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Reckless - Lebendige Schatten

Reckless - Lebendige Schatten

Titel: Reckless - Lebendige Schatten
Autoren: C Funke
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die Asche, die an ihren Fingerspitzen haftete – und blickte Jacob an. Ihre Finger waren weiß wie Schnee. Sie musste ihm nicht erklären, was das bedeutete. Er hatte sich schon einmal von einer Verwünschung befreit. Als er Alma damals hatte prüfen lassen, ob er den Fluch gebrochen hatte, war die Asche an ihren Fingerspitzen schwarz gewesen.
    Das Flaschengeistblut hatte nichts bewirkt.
    Er knöpfte sich das Hemd zu. Du bist ein toter Mann, Jacob.
    Hatte die Rote Fee ihn all die Monate dabei beobachtet, wie sich eine Hoffnung nach der anderen als trügerisch erwies? Tat sie es jetzt? Die Feen hatten viele Wege, zu sehen, was sie wollten. Wahrscheinlich wartete sie auf seinen Tod, seit sie ihm den Namen ihrer Schwester zugeflüstert hatte. Nein, Jacob. Seit du sie verlassen hast.
    »Wie lange noch?«, fragte er.
    Das Mitleid in Almas Blick war schlimmer als ihr Zorn. »Zwei, drei Monate, vielleicht weniger. Wie hat sie dich verflucht?«
    »Sie hat mich dazu gebracht, den Namen ihrer dunklen Schwester auszusprechen.«
    Almas Katze strich ihm um die Beine, als wollte sie ihn trösten. Man sah ihr nicht an, dass sie sehr gefährlich werden konnte, wenn ihr ein Besucher nicht gefiel.
    »Ich dachte, du weißt mehr über die Feen als ich. Hattest du vergessen, was für ein Geheimnis sie um ihre Namen machen?« Alma trat zu dem alten Apothekerschrank, dessen Schubladen mit allem gefüllt waren, was die Spiegelwelt an Heilmitteln lieferte.
    »Den ihrer Schwester habe ich unzählige Male ausgesprochen.«
    »Und? Bei der Dunklen ist vieles anders.« Die Wurzel, die Alma aus einer der Schubladen nahm, sah aus wie eine bleiche Spinne, die die Beine an den Leib zog. »Sie ist mächtiger als die anderen, aber sie lebt nicht wie sie im Schutz ihrer Insel. Das macht sie verletzlich. Sie kann sich nicht erlauben, dass jemand ihren Namen kennt. Wahrscheinlich hat sie ihn nicht einmal ihrem Geliebten verraten!« Sie zerrieb die Wurzel in einer Schale und füllte das Pulver in ein Säckchen. »Wie lange trägst du die Motte schon auf der Brust?«
    Jacob schob die Hand unters Hemd. Der Abdruck war kaum zu spüren.
    »Erst hat die Rote mir damit das Leben gerettet.«
    Almas Lächeln war bitter. »Die Mühe hat sie sich wohl nur gemacht, damit du so stirbst, wie sie es geplant hat. Feen lieben es, mit Leben und Tod zu spielen … Und ich bin sicher, es hat ihr die Rache zusätzlich versüßt, dass sie ihre mächtige Schwester zu ihrer unfreiwilligen Helferin gemacht hat.« Sie hielt Jacob das Säckchen mit der zerstoßenen Wurzel hin. »Hier. Das ist alles, was ich tun kann. Nimm eine Prise davon, wenn der Schmerz kommt, denn er wird kommen.«
    Sie füllte eine Schüssel mit dem kalten Wasser, das sie aus dem Brunnen hinter dem Haus schöpfte, und Jacob wusch sich das Blut des Flaschengeists vom Körper, bevor es ihm die Haut verätzte. Das Wasser färbte sich so grau wie dessen Haut.
    An seinem letzten Geburtstag hatte er ein Blatt Papier mit den Namen der Schätze gefüllt, die er im Laufe seines Lebens noch finden wollte. Es war sein fünfundzwanzigster Geburtstag gewesen. Älter wirst du nicht werden, Jacob .
    Fünfundzwanzig.
    Das Handtuch, das Alma ihm reichte, roch nach Minze.
    Er wollte nicht sterben. Er liebte das Leben, das er lebte. Er wollte kein anderes, nur mehr davon.
    »Kannst du mir sagen, wie es passieren wird?«
    Alma stieß das Fenster auf, um das Wasser nach draußen zu gießen. Es wurde hell. »Die Dunkle wird das Siegel ihrer Schwester benutzen, um ihren Namen zurückzubekommen. Die Motte über deinem Herzen wird zum Leben erwachen. Das wird nicht angenehm sein. Wenn sie sich aus deinem Fleisch löst und davonfliegt, bist du tot. Vielleicht bleiben dir noch ein paar Minuten, vielleicht eine Stunde … aber es wird keine Rettung geben.« Sie wandte sich abrupt ab. Alma hasste es, wenn man sie weinen sah. »Ich wünschte, ich könnte irgendetwas tun, Jacob«, sagte sie leise. »Aber die Feen sind mächtiger als ich. Unsterblichkeit bringt das mit sich.«
    Die Katze blickte ihn an. Jacob strich ihr über das schwarze Fell. Sieben Leben. Er hatte immer geglaubt, dass er mindestens so viele besaß.

6
WAS NUN?
    A uf dem Friedhof hinter Almas Haus stammten etliche Gräber aus der Zeit, als sich in Austrien viele Trolle angesiedelt hatten, um den kalten Wintern ihrer Heimatländer zu entkommen. Ihre magischen Fähigkeiten im Umgang mit Holz hatten den meisten ein Vermögen eingebracht, weshalb ihre Grabtafeln oft
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