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retten die Pferde

retten die Pferde

Titel: retten die Pferde
Autoren: Enid Blyton
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überhaupt noch nie vorgekommen, dass sich eine neue Schülerin selbst vorstellen wollte. Eine winzige Falte erschien auf ihrer Stirn und glättete sich dann wieder.
    „Natürlich darfst du selbst zu deinen neuen Mitschülerinnen sprechen“, sagte sie freundlich. „Übrigens, Marion, ich möchte hier in Lindenhof nicht Frau Direktor genannt werden. Sag Frau Theobald zu mir, wie alle anderen.“
    „Danke, Frau Di .... Frau Theobald.“ Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht, nun doch etwas nervös. „Also ...“, fing sie an, „also . Ich will euch erzählen, warum ich nach Lindenhof gekommen bin, obwohl ich nie im Traum daran gedacht hätte, in ein Internat zu gehen, und meine Eltern auch nicht. Vielleicht meint ihr, ich spinne, weil ich mich hier hinstelle und über mich reden möchte. Kann sein, es interessiert euch überhaupt nicht. Oder eben doch. In jeder Schule wird eine Neue so nach und nach ein bisschen ausgefragt.
    Das ist normal. Ich möchte das, was zu Hause passiert ist, vergessen. Deshalb erzähle ich es euch gleich heute. Und dann, bitte, sprechen wir nie wieder davon.“ Sie machte eine Pause.
    Niemand unterbrach die Stille. Die Mädchen schauten sich an, sie waren neugierig und gleichzeitig verwirrt. Was wollte Marion ihnen sagen? War es eine Art Beichte?
    „Sie hat sicher was Schlimmes ausgefressen“, flüsterte Marianne. „Vielleicht geklaut.“
    „Oder einen Unfall verursacht“, spann Carlotta mit ihrer lebhaften Fantasie das Thema weiter. „So etwas gibt es doch. Irgendein Leichtsinn im Verkehr, mit dem Rad zum Beispiel, ein Autofahrer muss ausweichen und überfahrt ein Kind. Dann war Marion an seinem Tod schuld. Furchtbar «
    „Quatsch mit Soße“, murmelte Nanni. „Hör lieber zu!“
    „Also ...“, fing Marion wieder an. „Meine Eltern, meine Brüder und ich, wir wohnen in einem kleinen Ort bei Hannover. Unser Nachbar hat ein Gestüt mit Reitstall. Ich habe reiten gelernt, als ich sieben war. Seitdem waren Reiten und Pferde das Schönste und Wichtigste für mich. Als ich älter war, habe ich im Stall geholfen und durfte dafür jeden Tag umsonst reiten. Dann habe ich mit Turnieren angefangen. Bitte haltet mich nicht für eingebildet, aber ich muss das jetzt sagen, es gehört nämlich zu meiner Geschichte - ich war ziemlich gut. Ich habe ein paar Jugendpokale gewonnen. Wilko, der Chef des Reitstalles, meinte, ich hätte eine Karriere als Springreiterin vor mir, wenn ich weiter so fleißig trainieren würde.“ Marion schluckte. „Ich habe trainiert. Und beim Training ist es schließlich passiert. Der Chef hatte mir Catalina gegeben, sein schönstes Pferd. Natürlich nicht geschenkt. Aber sie gehörte trotzdem irgendwie mir. Ich habe sie so sehr geliebt. Ja, und dann blieb Catalina an der Planke hängen, dabei war das Hindernis gar nicht besonders hoch. Wir stürzten . “ Marion schluckte wieder. Ihre Augen waren groß und fast durchsichtig.
    „Sie weint“, flüsterte Nanni.
    „Nein“, meinte Marianne, „sie weint nicht. Aber beinahe. Sie beherrscht sich. Sie imponiert mir. Anscheinend eine Supersportlerin.“
    Sport war für Marianne ungeheuer wichtig. Eine Neue, deren Fähigkeiten als Sportlerin sie anerkannte, konnte sich ihrer Freundschaft sicher sein.
    „Ich war bewusstlos“, fuhr Marion fort.
    „Ich bin erst im Krankenhaus aufgewacht. Ich hatte eine Rückgratverletzung. Wilko erzählte mir, dass er Catalina erschießen musste. Es hat lange gedauert, bis ich wieder gehen konnte. Jetzt bin ich gesund. Der Arzt sagte mir, ich hätte nicht einen, sondern mindestens drei Schutzengel gehabt. Ich kann heute bei leichtem Sport mitmachen, Schwimmen und Gymnastik sind sogar gut für mich. Aber ich darf keinen Leistungssport betreiben. Das wäre mir egal. Bloß: Ich darf nie wieder reiten.“
    Im Speisesaal von Lindenhof hätte man die berühmte Stecknadel fallen hören. Es gab keine Stecknadel. Dafür musste Petra niesen. Die anderen Mädchen warfen ihr strafende Blicke zu. Sie genierte sich furchtbar und nieste noch
    einmal.
    „Ich bin dankbar, dass ich kein Krüppel geblieben bin“, sagte Marion. „Aber es war so schwer für mich, als ich wieder zu Hause war. Von meinem Fenster aus sehe ich die Reitbahn und die Pferde, ich höre die Kommandos und das Wiehern der Pferde. Einige Pferde erkenne ich sogar an ihrem Wiehern. Meine Brüder sind zehn und zwölf. Sie reiten alle. Ich habe sie dazu angeregt. Ich konnte das alles nicht mehr aushalten. Deshalb habe ich meine
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