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Reiterhof Birkenhain 08 - Achtung Pferde in Not

Titel: Reiterhof Birkenhain 08 - Achtung Pferde in Not
Autoren: Margot Berger
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hätten die anderen Al Steinberg am liebsten aus dem Wagen geworfen. Wie konnte man den Gedanken an Tiertransporte komisch finden? Wird man so abgebrüht, wenn man schon 18 ist?, ging es Jule durch den Kopf.
    AI merkte, wie die Luft um ihn herum eisig wurde, und setzte ein ernstes Gesicht auf.
    »Kinder, das ist nun mal die Wirklichkeit«, startete er einen Erklärungsversuch. Mit dem Wort »Kinder« heimste er weitere Minuspunkte ein. »Solche Trucks rollen doch seit Jahren über die Autobahnen. Zu tausenden ... «
    An die Brötchen in der Kühlbox dachte jetzt niemand mehr. Al hatte den Laster endlich überholt und hielt mit einem Sicherheitsabstand von zehn Metern vom Führerhaus entfernt. Als sich auch jetzt nichts rührte, stiegen die Hamburger aus und näherten sich vorsichtig dem schrottreifen Gefährt.
    »Da, lest mal!«
    Imke Zavelstein deutete auf die große Aufschrift, die sich auf voller Länge über die Seitenwand des Anhängers zog:
    TRANSPORT INTERNATIONAL.
    Und dann blickten alle fast gleichzeitig in ein Paar dunkle Pferdeaugen, die durch die Gitterstäbe lugten. Es war ein Blick, der tief ins Herz traf - unendlich verzweifelt und traurig.
    Holt mich hier raus!, flehten diese Augen.
    Auf der Stirn trug der Braune ein weißes Abzeichen, einen kleinen Stern. Wie unsere Sally, ging es Jule durch den Kopf. Nur dass bei diesem Pferd der Stern blutverschmiert war. Offensichtlich hatte sich das Tier verletzt oder wund gescheuert.
    »Ob sie wohl Durst hat? Oder Hunger?«, wisperte Jule. Ohne nachzudenken, hatte sie den Braunen als Stute eingeordnet. Weil das Pferd sie eben sofort an Sally erinnerte. Conny und Imke liefen zur Böschung und rupften dort ein paar Büschel Gras ab. Aufmerksam verfolgte das eingesperrte Pferd jede ihrer Bewegungen.
    Im Laster entstand Unruhe. Offensichtlich standen noch mehr Pferde da drinnen. Lautes Stampfen und Scharren drangen nach draußen. Aber im Gegenlicht waren die Körper kaum auszumachen. Richtig erkennen konnte man nur das braune Pferd vorne.
    Als die Mädchen ihre Grashalme durch die Eisenstäbe stopften, schnappte es gierig nach dem saftigen Grün. Aber das meiste Gras fiel auf den Boden. Das Gitter war einfach zu eng.
    »He, was macht ihr da?«
    Keiner hatte den Mann kommen hören, der plötzlich hinter ihnen stand.
    Er war nicht groß, etwa 1,70 Meter. Unter einer altmodischen blauen Latzhose trug er einen abgetragenen, braunen Rolli. Gekräuselte Haare krochen rechts und links unter seiner karierten Schirmmütze hervor. Er musste um die 50 sein. Bastian vermutete, dass der Mann sich in der Fahrerkabine ausgestreckt hatte und durch ihre Stimmen aufgeschreckt worden war.
    »Und Sie, was machen Sie hier?« Jule schlug einen kämpferischen Ton an. »Warum stehen die Pferde in diesem ... Gefangenen-Transporter?«
    Der Lastwagenfahrer zuckte die Schultern.
    »Muss Pferde nach Italien bringen«, sagte der Mann in gebrochenem Deutsch.
    Jule sah Conny an, dann Bastian und Imke, die aber nur Augen für den rostigen Transporter hatten. »Fragt ihr ihn doch, was sie da mit den Pferden machen«, sagte Jules Blick. Sie selbst wagte nicht zu fragen. Eine innere Stimme sagte, dass sie die traurige Antwort schon kannte.
    »Ihr habt Pferde?«, fragte der Fahrer unvermittelt und zeigte auf Albrechts Auto. Natürlich, die Pferde-Sticker auf der Heckscheibe fielen ja meilenweit auf.
    »Ja, aber wir sind Reiter und keine Tierquäler«, entrüstete sich Conny. »Wie können Sie nur so etwas tun. Ich meine . . . Pferde in diese Kiste zu quetschen und bis nach Italien zu transportieren. Ohne Wasser und Futter. Das ist doch ein Schlachtpferde-Transporter oder etwa nicht? Eine Schweinerei!«
    Conny redete sich richtig in Wut. Sie war den Tränen nahe. Zu häufig hatte sie in der Zeitung von den schrecklichen Szenen gelesen, die sich in den rollenden Pferde-Ge-fängnissen abspielten. Oft waren die Lastwagen 90 Stunden und länger unterwegs, bis sie die Schlachthöfe im tiefen Süden Italiens oder Frankreichs erreichten.
    Trotzig sah sie den Fremden an. Sollte der doch ausrasten, dieser Tierquäler, das war ihr egal.
    Man sah ihm an, dass er mit sich kämpfte. Sollte er die jungen Leute vertreiben oder mit ihnen reden?
    »Passe immer auf, dass Pferde Wasser haben«, verteidigte er sich etwas hilflos. »Auf Rasthof. Autobahn.« Aber Conny blieb aggressiv.
    »Sie können uns viel erzählen. Warum verstecken Sie den Wagen denn hier?«
    Joseph, so hieß der Mann, wie sie wenig später erfuhren,
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