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Rebellin der Leidenschaft

Titel: Rebellin der Leidenschaft
Autoren: Brenda Joyce
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überhaupt nicht denken, worauf er hinauswollte.
    »Ist das so?«
    »Ich - ich weiß nicht.« Jetzt war sie völlig durcheinander.
    »Ich habe nicht den geringsten Zweifel«, sagte er und seine Stimme wurde sehr leise, »und ich bin mir ziemlich sicher, dass sich Ihre Originalität keineswegs auf den öffentlichen Bereich beschränkt.«
    Sie sah sich in ihrer Männerkleidung über Dragmore reiten. Jetzt wähnte sie sich zumindest auf sicherem Boden. Ihr Blick wurde wieder etwas direkter, ihr Atem leichter. »Ja, das stimmt.«
    Er atmete heftig ein und seine Augen funkelten plötzlich. Nicole hatte das sichere Gefühl, dass er sie nicht verstanden und ihren Worten eine Bedeutung beigemessen hatte, die sie gar nicht beabsichtigt hatte. Verunsichert durch seinen brennenden Blick suchte sie nach ungefährlichem Terrain, auf das sie dieses Gespräch führen könnte. »Wir sind jetzt Nachbarn«, sagte sie freundlich. »Chapman Hall liegt gleich neben Dragmore.«
    »Wie praktisch«, erwiderte er trocken. »Dann wäre es doch gewiss eine nachbarschaftliche Geste von mir, Sie einzuladen.«
    Seine goldenen Augen hielten sie gefangen. Sie wollte ihren Ohren kaum trauen. Sie lächelte nur und verstand nicht, warum er abermals scharf einatmete. »Ich reite häufig an Chapman Hall vorbei«, sagte sie eifrig.
    »Ja, das kann ich mir denken. Wenn Sie das nächste Mal in dieser Gegend sind, müssen Sie unbedingt einen kleinen Abstecher machen und Hallo sagen.« Seine Worte klangen wie ein herzoglicher Befehl.
    »Das werde ich gewiss tun«, erwiderte Nicole freudig.

2
    Um Mitternacht kehrte der Herzog von Clayborough ziemlich gereizt nach Chapman Hall zurück. Er hasste solche Feste und machte sich nicht die geringste Illusion, warum die Leute sich so um ihn bemühten. Da er von Natur aus eher ungesellig war, beruhte seine Beliebtheit einzig und allein auf seinem Titel, seinem Reichtum und seiner Macht. Leute wie die Adderlys, die sich bei seiner Anwesenheit schier überschlugen, achtete er gering.
    Die endlos langen Bälle und Soireen, die viele Mitglieder seines Standes in vollen Zügen zu genießen schienen, hatte er nie besonders gemocht. Er hielt sie für bloße Zeitverschwendung und hatte eigentlich ganz andere Interessen. Seit seinem achtzehnten Lebensjahr hatte er sich mit der Leitung der riesigen zu Clayborough gehörenden Ländereien beschäftigt, während sein Vater Francis, der achte Herzog, nach und nach einen Schuldenberg in der unglaublichen Höhe von einer Million Pfund aufhäufte. Die Ländereien der Clayboroughs in Sussex, Kent, Derbyshire und sogar Durham umfassten insgesamt nahezu zweihunderttausend Morgen Land mit fast hundert Farmen.
    Wie bei den meisten Adligen beruhte auch der Reichtum des Herzogs größtenteils auf der Landwirtschaft. Doch der britische Adel hatte in den letzten Jahrzehnten starke Einbußen hinnehmen müssen, denn er konnte nicht mit den amerikanischen Erzeugnissen konkurrieren, die überwiegend mit modernem Gerät geerntet wurden. Die Landwirtschaft war jahrhundertelang die Basis des Familienbesitzes der Clayboroughs gewesen, und es erforderte weitaus mehr als nur Disziplin und harte Arbeit, um gegen die aktuellen Entwicklungen anzukämpfen. Kühne, fortschrittliche neue Wege mussten beschriften werden. Während Francis seine Tage in Spielkasinos und seine Nächte Gott weiß wo verbrachte, investierte der kluge junge Erbe im Handel, in Londoner Immobilien und auf den Finanzmärkten. Aber der wachsende Schuldenberg, den Francis anhäufte, war und blieb eine schreckliche Belastung.
    Doch diese Tage waren nun vorüber. Der Herzog empfand nicht das geringste Bedauern, dass sein nichtsnutziger Vater vor zwei Jahren gestorben war - sternhagelvoll im Bett mit einer Person, die nicht seine Gattin war. Gerüchte, dass diese Person ein junger Mann gewesen war, konnte der junge Herzog gerade noch unterbinden, bevor noch mehr Schaden angerichtet wurde. Allerdings waren die Vorlieben seines Vaters kein großes Geheimnis. Der junge Herzog war sich sicher, dass die ganze Gesellschaft sehr genau wusste, was für ein Mensch der achte Herzog gewesen war, und ebenso klar war ihm, dass er das genaue Gegenteil seines Vaters war.
    Sein Vater hatte sich keine Wochenendeinladung, keinen Jagdausflug, Ball oder Empfang entgehen lassen und war fast nie vor Sonnenaufgang heimgekehrt. Allerdings kam er dann natürlich auch nie vor zwölf Uhr mittags aus dem Bett. Der Herzog stand beim ersten Morgengrauen auf und zog
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