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Rettet unser Geld

Rettet unser Geld

Titel: Rettet unser Geld
Autoren: Hans-Olaf Henkel
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strafbewehrt - zur »Leugnung« offenbarer Tatsachen, womit jeder, der es publik macht, entweder zum Irren oder zum Gesetzesbrecher gestempelt wird. Das klingt ziemlich drastisch, aber genau so ist es. Und leider geht damit unsere vielbeschworene Meinungsfreiheit zum Teufel.
    Zurück zur Euro-Debatte, die im Frühjahr 2010 sehr heftig geführt wurde - heftig vor allem von jenen, die das Problem, das Deutschland mit dem Euro bekommen hatte, zum Unproblem erklären wollten und jene, die sich über Alternativen Gedanken machten, wenn nicht als Irre, so doch als Menschen mit herabgesetztem Reflexionsvermögen darstellten. Es gibt bei uns viele Arten, jemanden mundtot zu machen, aber die beliebteste in Medien und Politik besteht immer noch darin, ihn der Lächerlichkeit preiszugeben.
    Nachdem ich einer Zeitung ein Interview zum Thema Euro gegeben hatte, wurde ich in die Talkshow von Markus Lanz eingeladen. In der ZDF-Runde saß neben mir der ehemalige Finanzminister Hans Eichel, der meine Ausführungen mit süffisantem Lächeln verfolgte, unbeeindruckt von dem Umstand, dass das Publikum auf meine Äußerungen mit Applaus reagierte. Der Ausstieg aus dem Euro, dessen Notwendigkeit ich begründete, sowie die Wiedereinführung der D-Mark, die ich vorschlug, kam bei den im Studio Anwesenden offenbar gut an. Zuerst verblüffte mich das, da ich wiederholte Beifallskundgebungen nicht gewohnt bin. Aber offenbar hatte ich einen Nerv getroffen.
    Herrn Eichel wiederum schien ich zunehmend auf den Nerv zu gehen, da er als Vertreter des korrekten Denkens dessen unzulässige Übertretung registrierte. Als Politiker, der »mit allen Wassern gewaschen« ist - sauberen und weniger sauberen -, demonstrierte er nun das komplette Arsenal der öffentlichen Mundtotmachung, wie sie sich seit Zeiten von Rot-Grün in
Deutschland etabliert hat. Deren Ziel besteht darin, unerwünschte Inhalte dadurch aus dem Lichtkegel der Aufmerksamkeit zu ziehen, dass man den, der sie verkündet, anschwärzt.
    Die Wege dorthin sind vielfältig. Einer besteht darin - und Eichel führte ihn sogleich vor -, dass man dem Gegenüber seinen guten Willen abspricht. »Sie wollen doch nur provozieren«, sagte er, und das implizierte, dass es mir nur auf die Wirkung ankomme. Das Sprichwort sagt ja, »Man spürt die Absicht und ist verstimmt«, und so zielt dieser Einspruch darauf, den Menschen ein ungeliebtes Thema dadurch zu vermiesen, dass man gegen dessen Vertreter »Stimmung macht«. Er will sich ja nur wichtig machen, was den betrüblichen Schluss nahelegt: Er hat es wohl nötig.
    Der zweite, nicht minder raffinierte Weg besteht darin, dem anderen die Ernsthaftigkeit abzusprechen. Der Satz »Das kann ja wohl nicht Ihr Ernst sein«, wie der ehemalige Finanzminister ihn vortrug, soll dem Kontrahenten den Teppich unter den Füßen wegziehen. Er besagt ja zweierlei: Zum einen, dass das, was man vorschlägt, an sich schon lächerlich wirkt und damit nicht der Rede wert ist; es impliziert aber auch, dass man das selbst noch gar nicht bemerkt hat und demnach der »vernünftige« Gesprächspartner, also Herr Eichel, einen erst darauf aufmerksam machen muss. Und damit ist nicht allein der angesprochene Gedanke, sondern man selbst als lächerlich bloßgestellt.
    Der dritte Weg, der sozusagen den tödlichen Schlag versetzen soll, besteht aus dem Argument, wonach der Andersdenkende von der Materie offenbar keine Ahnung hat, weil er gegen die allgemein anerkannte, öffentlich akzeptierte und von den Autoritäten bestätigte Wahrheit angeht, sie gleichsam »leugnet«. Stillschweigend wird also die fatale Alternative aufgestellt, dass man entweder von der Sachlage nichts versteht oder, was noch schwerer wiegt, dass man wohl etwas davon
versteht, aber offenen Auges das Gegenteil behauptet. So kann die Öffentlichkeit entscheiden, ob man den Übertreter für dumm oder für böse hält. Schöne Aussichten.
    Während ich, im Zerrspiegel von Herrn Eichel, durchtrieben und böse erschien, zeigte sich in einem Welt -Interview Finanzminster Wolfgang Schäuble, den ich ansonsten sehr schätze, nachsichtig und bezeichnete meinen Vorschlag lediglich als »Unsinn«. Ich werde in diesem Buch zeigen, dass sich Wolfgang Schäuble geirrt hat.
    Auch in einem anderen Punkt hat er mit dieser Keule, denn nicht anders kann man seine Wortwahl nennen, vorbeigehauen. Über den Andersdenker Thilo Sarrazin urteilte er ebenfalls, seine Thesen seien »Unsinn«, schlimmer noch »verantwortungsloser Unsinn«.
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