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Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Titel: Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug
Autoren: Ilkka Remes
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verstohlenen Blick auf Jacob, der nicht weit von ihr entfernt in einer gläsernen Telefonzelle stand. Er trug ein schwarzes Polohemd und einen schwarzen Anzug. Den Griff seines Koffers hielt er fest umklammert, und ihr fiel auf, wie er sich ständig nach den anderen Reisenden umsah. Sein hektischer, argwöhnischer Blick verursachte einen eisigen Druck in Tinas Brust. War etwas Unerwartetes passiert?
    Es knackte in den Lautsprechern. »Votre attention, s'il vous plait... Eine Information für die Passagiere des Air-Regus-Flugs RG213 von Nizza nach Frankfurt. Aus technischen Gründen wird sich der Abflug der Maschine leider verzögern...« Unter Tinas Enttäuschung mischte sich ein Hauch von Belustigung. Diesmal hätte Christian das Verhalten der Mechaniker nicht falsch gedeutet. Ein entrüsteter Geschäftsmann schlug mit der zusammengefalteten Zeitung gegen sein Knie und ließ sich fluchend wieder auf seinen Sitz fallen.
    Tina sah erneut zu Jacob hinüber. Oberflächlich betrachtet wirkte er ebenso frustriert und verärgert wie die übrigen Fluggäste, aber Tina erkannte die Panik, die hinter den aufgeregt umherspähenden Augen aufkeimte.
    Vom Mittelmeer her wehte bereits ein warmer Wind, obwohl es noch nicht einmal acht Uhr morgens war. Christian ging in Cannes durch die Rue Mace zu seinem Lieblingscafe. Bei einer Tasse Kaffee würde er mit Brian weiter über die Lage bei IC-Pharma sprechen.
    Er fluchte innerlich, als er unvermutet seine einstige Verlobte in Shorts und hautengem Oberteil in Richtung Strand joggen sah. Sie kam direkt auf ihn zu. Was machte Sara hier, und dann auch noch um diese Zeit? Sie war doch früher nicht in aller Herrgottsfrühe gelaufen. Und auch nicht diese Strecke. Und warum in einem so knappen, engen Sportdress?
    Sara blieb vor ihm stehen und sagte Hallo. Christian wäre am liebsten weitergegangen. »Wie geht's?«, fragte er so neutral wie möglich. In Saras Erscheinungsbild vereinigten sich harmonisch die bescheidene Meeresarchäologin, die sportliche Taucherin und die Frau, die mit dem Blick ihrer braunen Augen Christian einst zum Schmelzen gebracht hatte.
    »Ganz gut«, sagte Sara mit einem Lächeln.
    »Dass du schon so früh am Morgen joggst...«
    »Gehört zu meinem neuen Lebensstil. Morgens laufen, abends schwimmen, Fitnessstudio oder Aerobic.«
    »Ich bin beeindruckt. Du warst ja schon immer in Hochform, aber jetzt... siehst du noch besser aus.«
    »Du siehst auch nicht schlecht aus.«
    »Hör auf...«
    »Christian.« Sara wurde plötzlich ernst. »Ich habe nachgedacht. Ich meine, gründlich ...«
    In dem Moment klingelte Christians Handy.
    »Hi, it's me«, drang Tinas Stimme aus dem Telefon.
    Christian wandte Sara den Rücken zu. Eine Vespa schnurrte an ihnen vorbei. »Der Abflug verzögert sich, die Maschine hat irgendeinen technischen Defekt«, sagte Tina mit einem Hauch von Nervosität in der Stimme. »Ich wechsle zu Lufthansa. Die ist am Mittag in Frankfurt.«
    »Gut, tu das. Wir telefonieren später.«
    Christian war seltsam beunruhigt, er wusste nicht, warum. Tina wollte nicht mit einer Maschine fliegen, die vor dem Start repariert werden musste.
    »War das deine Tina?«, fragte Sara giftig.
    »Was willst du?«
    Sara trat so dicht an ihn heran, dass sie sich fast berührten. Sie waren exakt gleich groß. »Kannst du ... kannst du es dir nicht noch einmal überlegen?«, flüsterte sie. Auf einmal lagen Trauer und Bekümmerung auf ihrem Gesicht. Mit dem Finger berührte sie Christians Kinn.
    »Mach dich nicht lächerlich.« Christian konnte sich nur mit Mühe beherrschen. »Du hast offenbar vergessen, wer von uns beiden was getan hat.« Die Berührung ließ ihn den wesentlichen Unterschied zwischen Sara und Tina erkennen. Sara war der kühlere Mensch, sogar was die Körpertemperatur betraf.
    »Ich habe einen Fehler gemacht«, flüsterte sie. »Und ich gebe es zu. Ein Mensch kann sich doch mal irren?«
    »Wir haben doch längst über alles geredet.« Christian begriff, dass man ihm seine Unsicherheit anmerkte. Unsicherheit! Zwei Tage vor der Hochzeit!
    »Spontane Einfälle sind etwas Gutes«, sagte Sara. »Schnelle Entscheidungen auch. Aber eine Ehe will genau überlegt sein.«
    »Ich muss weiter.«
    »Du solltest dich auf Überraschungen gefasst machen, wenn du Tina heiratest.« »Wovon redest du?«
    »Ich kenne sie. Immerhin habe ich eine Zeitlang mit ihr zusammengewohnt. Mach dich auf etwas gefasst, wenn du vorhast, diese Frau zu heiraten.«
    »Was soll das heißen ? Was sind
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