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Rebellion Der Engel

Rebellion Der Engel

Titel: Rebellion Der Engel
Autoren: Brigitte Melzer
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Dahinter schien ein Weg weiterzuführen. Ich lief jedoch daran vorbei, tiefer in den Bauch der riesigen Höhle hinein, und sah mich nach meinem Verfolger um. Er flog einen weiten Bogen, um einer Ansammlung von Stalaktitenauszuweichen, die wie endlos lange Finger aus der Höhlendecke ragten, den Blick auf die Hindernisse gerichtet. Ich nutzte seine Unaufmerksamkeit, schlug einen Haken, rannte im Schutz der Felsen zurück und schlüpfte durch die Öffnung. Dämmerlicht hüllte mich ein und machte mir schmerzlich bewusst, dass es hier keine Kristalle unter der Decke gab, die den Gang erhellten. Selbst wenn sie da gewesen wären, hätte mir das nichts geholfen, da ich nicht die leiseste Ahnung hatte, wie man sie aktivierte.
    Ich blieb stehen und sah mich um.
    Nach nur wenigen Schritten öffnete sich der anfangs schmale Gang zu einer weiteren Höhle. Der von der großen Höhle hinter mir hereinfallende Lichtschein wurde schon nach wenigen Schritten schwächer, versickerte mehr und mehr zwischen den Felsen, bis schließlich alles in Dunkelheit versank. Vor mir war es so finster, dass mir nicht einmal mein verbesserter Sehsinn half.
    Hier konnte ich nicht weiter.
    Aber zumindest konnte ich mich verstecken, bis mein geflügelter Verfolger die Suche aufgab und zu seinen Kameraden zurückkehrte. Ich tastete mich im Halbdunkel tiefer in die Schatten hinein, bis das Licht aus der großen Höhle nur noch ein fahler Schimmer war, der in meinem Rücken durch die Öffnung sickerte. Auch hier war der Fels zerklüftet und der Boden von kleineren und größeren Brocken bedeckt, sodass ich aufpassen musste, wohin ich meinen Fuß setzte. Ich ertastete einen großen Felsblock, umrundete ihn und zog mich dahinter zurück, sodass man mich vom Durchgang her nicht einmal dann sehen konnte, wenn die ganze Höhle in gleißendes Licht getaucht gewesen wäre. Der Schweiß auf meiner Haut kühlte aus. Mit eisigen Fingern grub sich die Kälte in mein Fleisch und kroch in meine Knochen. Die Finsternis schien die Kälte noch zu verstärken. In demvergeblichen Bemühen, mich warm zu halten, schlang ich die Arme um meinen Oberkörper.
    Ich wusste nicht, wie lange ich dort saß, vermutlich waren es erst ein paar Minuten, mir jedoch kam es vor wie Stunden. Die Zeit zog sich endlos, ohne dass etwas geschah – außer, dass ich immer unruhiger wurde.
    Ein Rauschen erklang, erst gedämpft und weit entfernt, dann näher. Flügelschlag. Der Engel war auf dem Rückweg. Doch dann verstummte das Geräusch. Es wurde nicht einfach leiser, bis es nicht mehr zu hören war – es brach abrupt ab. Ein Schatten legte sich über den Durchgang und sperrte auch noch das letzte bisschen Licht aus.
    Er hatte die Höhle entdeckt!
    Ich zog mich zurück, bis ich den kantigen Fels der Höhlenwand in meinem Rücken und die glattere Oberfläche des Steinbrockens in meiner Seite spürte, und machte mich so klein wie möglich. Hier konnte er mich vom Eingang aus unmöglich sehen – allerdings konnte ich ebenfalls nicht mehr erkennen, was vor sich ging.
    Schritte knirschten über den Fels. Kamen näher. Sehr langsam. Dann war er nah genug, dass ich seinen Atem hören konnte. Durch die Akustik in der Höhle war es unmöglich, zu sagen, wo er sich aufhielt. Die Geräusche schienen von allen Seiten gleichzeitig zu kommen.
    Plötzlich war es still.
    Hatte er die Höhle wieder verlassen oder stand er in diesem Augenblick unmittelbar vor mir, ohne dass ich es bemerkte?
    Ich war versucht mich vorzubeugen, um zu sehen, wo er war, doch ich hatte Angst, dass mich das geringste Geräusch verraten würde, falls er noch da war. Die Hände zu Fäusten geballt, so fest, dass es wehtat, verharrte ich reglos an Ort und Stelle. Meine eigenen Atemzüge erschienen mirplötzlich entsetzlich laut, nur noch übertönt vom Donnern meines Herzschlages und dem Rauschen des Blutes in meinen Ohren.
    Nicht einmal einen Meter von mir entfernt flammte ein Schwert auf. Die Feuerzungen hinterließen glühende Echos in der Dunkelheit, als die Klinge mir entgegenraste.
    Ich warf mich nach vorn, tauchte unter der Klinge durch und hechtete an meinem Angreifer vorbei. In seinem Rücken kam ich stolpernd auf die Beine. Er fuhr herum – die Flügel hatte er zusammengefaltet, sodass sie ihn auf dem engen Raum nicht behinderten – und trat nach mir. Sein schwerer Stiefel traf mich in der Seite. Die Wucht des Tritts ließ die Luft aus meinen Lungen entweichen und schickte mich zu Boden. Ich fing den Sturz mit den Händen
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