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Reise nach dem Mittelpunkt der Erde

Reise nach dem Mittelpunkt der Erde

Titel: Reise nach dem Mittelpunkt der Erde
Autoren: Jules Verne
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Spalten, die zur Galerie werden konnten.
    So gelangten wir zu einer Stelle, wo das Gestade enger wurde. Das Meer drang fast bis an den Fuß der Vorberge und ließ nur eine oder zwei Klafter als Weg frei. Zwischen zwei Felsenvorsprüngen gewahrte man den Eingang zu einem dunkeln Tunnel.
    Hier zeigten sich auf einer Granitfläche zwei geheimnißvolle halb verwitterte Buchstaben, die beiden Anfangsbuchstaben des kühnen und abenteuerlichen Reisenden:
     

    »
A.S.!
rief mein Oheim. Arne Saknussemm! Stets Arne Saknussemm!«
Vierzigstes Capitel.
Cap Saknussemm.
    Seit Anfang der Reise habe ich viel Erstaunliches erlebt, und ich durfte glauben nun vor Ueberraschungen sicher und gegen Verwunderung abgestumpft zu sein. Doch beim Anblick dieser beiden seit dreihundert Jahren hier eingegrabenen Buchstaben erstaunte ich ganz über die Maßen. Nicht nur die Handschrift des gelehrten Alchymisten stand auf dem Felsen, sondern auch das Stilet, womit er sie eingegraben hatte, war in meinen Händen. Wollte ich nicht ganz allen Glauben verleugnen, so konnte ich die Existenz des Reisenden und die Wirklichkeit seiner Reise nicht mehr in Zweifel stellen.
    Während diese Gedanken meinen Kopf in Bewegung setzten, gab sich der Professor Lidenbrock einem Schwung der Begeisterung gegen Arne Saknussemm hin, indem er das Vorgebirge, wo er dieses Meer, entdeckt hatte, nach seinem Namen Cap Saknussemm benannte.
    Diese Begeisterung zündete in mir ein gleiches Feuer. Ich vergaß alle Gefahren der Reise und der Rückkehr; was Andere vollbracht, wollte ich auch fertig bringen, und nichts, was menschlich ist, schien mir unmöglich.
    »Vorwärts, vorwärts!« rief ich aus.
    Ich stürzte schon auf den dunkeln Gang zu, als der Professor mich hemmte, und der ungestüme Mann rieth mir Geduld und Gemüthsruhe an.
    »Erst wollen wir zu Hans zurück und das Floß herbeiholen.«
    Ich folgte der Weisung nicht ohne Mißbehagen, und schlüpfte rasch zwischen den Felsen des Ufers hin.
    »Wissen Sie, Oheim, sagte ich beim Fortgehen, daß wir bisher viel Glück gehabt haben!
    – So, Du meinst, Axel?
    – Allerdings, und sogar der Sturm hat uns glücklich auf den rechten Weg geführt; gutes Wetter hätte uns davon entfernt. Dann wäre uns Saknussemm’s Name nicht zu Gesicht gekommen, und wir befänden uns jetzt verlassen ohne Ausweg.
    – Ja, Axel, es ist eine Art göttlicher Fügung, daß wir, südwärts schiffend, nach dem Norden verschlagen wurden zum Cap Saknussemm. Diese Thatsache enthält wirklich etwas Unerklärliches.
    – Nun, gleichviel! Es gilt hier nicht die Thatsachen zu erklären, sondern zu benutzen.
    – Allerdings, lieber Junge, aber …
    – Aber wir wollen uns jetzt wieder nach dem Norden wenden, unsern Weg unter Schweden, Rußland, Sibirien und was es sonst für Nordländer Europas giebt, einschlagen, anstatt unter den Wüsten Afrikas oder den Fluthen des Oceans.
     

    Mastodone. (S. 211.)
     
    – Ja, Axel, Du hast Recht, und das Alles ist ganz gut, weil wir jetzt das horizontale Meer verlassen, welches zu nichts führen konnte. Wir werden jetzt abwärts dringen, immer abwärts! Weißt Du, daß wir bis zum Centrum nur noch fünfzehnhundert Lieues 1 zurückzulegen haben!
    – Bah! rief ich aus, das ist wahrhaftig nicht der Rede werth! Also vorwärts! auf den Weg!«
     

    Die Galerie versperrt. (S. 218.)
     
    Solche unsinnige Reden führten wir noch, bis wir zu dem Jäger kamen. Alles war zur sofortigen Abfahrt gerüstet, wir bestiegen das Floß, das Segel wurde aufgespannt, und Hans steuerte längs der Küste nach dem Cap Saknussemm.
    Der Wind war für ein solches Fahrzeug nicht günstig. Wir mußten daher an manchen Stellen unsere Stöcke zu Hilfe nehmen, um vorwärts zu kommen. Ost waren wir durch Felsen, die bis an die Oberfläche des Wassers strichen, genöthigt, einen weiten Umweg zu nehmen. Endlich, nach drei Stunden, gegen sechs Uhr Abends, kamen wir an einen günstigen Landungsplatz.
    Ich sprang an’s Land, hinter mir mein Oheim und der Isländer. Diese Ueberfahrt hatte mich nicht ruhiger gemacht. Ich schlug sogar vor, »unsere Schiffe zu verbrennen«, um uns die Rückkehr abzuschneiden. Aber mein Oheim war dagegen; ich fand ihn äußerst lau.
    »Wenigstens, sagte ich, wollen wir unverzüglich uns auf den Weg machen.
    – Ja, lieber Junge; aber zuvor müssen wir diese neue Galerie untersuchen, um zu wissen, ob wir unsere Leitern dazu bereit machen müssen.«
    Mein Oheim setzte seinen Ruhmkorff’schen Apparat in Thätigkeit; das Floß
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