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Rendezvous im Hyde Park

Rendezvous im Hyde Park

Titel: Rendezvous im Hyde Park
Autoren: Julia Quinn
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dich an, sprich es nicht aus."
    Louisa tat ihr netterweise den Gefallen.
    „Wenn man einer Ehe mit Lord Newbury aus dem Weg gehen möchte", fuhr Annabel fort, „gibt es doch sichere bessere Möglichkeiten, als einen Lakaien zu heiraten. Es sei denn, sie wäre in den Lakaien verliebt gewesen. Das ändert alles."
    „Nun, so oder so, es macht ja keinen Unterschied. Sie ist nach Schottland davongelaufen, und seither hat keiner mehr von ihr gehört. Inzwischen war die Saison jedoch vorüber.
    Ich bin mir sicher, dass Lord Newbury seither nach einer Frau Ausschau hält, aber während der Saison, wenn alle Welt beisammen ist, ist es bestimmt einfacher. Außerdem", fügte Louisa gleichsam als nachträglichen Einfall hinzu, „hätte ich kaum davon gehört, wenn er einer anderen Dame den Hof gemacht hätte. Er wohnt in Hampshire."

    Während Louisa den ganzen Winter frierend auf ihrem Schloss in Schottland verbracht hatte.
    „Und jetzt ist er wieder da", stellte Annabel fest.
    „Ja, und da er jetzt ein ganzes Jahr verloren hat, wird er wohl keine Zeit mehr verschwenden wollen." Louisa betrachtete sie mit einer schrecklichen Miene - teils mitleidig, teils resigniert. „Wenn er sich für dich interessiert, wird er kaum Zeit dafür übrig haben, dir den Hof zu machen."
    Annabel wusste, dass das stimmte, und sie wusste auch, dass es sich für sie sehr schwierig gestalten würde, Lord Newbury abzuweisen, falls er ihr einen Antrag machte. Ihre Großeltern hatten ihr bereits zu verstehen gegeben, dass sie diese Ehe unterstützten. Ihre Mutter hätte ihr erlaubt, Lord Newbury einen Korb zu geben, doch ihre Mutter war beinahe hundert Meilen von ihr entfernt. Und Annabel wusste genau, welchen Ausdruck sie in den Augen ihrer Mutter sehen würde, während sie ihr versicherte, sie brauchte den Earl nicht zu heiraten.
    Sie würde Liebe dort entdecken, aber auch Sorge. Das Gesicht ihrer Mutter war in letzter Zeit immer sorgenvoll. In dem Jahr, nachdem ihr Vater gestorben war, hatte sich dort meist Kummer gezeigt, doch nun malten sich dort nur noch Sorgen. Annabel neigte zu der Ansicht, dass ihre Mutter sich so große Sorgen machte, wie sie ihre Familie durchbringen sollte, dass für Kummer einfach kein Raum mehr war.
    Falls Lord Newbury sie tatsächlich zu heiraten beabsichtigte, würde er ihrer Familie genug finanzielle Unterstützung bieten, um die Last von den Schultern ihrer Mutter zu nehmen. Er könnte für den Internatsaufenthalt ihrer Brüder aufkommen. Und ihre Schwestern mit einer Mitgift versorgen.
    Annabel würde einer Ehe erst dann zustimmen, wenn er sich dazu bereit erklärt hatte. Schriftlich.
    Aber sie tat den zweiten Schritt vor dem ersten. Bisher hatte er noch gar nicht um ihre Hand angehalten. Und sie hatte noch gar nicht entschieden, obsie Ja sagen würde. Oder?

    Am darauffolgenden Morgen
    "Newbury hat eine Neue ins Auge gefasst."
    Sebastian öffnete ein Auge und linste zu seinem Vetter Edward, der ihm gegenübersaß und irgendeine teigartige Substanz aß, die sogar von der anderen Seite des Zimmers widerwärtig stank. Ihm dröhnte der Schädel - zu viel Champagner am Abend davor -, und außerdem hatte ihm der Raum dunkel besser gefallen.
    Er schloss das Auge.
    „Ich glaube, diesmal ist es ernst", sagte Edward.
    „Die letzten drei Male war es auch ernst", erwiderte Sebastian, ohne sich die Mühe zu machen, ein Auge zu öffnen, geschweige denn beide.
    „Hmm, ja", ertönte Edwards Stimme. „Pech für ihn. Die eine gestorben, die nächste durchgebrannt, und was war noch mal mit der Dritten?"
    „Ist schwanger am Traualtar aufgetaucht."
    Edward lachte. „Vielleicht hätte er die nehmen sollen.
    Wenigstens konnte er sich bei ihr sicher sein, dass sie fruchtbar ist."
    „Sogar ich, könnte ich mir vorstellen", begann Sebastian und wälzte sich auf dem Sofa herum, um seine langen Beine besser unterbringen zu können, „wäre dem Bastard eines anderen Mannes vorzuziehen." Er gab den Versuch auf, es sich bequem zu machen, hievte die Beine über die Armlehne und ließ sie nach unten baumeln. „Auch wenn das schwer vorstellbar ist."
    Er dachte ein paar Augenblicke über seinen Onkel nach und versuchte dann, ihn aus seinen Gedanken zu verbannen. Der Earl of Newbury versetzte ihn immer in schlechte Laune, und sein Kopf tat ihm auch so schon weh genug. Sie hatten sich nie vertragen, sein Onkel und er, aber bis zum Tod von Sebastians Vetter Geoffrey vor eineinhalb Jahren hatte das keine große Rolle gespielt. Sobald klar
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