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Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Titel: Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug
Autoren: Ilkka Remes
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verzierten, ovalen Spiegel und betrachtete sich darin.
    Plötzlich bemerkte sie im Spiegel eine Bewegung hinter sich. Am Fenster stand ein schwarz gekleideter Mann mit Locken und starrte sie an.
    Sie drehte sich um und erwiderte regungslos und ohne eine Miene zu verziehen seinen Blick.
    »Tina«, rief Christian aus der Küche. Seine Schritte näherten sich auf dem Steinfußboden.
    »Ja, Liebling«, antwortete sie und schaute dabei dem Mann am Fenster unverwandt in die Augen.
    »Brian hat angerufen«, sagte Christian aus der Nähe.
    Der Mann verschwand ebenso lautlos vom Fenster, wie er aufgetaucht war. »Im Labor herrscht völliges Chaos. Ich muss sofort los.«
    Als er Tinas nackten Körper hinter dem Brautkleid sah, hielt Christian inne. Tina drehte sich vor dem Spiegel und näherte sich ihm.
    »Schade.« Sie legte ihm die Arme um den Hals, worauf das Kleid zu Boden fiel. Sie küsste Christian lange, bis er sich aus ihrem Griff befreite.
    »Ich muss gehen. Brian klang seltsam.«
    Tina zog sich den Morgenmantel über und folgte Christian an die Haustür. »Wie lange bist du weg?«
    »Ich weiß nicht.«
    Christian trat in den von Blumen und Sträuchern eingefassten Hof. Dort stand sein staubiger Citroen, der noch aus den 6oer Jahren stammte.
    »Ich ruf dich an«, rief er, als er in den Wagen stieg.
    »Ich gehe zu Yvette. Es kann spät werden.«
    Nachdem der Citroen die Einfahrt verlassen hatte und auf der von Mimosen gesäumten Straße verschwunden war, kam der Mann mit den Locken um die Hausecke. Tina drehte sich zu ihm um. »Jacob, tu das nie wieder«, sagte sie leise. »Er hätte dich sehen können.«
    Jacob nahm Tina in die Arme, küsste sie und flüsterte: »Lass uns gehen.« 
3
    An Springbrunnen und Steingarten vorbei eilte Christian neben Brian auf die neue glänzende Glas-und Aluminiumfassade des Bürogebäudes von IC-Pharma zu. »Tina fliegt schon morgen«, sagte Christian. »Ich komme übermorgen nach.« »Hättet ihr eure Hochzeit hier organisiert und nicht in Deutschland, hätte ich auch kommen können.«
    »Hast du in der Klinik angerufen?«
    »Er ist okay. Ich würde mir mehr Sorgen wegen der Sitzung machen als wegen ihm. Hoffentlich treffen die Gerüchte nicht zu.«
    »Gerüchte sind Gerüchte«, schnaubte Christian, seine Bedenken überspielend. Die Leitung des Pharmaprojekts ANTI, das auf die Entwicklung eines Medikamentes zur Behandlung von Drogenabhängigkeit abzielte, hatte in der letzten Zeit zig Krisensitzungen abgehalten. Dabei hatte Christian mit ansehen müssen, wie er mit seinen Ansichten immer mehr in die Opposition geriet. Und das, obwohl er den neurobiologischen Teil der Anti Narcotic Treatments Initiative verkörperte. »Die Frage ist, ob IC-Pharma unendlich viel Geduld hat«, meinte Brian. »Und entsprechend viel Geld in der Kiste.«
    Die exakt geschnittenen Zypressen und die weißen, kugelförmigen Hofleuchten spiegelten sich in der Glastür, die sich vor Christian und Brian automatisch öffnete. »Wir sind näher am Durchbruch als irgendwer sonst auf diesem Planeten«, sagte Christian.
    »Du kannst aber auch nicht abstreiten, dass die Resultate des Nervenwachstumsfaktors eine Überraschung für uns waren ...«
    »Es sind lediglich einige weitere Untersuchungen erforderlich, was zu einer kleinen Verzögerung führt.« Christian wedelte mit seiner Kontrollkarte über den Scanner, und eine Tür öffnete sich.
    Brian ging ins Labor und Christian zum Aufzug, der ihn zum Besprechungszimmer der Führungsgruppe in der obersten Etage brachte. Als er dort eintraf, erschrak er. An dem langen, blank polierten Verhandlungstisch saßen in dunklen Anzügen die Vorstandsmitglieder, die vom Hauptsitz des Konzerns angereist waren. Das gedämpfte Gespräch brach ab, als er den Raum betrat. Die Blicke der Männer waren ausweichend. Christian spürte, wie sich seine Wangen röteten, als er am Kopfende des Tisches einen Mann mit grauen Schläfen sah, den er aus der Zeitung und aus dem Jahresbericht der Firma kannte: Konrad Gladbach, der Vorstandsvorsitzende von IC-Pharma. Was ging hier vor?
    Der Leiter der Produktentwicklung stand auf. »Darf ich vorstellen: Doktor Brück, Leiter des ANTIProjekts.«
    Die Männer nickten billigend, aber die Stimmung war angespannt. Man bedeutete Christian, sich zu setzen.
    »Ich habe viel von Ihnen gehört, Doktor Brück. Auch wenn wir uns bisher nicht persönlich begegnet sind, so habe ich doch meine Augen und Ohren überall, wo unser Unternehmen sich für die Entwicklung
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