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Regulator: Roman

Regulator: Roman

Titel: Regulator: Roman
Autoren: Stephen King
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ein Werwolf. »Machen Sie dieses Jahr wieder bei den Sommerkursen mit?«
    »Jawoll. Zwei Seminare. Königsdramen von Shakespeare und James Dickey und der neue Schauerroman der Südstaaten. Klingt eins davon interessant für dich?« »Ich glaube, ich passe.«
    Peter nickt ernst. »Passe, und du mußt nie in die Sommerkurse, böser Bube.« Er klopft auf das Smiley-Gesicht. »Ab Juni ist die Kleiderordnung nicht mehr so streng, aber die Sommerkurse sind trotzdem eine Qual. Wie immer.« Er läßt den zusammengerollten Shopper auf den Beifahrersitz fallen und schiebt den Schalthebel des Acura wieder in die Drive -Position. »Hol dir keinen Hitzschlag, wenn du mit deinen Zeitungen hier durch die Gegend radelst.« »Nee. Ich glaube, später wird es sowieso regnen. Ich hab's schon ein paarmal donnern hören.« »Das sagen sie auch im - paß auf!«
    Eine große, pelzige Gestalt schießt vorbei und jagt einer roten Scheibe nach. Cary neigt das Fahrrad zu Mr. Jacksons Auto hin und wird von Hannibals Schwanz gerade noch gestreift, als der deutsche Schäferhund das Frisbee zu schnappen versucht.
    »Ihn sollten Sie vor einem Hitzschlag warnen«, sagt Cary. »Vielleicht hast du recht«, sagt Peter und fährt langsam weiter.
    Cary sieht Hannibal zu, wie er das Frisbee auf der anderen Straßenseite vom Bürgersteig mit den Zähnen packt und kehrtmacht. Er trägt ein modisches Tuch um den Hals und scheint ein breites Hundegrinsen aufgesetzt zu haben.
    »Bring's her, Hannibal!« ruft Jim Reed, und Dave, sein Zwillingsbruder, stimmt ein: »Komm schon, Hannibal! Sei kein Spielverderber! Hol's! Bring's!«
    Hannibal bleibt vor 246 stehen, gegenüber von Audrey Wylers Haus, hält das Frisbee im Maul und wedelt mit dem Schwanz. Sein Grinsen scheint noch breiter zu werden.
    Die Reed-Zwillinge wohnen in 245, ein Haus neben dem von Mrs. Wyler. Sie stehen am Rand ihres Vorgartens (einer dunkel, einer blond, beide sind groß und sehen gut aus in ihren abgeschnittenen T-Shirts und äußerlich identischen Shorts von Eddie Bauer) und starren Hannibal über die Straße hinweg an. Hinter ihnen stehen zwei Mädchen. Eine davon ist Susi Geller von nebenan. Hübsch, aber nicht, du weißt schon, ka-wumm. Die andere, eine Rothaarige mit langen Cheerleaderbeinen, ist da schon ein ganz anderes Kaliber. Ihr Bild könnte unter dem Stichwort ka-wumm im Lexikon abgebildet sein. Cary kennt sie nicht, würde sie aber gern kennenlernen, ihre Hoffnungen und Träume und Pläne und Phantasien. Ganz besonders die Phantasien. Nicht in diesem Leben, denkt er. Das ist eine reife Muschi. Die ist mindestens siebzehn. »Och, Zucker!« sagt Jim Reed und dreht sich zu seinem dunkelhaarigen Bruder um. »Diesmal gehst du ihn holen.« »Nie und nimmer, der ist bestimmt ganz vollgesabbert«, sagt Dave Reed. »Hannibal, sei ein braver Hund und bring das hierher!«
    Hannibal steht vor dem Haus des Doc auf dem Bürgersteig und grinst immer noch. Nöh-nöh, sagt er, ohne daß er etwas sagen muß; das Grinsen und das träge Schwanzwedeln verraten mehr als Worte. Nöh-nöh, ihr habt Mädchen und Shorts von Eddie Bauer, aber ich hab das Frisbee und kann es ganz mit Hundespucke vollsabbern, und meiner Meinung nach bin ich damit der Grand Wazoo. Cary greift in die Tasche und holt eine Tüte Sonnenblumenkerne heraus - er hat festgestellt, wenn man die Reservebank drücken muß, helfen einem Sonnenblumenkerne, die Zeit zu vertreiben. Er hat sich ziemliche Übung darin erworben, sie mit den Zähnen zu knacken und den leckeren Kern zu zerbeißen, während er die Hülsen mit der maschinengewehrartigen Schnelligkeit eines Spielers der Major League auf den Betonboden des Unterstands spuckt.
    »Ich übernehme ab hier«, ruft er den Reed-Zwillingen zu und hofft, die süße kleine Rothaarige werde gebührend von seinen Dompteurfähigkeiten beeindruckt sein, wohl wissend, daß das ein alberner Traum ist, wie ihn ein Junge nur als Anfänger an der High School haben kann, aber sie sieht so bezaubernd in ihren umgeschlagenen weißen Shorts aus, allmächtiger Herr im Himmel, und wann hat ein kleiner Tagtraum einem Jungen schon mal geschadet? Er hält die Tüte mit den Sonnenblumenkernen in Hundehöhe und raschelt mit dem Zellophan. Hannibal, der immer noch das rote Frisbee mitten in seinem Grinsen trägt, kommt sofort näher. Cary schüttet ein paar Kerne auf seine Hand. »Gut, Hannibal«, sagt er. »Das ist gut. Sonnenblumenkerne, die mögen Hunde überall auf der Welt. Versuch sie. Sie werden dir
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