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Rettet den Euro!: Warum wir Deutschland und Europa neu erfinden müssen (German Edition)

Rettet den Euro!: Warum wir Deutschland und Europa neu erfinden müssen (German Edition)

Titel: Rettet den Euro!: Warum wir Deutschland und Europa neu erfinden müssen (German Edition)
Autoren: Martin Hüfner
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der richtigen Richtung bewegen. Die Währungsunion hätte zwingend dazu beitragen müssen, die Volkswirtschaften stärker zusammenwachsen zu lassen, was natürlich zuvorderst hieß, dass die Politik dem Zusammenwachsen der Märkte keine Steine in den Weg legen durfte. Genau das aber geschah, wie wir später sehen werden.
    Hier liegt das Problem. Wir müssen den Euro wieder zur Krönung der Integration machen. Dazu reicht es nicht, ihn in die Reparaturwerkstatt zu bringen und ein paar Ersatzteile einzubauen. Am Euro müssen wir gar nichts ändern. Vielmehr müssen wir den Währungsraum verbessern und dazu die Integration vorantreiben. Wir müssen Deutschland und Europa neu erfinden.
    Es klingt einigermaßen merkwürdig zu sagen, dass die neue Währung ein neues Land erfordert. Mancher mag sagen: Hier wackelt der Schwanz mit dem Hund und nicht umgekehrt, wie es eigentlich sein sollte. Aber das ist die Logik der Verhältnisse. Wer die Währung einführt, bevor das Land für eine gemeinsame Währung bereit ist, der muss später eben das Land an die Währung anpassen.

III. Geht’s auch ohne Euro?
     
    15. April 2011 Ich habe gerade in der Bild-Zeitung eine Umfrage gelesen, dass sich die Deutschen mehrheitlich eine Rückkehr zur D-Mark wünschen. Ich stelle mir vor, wie eine neuerliche Umstellung aussehen würde. Es gäbe wieder neue Scheine und Münzen (das kann ich aushalten). Es gäbe wieder eine neue Zentralbank (das wäre vielleicht sogar interessant; man sähe wieder neue Leute). Es gäbe die Umstellung in den Betrieben auf eine neue Währung (das kostet Geld, was ich als Verbraucher am Ende bezahlen muss).
    Es gäbe aber auch wieder die Unsicherheit, ob die Rückumstellung klappt. Und es gäbe die Gefahr von stärkeren Preisanhebungen, wenn die Währung umgestellt wird. Nein. Das will ich nicht, selbst wenn die neue D-Mark besser sein sollte als der Euro (wer weiß das schon). Ich will nicht, dass man das Geld so oft wechselt.
    Wenn die Politiker und die Zentralbanken die Papierwährungen auf Dauer nicht am Leben halten können, dann müssen wir eben wieder zurück zur Goldwährung. Die war zwar auch nicht ohne Fehler, sie hat aber wenigstens lange gehalten.

1. Wollen wir das?
     
    Währungen sind für die Menschen da. Würde Ihnen etwas fehlen, wenn Sie statt Euros eine andere Währung im Portemonnaie hätten?
    Was für eine Frage, werden die meisten sagen. Natürlich würden wir uns mit der D-Mark besser fühlen.
    Ich bin da inzwischen aber nicht mehr so sicher.
    Im Bayerischen Rundfunk gibt es jeden Mittag zwischen 12 und 13 Uhr die Sendung »Tagesgespräch«. Sie ist sehr beliebt, weil sie aktuelle Themen aufgreift, weil jeder Hörer darin seine Meinung äußern und Fragen stellen kann und weil es immer Experten gibt, die die notwendigen Sachinformationen liefern. Als es um den Euro ging, war ich als Experte eingeladen. Ich bereitete mich auf viele böse Kommentare vor: gegen die Brüsseler Bürokraten, gegen Papiergeld, das keinen Wert hat, gegen die Verschwendungssucht in Südeuropa und was es sonst noch alles an Vorwürfen gibt. Richtig gerne bin ich nicht ins Studio gegangen. Solche Debatten sind oft wenig angenehm.
    Und was passierte? Ich war überrascht: kein Streit, keine Aggressionen, keine Forderungen nach Abschaffung der Währung oder nach Rausschmiss von bestimmten Ländern aus der Europäischen Union. Die Diskussion war außerordentlich sachlich. Ja, es wurden viele Sorgen über die Probleme in Euro-Land zum Ausdruck gebracht. Es gehe aber darum, diese Probleme jetzt zu lösen, anstatt nur zu schimpfen. Der Euro sei »alternativlos« – selbst dieses Wort fiel; allerdings hatte ich das Gefühl, dass es mit leichtem Augenzwinkern gesagt wurde. Mit dem Euro habe man sich arrangiert. Hörer aus den neuen Bundesländern warnten sogar vor einer Abschaffung des Euro. Sie hätten nach dem Ende der DDR-Mark zuerst die D-Mark bekommen und dann nach gerade einmal zwölf Jahren den Euro. Das seien zu viele Wechsel in den Währungen.
    Das ist ein Kontrapunkt zu zahlreichen öffentlichen Umfragen. Man kann ihn einerseits abtun, weil er nicht repräsentativ ist. Andererseits höre ich solche Meinungen häufiger. Der Widerspruch zu öffentlichen Umfragen lässt sich erklären: Hier kann man nicht ausreichend differenzieren. Man kann nur mit »Ja« und »Nein« antworten. Wenn ich gefragt werde, ob ich mir wegen des Euro Sorgen mache, dann antworte ich natürlich mit »Ja«. Wenn ich das aber begründen soll,
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