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Rettungskreuzer Ikarus Band 036 - Schlacht um Vortex Outpost

Rettungskreuzer Ikarus Band 036 - Schlacht um Vortex Outpost

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 036 - Schlacht um Vortex Outpost
Autoren: Sylke Brandt
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Vernichtung wie möglich
zu ihren Gegnern zu bringen. Alles andere – die Schlafquartiere, die Kantinen,
die Besprechungsräume – drängte sich zwischen Schilde und Waffen,
wo es halt noch Platz gab. In den letzten Wochen und Monaten hatte sich Vortex
Outpost in eine Festung verwandelt. Sie verteidigte keinen Planeten, keine unschuldigen
Zivilisten und auch schon längst nicht mehr das Sprungtor, das das System
einst mit Leben erfüllt hatte.
    Vortex Outpost verteidigte die Hoffnung auf das Überleben aller denkenden
Wesen in der gesamten Galaxis.
    Melody verzog das Gesicht und hätte sich gerne einen Hang zu schwülstigem
Pathos vorgeworfen, aber sie konnte es nicht. Einerseits war sie dafür
viel zu pragmatisch und andererseits war dieser hochtrabende Gedanke schlichtweg
wahr. Ebenso wie die Tatsache, dass sie sich selber in eine Soldatin verwandelt
hatte, die nun ihre Rolle in diesem Krieg spielte. Sie hatte nur zwei Möglichkeiten
gehabt: Die Station zu verlassen und auf irgendeinen Planeten zu flüchten,
der noch die Illusion von Sicherheit versprach, und da abzuwarten, was die anderen
würden erreichen können. Oder zu bleiben und ein Teil des neuen Vortex
Outpost zu werden, sich ebenso zu verändern wie die Station, um selber
etwas bewirken zu können. Die Entscheidung war nicht schwer gewesen. Darum
war sie jetzt hier und steuerte das stumme, kleine Raumschiff durch die Dunkelheit
auf den Feind zu.
    In letzter Zeit ging ihr oft ein Sprichwort ihres Großvaters im Kopf herum;
manchmal hämmerte es in ihren Gedanken wie ein Mantra.
    »Mögest du in interessanten Zeiten geboren werden.«
    Er hatte erzählt, es sei eine alte Verwünschung. In den langen Jahren
der Stille – ja, Langeweile – auf Vortex Outpost hatte sie nicht verstehen
können, was er damit gemeint hatte. Dann, als sie und Ohboy von einem Virus
im Datennetz der Station gefangen worden waren, hatte sie gedacht, sie hätte
eine Ahnung davon bekommen. Aber erst jetzt wusste sie, was dieser Fluch wirklich
meinte. Es waren interessante Zeiten, daran gab es keinen Zweifel. Eine Gruppe
übermächtiger Aliens, die die Galaxis unterjochen und allen denkenden
Wesen die Gehirne entnehmen wollten. Ein verrückt gewordener Prinz des
Multimperiums, der ihnen zur Seite stand. Und ihre Verbündeten, nicht weniger
phantastisch: die uralten, lebenden Raumschiffwesen der Adlaten und die Movatoren,
Maschinenwesen, die aus einer anderen Zeit und Galaxis zu ihnen gekommen waren.
In den letzten Monaten hatte Melody genug Dinge gesehen und erlebt, eines unwahrscheinlicher,
großartiger und furchtbarer als das andere, um damit einer ganzen Schar
von Enkelkindern jeden Abend einen langen Vortrag halten zu können. Wenn
sie je dazu kam, einmal Kinder zu haben.
    Wenn sie es schaffte, zu überleben.
    Unzufrieden mit sich selber, dass ihre wandernden Gedanken an diesem dunklen
Punkt angekommen waren, warf Melody einen Blick auf die Positionsanzeige und
richtete sich auf. Sie war nicht mehr weit von ihrem Ziel. Irgendwo hinter ihr,
ebenso unsichtbar und lautlos, war das Schiff von Ohboy. Im Grunde konnte sie
jetzt nichts anderes mehr tun, als zu warten und zu beobachten, trotzdem blieb
sie angespannt. Das Wenige, was sie noch tun konnte, war die Zerstörung
des kleinen Fahrzeugs, sollte sie sich mit dem Kurs oder der Geschwindigkeit
verrechnet haben. Es waren die längsten Minuten dieser Mission, bis der
mechanische Zeitmesser, der beim Zünden der Feststoffrakete aktiviert worden
war, ansprang. Melody zuckte zusammen – so wie jedes Mal – als das
Ventil der Druckluftdüse an der Spitze des Fahrzeugs einen konzentrierten
Gasstrahl abgab. Der Flug verlangsamte sich durch den Rückstoßeffekt,
und schließlich kam der kleine Raumer fast vollkommen zum Stillstand.
Wenn es möglich gewesen wäre, Kameras zu benutzen, um das zu zeigen,
was am Ziel lag, dann wäre das ein bedrohlicher, ein schrecklicher Anblick
gewesen. Niemand konnte den Hairaumern der Outsider sonst so nahe kommen und
blieb am Leben, um zu berichten, wie der Schwarm aussah, der dort wartend im
Nichts hing. Sie waren ein Tsunami, eine tödliche Welle, die sich noch
einen kurzen Moment ausruhte, ehe sie über die Station kommen und dort
alles Leben vernichten würde. Warum die Hairaumer sich noch nicht in Bewegung
gesetzt hatten, ob sie auf Nachrichten warteten, auf weitere Verstärkung,
oder ob sie
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