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Rettungskreuzer Ikarus Band 005 - Requiem

Rettungskreuzer Ikarus Band 005 - Requiem

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 005 - Requiem
Autoren: Dirk van den Boom
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unter der einheimischen Fauna angerichtet hatte. Und mit noch
größerem Schrecken sahen sie, wie eine helle Flammenlohe aus den
Düsen des Schiffes schlug. Der Leib der Ikarus erzitterte, dann
bewegte er sich langsam in die Höhe.
    »Verdammt, was treiben die da?«, flüsterte Anande entsetzt. »Die
können doch nicht einfach ohne uns ...«
    Sentenzas geübter Blick sah die Schwankungen in der Arbeit der Düsen
und den ungleichmäßigen Einsatz des Antigravitationsfeldes. So einen
amateurhaften Start brachte nicht einmal Thorpa fertig. Das machte nur jemand,
der das zum ersten Mal probierte.
    »Die treiben gar nichts, Doktor«, erwiderte der Captain fast tonlos.
»Das macht jemand anderes, so wahr ich dieses Schiff kenne!«
    »Jemand anderes?«, wiederholte der Arzt ungläubig. »Wie
soll das möglich sein? Außer uns ist doch niemand hier!«
    Sentenza nickte und wies in das Innere des Wracks.
    »Das stimmt wohl nicht ganz. Meine Theorie scheint nicht ganz aus der Luft
gegriffen, Doktor!«, murmelte er, während er mit brennenden Augen
und in völliger Hilflosigkeit den langsamen, unbeholfenen, aber immer schneller
werdenden Aufstieg seines Raumschiffes beobachtete.

    »Das hat keinen Sinn!«
    Die Ikarus erhob sich zitternd vom Boden. Die Ingenieurin hatte alles
versucht, doch es war vergebens gewesen. Jetzt galt es, Leben zu retten.
    »Thorpa, Sie verschwinden sofort in die Rettungskapsel 1.«
    Der Pentakka wedelte nervös mit seinen Ästen. »Und Sie?«,
fragte er aufgeregt.
    »Ich komme sofort nach. Los, warten Sie nicht länger!«
    Thorpa folgte der herrischen Aufforderung ohne Widerrede.
    Sonja aktivierte die interne Komverbindung. »Weenderveen, Sie packen alles
ein – inklusive des Schneidbrenners – und melden sich sofort bei Rettungskapsel
1.«
    »Was ist denn überhaupt los?«, erklang die gehetzt wirkende Stimme
des Robotikers.
    »Dafür ist jetzt keine Zeit. Sie nehmen ein Standardwerkzeugpack mit
und, wenn es geht, einen der kleinen Generatoren. Lassen Sie einen Roboter den
Krempel schleppen, aber bitte schnell. Und Waffen – die Waffenkammer ist
auf Ihrem Weg! Lassen Sie Trooid sich greifen, was er bekommen kann! Wir müssen
die Ikarus aufgeben!«
    »Wir müssen ... was ?«
    »Keine Diskussionen. In zwei Minuten bei Rettungskapsel 1.«
    DiMersi unterbrach die Verbindung. Sie warf einen schnellen Blick in die Zentrale.
Es gab für sie hier nichts mehr zu tun, und diese Erkenntnis war mit einer
anderen verbunden, über die sie sich erst in den letzten Sekunden klar
geworden war. Es war gut möglich, dass sie in diesem Augenblick die Zentrale
der Ikarus zum letzten Mal in ihrem Leben sah.
    Halt – eines musste doch noch getan werden!
    Die Frau öffnete eine Abdeckklappe, hinter der ein rot leuchtender Knopf
verborgen war, den sie tief in die Fassung drückte. Der Ruck, mit dem sich
die Notrufboje aus dem Schiff katapultierte und in den klaren Himmel schoss,
war angesichts der ohnehin allgegenwärtigen Erschütterungen des unwillig
beschleunigenden Kreuzers kaum zu spüren. Sobald die Notrufboje ihre Raketenfüllungen
verbraucht hatte, würde sie den Orbit erreicht haben und beginnen, im Hyperfunk
Notsignale zu senden. Es war nicht sehr wahrscheinlich, dass diese Signale allzu
bald ein Schiff in dieser verlassenen Gegend erreichen würden, aber die
nächsten Transitknotenpunkte mit Toren durften zumindest annähernd
in der Reichweite der Notrufe der Boje liegen.
    Hoffentlich.
    Sonja DiMersi schüttelte die Gedanken ab.
    Sie spurtete durch die Gänge bis zur nahen Rettungskapsel, die von Thorpa
bereits startklar gemacht worden war. Die Ikarus verfügte über
drei dieser Kapseln, jede konnte vier Besatzungsmitglieder und etwas Material
aufnehmen. Sonja zwängte sich hinein und zog das kleine Steuerpanel zu
sich heran.
    Ein Rummsen ertönte, als Darius Weenderveen ein Werkzeugpack durch die
Einstiegsöffnung warf, das von Thorpa sofort gesichert wurde. Trooid folgte
mit einem Bündel Handfeuerwaffen und einigen Gewehren. Weenderveen wuchtete
sich in einen Sessel, Trooid unmittelbar hinter ihm, Druckgurte schlangen sich
um die Leiber der Besatzungsmitglieder, und die Luke schloss sich mit einem
schmatzenden Geräusch. Ein Roboter hatte zwei Container arretiert und heftete
sich selbst magnetisch an die dafür vorgesehene Stelle der Innenwand.
    Sonjas flache Hand schlug auf die Automatik, und ein heftiger Ruck durchfuhr
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