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Reiterhof Birkenhain 08 - Achtung Pferde in Not

Titel: Reiterhof Birkenhain 08 - Achtung Pferde in Not
Autoren: Margot Berger
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Dieser Al - wie konnte er nur so gemein sein. Der schien seine Freude daran zu haben, Imke zu quälen. Oder redete er nur so kariert, um sich wichtig zu machen?
    Andererseits: Ganz so abwegig war der Gedanke ja nicht, dass Deichgraf weiterverkauft wurde. Vielleicht war sein lahmes Bein noch schlechter geworden? Unheilbar? Oder hatte er auf der Weide Pferde geschlagen und die anderen Besitzer verärgert? Aber das waren noch lange keine Gründe, Deichgraf auf einen Schlacht-pferde-Transport zu geben.
    »Wir fahren zurück.«
    Imke sagte das so bestimmt, dass jeder Einspruch zwecklos erschien. Das merkte selbst Al. Imke beugte sich nach vorn über den Fahrersitz.
    »Wir fahren zu Deichgraf, egal, wie spät es ist. Ich will wissen, ob er noch in seiner Box steht. Diese Ungewissheit halte ich nicht bis morgen aus.«
    Wie auf Kommando blickten alle auf ihre Armbanduhren. 18.35 Uhr.
    Jule dachte daran, dass sie zu Hause noch den Rasen mähen wollte. Was hieß wollte ... musste! Ach was, der blöde Rasen konnte warten. Jule sah das trotzige Aufblitzen in Imkes Augen und wusste, dass sie ohnehin ihren Kopf durchsetzen würde. Und außerdem, was war wichtiger: das Leben eines Pferdes oder ein paar lange Grashalme?
    In der nächsten Nebenstraße wendete Al, ohne ein Wort zu sagen, und brauste zurück nach Bargteheide. Komischer Kerl, dachte Jule. Eben noch hatte er Imke oberfies behandelt, jetzt wollte er es wieder gutmachen. Da der Himmel inzwischen wolkenverhangen war, legte sich die Dämmerung bereits über das flache Land. Eine Kirchturmuhr schlug gerade sieben Mal, als der grüne Corsa erneut das Ortsschild von Bargteheide passierte. Der Stall von Frau Decker lag etwas außerhalb. Man musste zuerst ins Zentrum, dann über kleine Straßen Richtung Osten.
    Imke, die Deichgraf schon zweimal besucht hatte, übernahm das Kommando: »Nach der zweiten Kreuzung rechts einbiegen, an der Tankstelle wieder rechts, dann geradeaus ... «
    Endlich konnte sie etwas tun und sofort fühlte Imke sich besser! Sie fanden ihr Ziel ohne Probleme. Inzwischen hatte sich das Tageslicht endgültig verabschiedet.
    In dem kargen Schein von zwei funzligen Lampen erkannte man den Hof und einen langen, hölzernen Flachbau, den Stall. Dort gab es acht geräumige Boxen, in denen Privatpferde untergebracht werden. Jeweils vier Boxen lagen sich gegenüber, getrennt durch eine schmale Stallgasse. Die Besitzer der Pferde wohnten in der Umgebung von Bargteheide.
    Etwa 20 Meter neben dem Stall stand ein niedriges, rot geklinkertes Häuschen mit Sprossenfenstern.
    Imke erinnert sich, dass dort Herr Rosenfelder lebte, ein älterer, wortkarger Junggeselle, der früher viel mit Pferden zu tun gehabt hatte. Mehr wusste Imke nicht über Herrn Rosenfelder. Nur dass er die Pferde versorgte und sie im Sommer auf die angrenzende Weide brachte. Frau Decker hatte ihr gesagt, dieser Rosenfelder sei ein kauziger Typ, der jeden Kontakt mit den Reitern mied. Al blieb hinterm Lenkrad sitzen, Bastian stand Schmiere neben der Motorhaube. Bei Gefahr wollte er ihren vertrauten Erkennungspfiff pfeifen, der sich mit viel Phantasie anhörte wie »Vor-der-fuß-wur-zel-ge-lenk«. Dreimal lang, zweimal kurz, zweimal lang.

5. Kapitel
    Wo ist Deichgraf?

    Der Zugang zum Pferdestall war mit einer einfachen Kette gesichert, die man jedoch problemlos ein- und aushaken konnte. Im Haus von Herrn Rosenfelder brannte kein Licht. Schlief er etwa schon? Oder war er nicht zu Hause?
    »Pssst.«
    Imke legte den Zeigefinger auf den Mund, weil die anderen laut diskutierten. »Braucht ja niemand zu hören, dass wir hier eindringen.«
    Die Doppeltür vorne im Stall war verschlossen. Durch die Glasfenster in halber Höhe hatte man jedoch gute Sicht ins Innere. Es dauerte dennoch einige Zeit, bis sich die Augen an das Halbdunkel gewöhnt hatten. Die Pferde standen teils dösend, teils Heu malmend in ihren Boxen. Ein Andalusier lag mit untergeschlagenen Vorderbeinen im Stroh und hob aufmerksam den Kopf, als er draußen etwas hörte.
    Die zweite Box auf der linken Seite stand leer. Es war die von Deichgraf.
    Imke konnte einen Aufschrei nicht unterdrücken. »Sie hat ihn verkauft... sie hat ihn verkauft.« Entsetzt schlug sie die Hände vors Gesicht.
    Conny und Jule versuchten Imke zu beruhigen. »Nun mal keine Panik«, flüsterte Jule und legte sogar den Arm um Imkes Schulter. »Bestimmt hat die Decker ihn nur mal wieder in die Klinik zum Röntgen gebracht.«
    »Oder sie hat ihn mit in Urlaub genommen«,
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