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Rettet unser Geld

Rettet unser Geld

Titel: Rettet unser Geld
Autoren: Hans-Olaf Henkel
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eingeladen.
    Die Aufspaltung, ich betone das ausdrücklich, bringt Vorteile für beide Seiten. Vor allem werden die südlichen Länder wieder in die Lage versetzt, Inflation in Kauf zu nehmen, um die eigene Wirtschaft am Laufen zu halten. Genau das nämlich wird durch die strengen Auflagen verhindert, die Brüssel im Zusammenhang mit dem griechischen Rettungspaket eingeführt hat. Athen wird, und da stimme ich Josef Ackermann zu, niemals die Summen zurückzahlen können, die Brüssel ihm zugeschoben hat. Das gewaltige Rettungspaket hat Griechenlands Wirtschaft buchstäblich erschlagen. Die Restriktionen würgen die dortige Wirtschaft brutal ab. Eine zeitweilige Rezession würde man durchaus akzeptieren können, wenn man wüsste, dass es nach ein oder zwei Jahren wieder aufwärtsginge.
    Das glaube ich aber nicht. Stattdessen werden wir in Griechenland eine lang anhaltende Rezession erleben und genauso in allen Ländern, die nun kurzfristig auf die strengen Brüsseler Sparkriterien festgelegt worden sind. Was man in Griechenland schon beobachten kann - die Firmenschließungen nehmen
zu, die Arbeitslosenrate steigt, die Reichen flüchten sich in andere Länder und die Armen wissen, dass sie noch ärmer werden -, wird auch in anderen Ländern der Euro-Zone eintreten. Die Prognosen für Italien, Spanien, Portugal weisen alle in eine Richtung: nach unten. Oder glaubt jemand ernsthaft, dass die Regierungen dieser Länder plötzlich, über Nacht, so haushalten können wie Deutschland oder Österreich? Statt einer rigorosen Disziplinierung durch Brüssel wäre eine Abwertung ihrer Währung viel besser gewesen - das aber würde einen eigenen Euro-Bereich voraussetzen.
    Dieser neue Bereich böte zudem seinen Mitgliedern den Vorteil, sich über Inflation und Wachstum ihrer Haushaltssanierung widmen zu können. Natürlich würde der Süd-Euro gegenüber seinem »Bruder« schwächer notieren, aber diese Schwäche würde sich realiter als Stärke für die betreffenden Länder erweisen, die endlich wieder ordentlich exportieren könnten, weil sie konkurrenzfähige Preise anbieten würden.
    Praktisch dürfte diese Aufteilung weit leichter fallen, als es in den 90er Jahren die Zusammenfassung von sechzehn Währungen in dem einen Euro gewesen ist. Das Szenario könnte so aussehen: Ab dem Tag X gibt es neben dem alten Euro einen neuen, der zum gleichen Umrechnungskurs eingeführt wird - man muss also nicht wie bei der D-Mark-Umstellung die Mieten, Gehälter, Bankkonten und Preise für Waren und Dienstleistungen umstellen. Dass die beiden Euros schnell unterschiedliche Wechselkurse aufweisen werden, ist unvermeidlich - und durchaus gewollt.
    Auch das derzeitige Eurogeld kann erhalten bleiben. Wenn es so käme, wie ich mir vorstelle, würden die Südländer den bisherigen Euro beibehalten, während die Nordländer den Nord-Euro bekämen, der dann entsprechend anders aussehen könnte, vielleicht sogar etwas ansprechender als der alte. Würden
dagegen die Südländer aussteigen, wie Sarkozy das in Brüssel angedroht hat, ginge es umgekehrt: Dann behielten Deutschland, Benelux und Österreich die alte Währung und die Südländer könnten sich neue Scheine drucken und Münzen prägen, vielleicht mit dem klassischen Symbol des Olivenzweigs.
    Zum Glück verfügen wir mit EZB und Bundesbank samt Landesbank-Filialen über logistische Apparate, für die eine solche Um- und Neuordnung samt neuem Geld eine lösbare Aufgabe darstellen würde. Ich erinnere nur an die reibungslose Einführung der D-Mark in den neuen Bundesländern und den Umtausch von sechzehn verschiedenen Währungen in den Einheits-Euro. Im Zuge der Währungsaufteilung böte es sich an, neben der Nord-EZB in Frankfurt eine Süd-EZB in Paris zu etablieren, was dem dortigen Führungsanspruch entgegenkäme.
    Apropos französisches Selbstwertgefühl: In Hans Tietmeyers Erinnerungen fand ich die Schilderung eines interessanten Vorfalls aus dem Jahr 1993, aus dem sich ableiten lässt, dass mein Vorschlag dem europäischen Denken durchaus nicht fremd ist. Chiracs Premierminister Edouard Balladur hatte damals von der deutschen Bundesbank gefordert, den französischen Franc in ihre Währungsreserven aufzunehmen, um »die Stärke dieser Währung auch nach außen hin zu demonstrieren. Nachdem ich deutlich gemacht hatte«, so Tietmeyer, »dass eine solche Privilegierung einer europäischen Währung gegen das Prinzip der Gleichbehandlung verstoße«, war die französische Antwort: »Dann bleibe
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