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retten die Pferde

retten die Pferde

Titel: retten die Pferde
Autoren: Enid Blyton
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traurig darüber, dass Herr Zierer sie auf so hässliche Weise loswerden will. Trotzdem kann ich nichts für die Tiere tun. Lindenhof ist ein Internat, kein Pferdehof. Es geht nicht um das Geld, um den Kaufpreis am allerwenigsten, auch nicht um die laufenden Kosten für die Unterbringung der Tiere. Es geht um das Prinzip. Und um die Verantwortung. Tiere bedeuten Verantwortung. Wir, eure Lehrerinnen und ich, haben schon genug Verantwortung für euch Mädchen zu tragen.“
    „Wir würden uns um Max und Sternchen kümmern, das ist selbstverständlich.“
    „Ich weiß“, sagte die Direktorin und lächelte. „In der ersten Zeit würdet ihr es freiwillig tun. Eines Tages wird es euch langweilig, schließlich sind Max und Sternchen keine Reitpferde. Dann müssen wir Lehrerinnen einen Stundenplan aufstellen, wer wann die Tiere füttert, tränkt, striegelt und wer den Stall ausmistet. Nein, Kinder. Es tut mir Leid. Bitte vergesst die Pferde. Konzentriert euch auf den Unterricht, auf den Sport und auf die Möglichkeiten künstlerischer Betätigung an unserer Schule.“
    Sie schwieg und spielte mit ihrem Kugelschreiber. Die Mädchen wussten, dass sie entlassen waren. An der Tür rief Frau Theobald sie noch einmal zurück. „Die Hausmutter
    soll euch altes Brot und Möhren und Äpfel geben. Ich denke, ihr möchtet die armen Tiere noch ein bisschen verwöh- «
    nen.“
    Es fiel den dreien schwer, sich höflich für das Gespräch zu bedanken. Sie waren enttäuscht, obwohl sie eigentlich nichts anderes erwartet hatten.
    Einige der Freundinnen hatten auf sie gewartet. Die Abordnung berichtete von ihrem Misserfolg.
    „Was tun wir jetzt?“, fragte Jenny.
    „Weitermachen“, sagte Hanni.
    Und Nanni meinte nachdenklich: „Ich glaube, wir fangen jetzt erst an.“
    Seit ein paar Monaten gab es in der Halle von Lindenhof ein Münztelefon. Jetzt konnten die Schülerinnen nicht nur an ihren freien Nachmittagen vom Städtchen aus zu Hause anrufen, sondern jederzeit, wenn sie Lust dazu hatten. In den nächsten Tagen war der Apparat dauernd belagert. Die erst verblüfften, dann entsetzten Eltern wurden gebeten, bedrängt, angefleht - je nach Temperament und Tierliebe ihrer Töchter -, zwei Austragpferde aufzunehmen oder jemanden ausfindig zu machen, der bereit war es zu tun. Alle Gespräche endeten mit einem entschiedenen Nein der Eltern, mit dem vagen Versprechen, „sich mal umzuhören“, und der Bereitschaft, zehn, zwanzig Mark oder auch mehr zu spenden.
    Die Scheine kamen postwendend. Petras Supersparschwein - es war wirklich riesig und hatte rote Herzen auf blauem Grund - füllte sich. Die Mädchen hielten Versammlungen ab, redeten, redeten, redeten - und wussten nicht weiter. Marion hatte bei ihrem Reitstall angerufen und eine Absage erhalten. Carlotta führte ein teures Ferngespräch mit dem Tierasyl in der Großstadt. Die freundliche Dame erklärte ihr, sie hätten hunderte von ausgesetzten Hunden und Katzen im Haus, dazu ein paar andere Kleintiere. Für Pferde könnten sie jedoch aus Platzmangel leider nichts tun.
    Max und Sternchen ahnten nichts von ihrem Schicksal. Sie grasten an diesen schönen Spätsommertagen, schmusten, trabten mal ein paar fröhliche, wenn auch langsame Runden und genossen die Leckerbissen, die ihnen nun täglich geboten wurden.
    „Zucker ist schlecht für Pferde“, meinte Marion einmal, als Sternchen schon das fünfte Stück zerknabbert hatte. „Aber was soll es den armen Tieren noch schaden ...“
    An einem Gewitterabend saßen die Mädchen nach dem Essen im Aufenthaltsraum. Einige lasen, einige strickten, die meisten unterhielten sich und alberten miteinander. Anja versuchte Max und Sternchen aus dem Gedächtnis zu zeichnen. Sie war sehr begabt, aber heute nicht mit sich zufrieden.
    „Ich schaffe es nicht“, stöhnte sie, „ich krieg sie einfach nicht hin.“
    Carlotta sah sich die Bilder an.
    „Na ja“, lachte sie. „Mach dir nichts draus. Ist halt eine neue Rasse. Kühe mit Pferdeköpfen.“
    Anja lachte mit und versuchte es noch einmal.
    Die Hausmutter hatte die Türen zur Terrasse geöffnet. Das Gewitter war weitergezogen. Jetzt fiel der Regen ruhig, eine Wand aus Millionen von Wassertropfen. Plötzlich brach ein Sonnenstrahl durch die Wolkendecke. Die Regenwand sah sekundenlang aus, als wäre sie aus flüssigem Silber. Dann wurde sie wieder grau.
    Die Vierte hatte den Plattenspieler für sich erobert. Es gab immer einen Kampf darum, wer bestimmen durfte, was gespielt wurde, denn
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