihm lieber, die Rettungsaktion selber zu überleben.
    Egal. Das war eine Brücke, über die er gehen würde, wenn er sie
erreichte.
    Bedächtig begann er, ein Netz zu knüpfen.
    Er benutzte die Fernsensoren des Schiffes, um sich mit den nächsten Sonden
zu verbinden und dann wieder mit den nächsten, bis er immer weiter und
weiter hinaus greifen konnte. Mit jeder Verknüpfung geriet ein weiteres
Stück des Systems in sein Blickfeld, als würde sich ein Nebel lichten.
Er sah Schiffe der Alliierten, die sich neu formierten. Ohboy war kein Experte,
aber für ihn sah es so aus, als würden sie sich sammeln, um Vortex
Outpost zu verlassen. Sie zogen sich aus Kämpfen zurück, wenn sie
konnten. Es war vorbei, zumindest vorerst.
    Er sah Hairaumer, die ihr neu gewonnenes Territorium absicherten. Die Flotte
des Feindes hatte schwere Verluste hinnehmen müssen, mehr vermutlich, als
sie erwartet hatten. Aber das wollte nichts heißen, denn es sollte, Gerüchten
nach, eine Invasionsflotte geben, ungleich größer, die nur auf das
Signal zum Angriff wartete.
    Die Alliierten dagegen hatten fast alles, was wehrhaft war, in diesen Kampf
geworfen, und es war ihnen übel ergangen. Ohboy sah zahllose zerstörte
Schiffe. Die meisten waren nicht einmal mehr Wracks, sondern glühende Trümmerwolken.
Der Selbstzerstörungsbefehl, den alle Einheiten erhalten hatten, war befolgt
worden, wann immer es der Besatzung noch möglich gewesen war. Zweimal fand
Ohboy eine seltsame Signatur, die ein toter Adlat sein mochte, daneben jeweils
zwei reglose Hairaumer.
    Das ganze System war ein einziger großer Schrotthaufen – und er suchte
darin eine ganz bestimmte Schraube.
    Er fand sie.
    Sein Zeitempfinden war vage in der Welt des Netzes, aber er spürte, dass
es lange gedauert haben musste, denn er hatte einmal von dem Kontrollsystem
eine Aufforderung erhalten, eine vorgeschriebene Pause einzulegen und etwas
zu trinken, und einmal hatte sich Mr. Wichtig direkt und unangekündigt
eingeschaltet und einen Bericht eingefordert. Das lange, arbeitsame Schweigen
seines neuen Untergebenen schien ihn zu beunruhigen.
    Ohboy hatte die grobe Unhöflichkeit, die das unangemeldete Eindringen in
ein Netz darstellte, ignoriert. Vielleicht war das auf Militärschiffen
üblich. Ruhig und sachlich hatte er die allgemeine Lage beschrieben, ohne
in seiner Suche inne zu halten. Auch wenn er die direkte Umgebung der Syras
Stern kaum beachtete, hatte er reichliche Daten zur Verfügung, die er seinem
Vorgesetzten präsentieren
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