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Regulator: Roman

Regulator: Roman

Titel: Regulator: Roman
Autoren: Stephen King
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biß-chen. Brad und Belinda Josephson sind die einzigen Schwarzen im Block, und der ganze Block ist verdammt stolz darauf, daß sie hier sind. Sie sehen genau so aus, wie die Menschen in den Vororten Ohios ihre Schwarzen haben wollen, und wenn sie sich im Freien zu schaffen machen, rundet das das Bild ab. Sie sind nette Leute. Alle mögen die Josephsons. Cary Ripton, der Montag nachmittags den Wentworth Shopper zustellt, kommt um die Ecke geradelt und wirft Brad eine zusammengerollte Zeitung zu. Brad fängt sie geschickt mit der Hand, die nicht den Schlauch hält. Bewegt sich kein bißchen. Nur die Hand zuckt hoch, und rumms, hat er sie. »Klasse, Mr. Josephson!« ruft Cary und radelt bergab, während der Jutesack mit den Zeitungen darin an seiner Hüfte baumelt. Er trägt einen viel zu großen OrlandoMagic-Trainingsanzug mit Shaq's Nummer, 32, darauf. »Jawoll, ich bring's noch«, sagt Brad und klemmt sich den Schlauch unter den Arm, damit er das Wochenblatt aufschlagen und nachsehen kann, was auf der Titelseite steht. Natürlich wird es derselbe altbekannte Quark sein - Flohmärkte und Gemeindeveranstaltungen -, aber er will es sich trotzdem ansehen. Liegt in der menschlichen Natur, denkt er. Auf der anderen Straßenseite, Nummer 250, sitzt Johnny Marinville auf der Treppe, spielt Gitarre und singt dazu. Einen der dümmeren Folksongs dieser Welt, aber Marinville spielt nicht schlecht, und auch wenn ihn nie jemand für Marvin Gaye halten wird (oder Perry Como, was das betrifft), kann er eine Melodie singen und den Ton halten. Das hat Brad immer ein klein wenig gestört; ein Mann, der in einem gut ist, sollte sich damit zufriedengeben und den Rest bleibenlassen, findet Brad. Cary Ripton, vierzehn, Bürstenschnitt, ist Reserveabwehrspieler des Wentworth American Legion Teams (den Hawks, derzeit 14:4 bei zwei verbleibenden Spielen). Er wirft den nächsten Shopper auf die Veranda von Nummer 249, dem Haus der Sodersons. Die Josephsons sind das »schwarze Paar« der Poplar Street; die Sodersons, Gary und Marielle, sind die Bohemiens der Poplar Street. Auf der Waage der öffentlichen Meinung halten sich die Sodersons einigermaßen im Gleichgewicht. Gary ist im großen und ganzen ein hilfreicher Kerl und wird von allen Nachbarn gemocht, obwohl er fast ununterbrochen zumindest einen kleinen in der Krone hat. Marielle dagegen ... nun, wie Törtchen Carver bekanntlich mal gesagt hat: »Es gibt ein Wort für Frauen wie Marielle. Es reimt sich auf das abfällige Wort für Fernseher.« Cary legt einen perfekten Wurf gegen das Brett hin, der Shopper prallt von der Eingangstür der Sodersons ab und landet auf ihrer Fußmatte, aber niemand kommt raus, um die Zeitung zu holen: Marielle ist im Haus und duscht (zum zweitenmal heute; sie haßt es, wenn ihr bei diesem Wetter die Klamotten am Leib kleben), und Gary ist hinten im Garten, wo er geistesabwesend den Grill in Betrieb nimmt und schließlich so viel Holzkohle darauf kippt, daß man einen Wasserbüffel damit abfackeln könnte. Er trägt eine Schürze mit der Aufschrift SIE DÜRFEN DEN KOCH KÜSSEN. Es ist zu früh, um mit den Steaks anzufangen, aber es ist nie zu früh, um Vorkehrungen zu treffen. Mitten im Garten der Sodersons steht ein Tisch im Schatten eines Schirms, und auf diesem Tisch steht Garys tragbare Bar: ein Glas Oliven, eine Flasche Gin und eine Flasche Wermut. Die Flasche Wermut ist noch ungeöffnet. Davor steht ein doppelter Martini. Gary bringt das Unternehmen »Grill-Überladen« zum Abschluß, geht zum Tisch und schluckt, was sich noch im Glas befindet. Er ist ein großer Freund von Martinis und meistens um vier Uhr nachmittags breit, wenn er nicht unterrichten muß. Heute ist keine Ausnahme. »Na gut«, sagt Gary, »weiter im Text.« Dann geht er dazu über, einen frischen Soderson-Martini zu mixen. Das macht er, indem er a) sein Martiniglas zu drei Vierteln mit Bombay-Gin füllt; b) eine Amati-Olive hineinwirft; c) mit dem Rand des Glases auf gutes Gelingen gegen die ungeöffnete Flasche Martini stößt.
    Er kostet; schließt die Augen; kostet wieder. Seine Augen, die bereits ziemlich rot sind, öffnen sich. Er lächelt. »Ja, meine Damen und Herren!« verkündet er seinem simmernden Garten. »Wir haben einen Sieger!« Gary kann leise, über all die anderen Geräusche des Sommers hinweg - Kinder, Rasenmäher, frisierte Motoren, Rasensprenger, summende Insekten im verdorrten Gras seines Gartens - die Gitarre des Schriftstellers hören, ein verträumter,
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