Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Reise mit Hindernissen nach England und Schottland

Reise mit Hindernissen nach England und Schottland

Titel: Reise mit Hindernissen nach England und Schottland
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
Monsieur Coste bemüht sich mit seinen künstlich angelegten Austernbänken um die Bevölkerungszunahme.
    Zwischen dem 9. und dem 12. August streiften die Touristen auf den hier beheimateten kleinen Pferden durch die Umgebung oder machten ihren Tag zu einem endlosen Bad in diesen lauwarmen Wassern, die mit Einbruch der Nacht zu phosphoreszieren begannen; um ihr Mittagessen einzunehmen, gingen sie auch zum Leuchtturm, der sich an der Einfahrt in den Meerbusen über dem Golf von Biskaya erhebt. Das war der südlichste Punkt, den Jacques und Jonathan jemals erreichen sollten.
    Am Donnerstag wurde ihnen durch ein Telegramm die Ankunft der
Hamburg
mitgeteilt; es war an Edmond R. gerichtet und stammte von einem seiner Angestellten.
    »Nichts wie los!« meinte Jacques. »Nichts wie los!«
    »Aber …«
    »Es gibt kein aber! Ich habe kein Interesse daran, die
Hamburg
während meiner Abwesenheit davonfahren zu sehen!«
    »Aber Jacques, laß ihr doch wenigstens die Zeit, ihre Güter aus-und einzuladen! Dafür braucht sie mindestens drei oder vier Tage!«
    »Was denn! Mit den Lastenträgern aus Bordeaux und dampfbetriebenen Kränen! Bleibt doch, wenn ihr wollt, ich reise ab!«
    Und wie immer kam Jonathan den Wünschen seines Freundes nach und reiste ab, nachdem er auch Edmond überredet hatte, der sich beharrlich weigerte, an die Existenz der
Hamburg
zu glauben.
     
    Am Freitag, den 13. August, nahm die Karawane wieder die Eisenbahn, und um die Mittagszeit stürmte Jacques zum Hafen. Er suchte nach dem bewußten Schiff, konnte es aber nirgends erspähen! Er fragte seinen getreuen Zöllner, und dieser bestätigte ihm die Ankunft der
Hamburg,
wußte jedoch nicht zu sagen, an welcher Stelle sie vertäut war. Jacques mußte sich also wieder zu seinen Freunden gesellen, die ihn auf dem Platz vor dem Theater zum Mittagessen erwarteten; doch da er seiner Sache sicher war, ließ er seiner Freude freien Lauf.
    Das Essen war ebenso vergnüglich wie reichhaltig: Edmond gab seinen Freunden einen gewissen Lursalluces zu trinken, von dem er nur sprach, indem er den Hut zog.
    »Wißt ihr«, fragte er, »was dieser Wein hier kostet?«
    »Nein! Wir haben nicht die geringste Ahnung.«
    »Nun, ich will es euch verraten, obwohl es nicht üblich ist, den Preis solcher Dinge laut zu verkünden: Ein Faß kostet fünfundzwanzigtausend Franc.«
    »Donnerwetter!« sagte Jonathan.
    »Unmöglich«, meinte Jacques.
    »Fünfundzwanzigtausend Franc, und damit bleibe ich hinter der Wirklichkeit zurück!«
    »Das kann ich einfach nicht glauben.«
    »Fordere ihn nicht heraus«, meinte Jonathan, »sonst sagt er uns noch vierzigtausend!«
    Zwei Stunden später und nachdem sie recht ordentlich gespeist hatten, machte sich dieses unzertrennliche Kleeblatt auf den Weg zum Hafen, um die
Hamburg
unwiderruflich zu finden.
Zehntes Kapitel
Klarmachen zum Ablegen
    Die Hamburg lag vor den Fenstern des Hôtel de Nantes am Quai. Sie war ein Schraubendampfer von neunzig Pferdestärken und etwa fünfhundert Registertonnen; sie hatte die Bemastung eines Schoners, und ihre zum Heck geneigten Masten verliehen ihr ein schmuckes Aussehen. Die Kajüten und der Salon für die Passagiere waren in den Deckaufbauten des Vorschiffs untergebracht und hatten also nicht unter der unmittelbaren Nähe der Maschine zu leiden, die nach englischer Gewohnheit in die Heckteile verbannt war. Ein System geschickt angelegter Brücken erlaubte einem, kreuz und quer über die ganze
Hamburg
zu laufen, ohne das Deck zu betreten, das normalerweise mit Frachtgut verstellt war. Auf einer dieser Brücken, in der Mitte des Schiffes, war das Ruder installiert; so konnte kein Hindernis dem Steuermann die Sicht versperren, und sein Auge reichte bis an den Horizont.
    Jacques stellte diese Anordnung mit einem kurzen Blick fest und stürzte, von seinen Freunden gefolgt, ans Oberdeck.
    Jonathan suchte seine Erinnerungen an die englische Sprache zusammen und verlangte nach dem Kapitän. Der Kapitän erschien, er war ein kräftig aussehender Schotte mit einem gutmütigen Antlitz, das aufrichtig und offen wirkte; man erahnte in ihm einen verwegenen Gesellen und guten Seemann, rote und wettergebräunte Farbtöne betonten sein freundliches Kaledoniergesicht; es war ein Vergnügen, ihn anzublicken. Er empfing seine zukünftigen Passagiere mit überschwenglichen Freudenbekundungen und bat sie in den großen Salon; der
waiter,
das Bordfaktotum, stellte einen riesigen, einen Fuß breiten und zwei Fuß hohen Chester auf den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher