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Rebeccas Traum

Rebeccas Traum

Titel: Rebeccas Traum
Autoren: Nora Roberts
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kündigte und verkaufte alles.«
    »Du hast alles verkauft?« fragte er ungläubig.
    »Ja, alles, was ich besaß – mein Auto, meine Wohnung, Möbel, Bücher, Geschirr. Alles. Ich wechselte den Erlös in Reiseschecks ein, ebenso wie das kleine Erbe, das ich von meiner Tante bekommen hatte. Es waren Tausende von Dollars. Für dich mag es keine große Summe sein, aber ich hatte mir nie vorstellen können, jemals frei über so viel Geld verfügen zu dürfen.«
    »Warte einmal.« Stephanos hob die Hand, weil er nicht sicher war, alles richtig verstanden zu haben. »Du willst mir erzählen, du hast alles, was du besessen hast, zu Geld gemacht? Wirklich alles?«
    Rebecca war sich noch niemals dümmer vorgekommen, aber sie sah ihn trotzig an. »Ja, bis hin zu meinen Kaffeetassen.«
    »Erstaunlich«, sagte er leise vor sich hin.
    »Ich kaufte mir neue Kleider, neue Koffer und flog nach London. Erster Klasse. Ich hatte nie zuvor in einem Flugzeug gesessen.«
    »Du warst noch nie geflogen und hast gleich einen Transatlantikflug gebucht?«
    Sie hörte nicht die Bewunderung in seiner Stimme, sondern für sie klang es wie Belustigung. »Ja, ich wollte einmal etwas anderes sehen als das Gewohnte. Jemand anderer sein. So stieg ich im ›Ritz‹ ab. Danach flog ich weiter nach Paris, um mir die Haare schneiden zu lassen.«
    »Du bist zum Haareschneiden nach Paris geflogen?« Er konnte es nicht fassen, hütete sich aber zu lächeln.
    »Ich hatte von einem berühmten Haarstylisten gehört, und so flog ich eben hin.« In Philadelphia war sie ihr Leben lang zu derselben Friseuse gegangen, aber das brauchte er ja nicht zu wissen. Sicher würde es ihn auch nicht sonderlich interessieren. »Anschließend flog ich direkt hierher nach Griechenland. Und traf dich. Wir lernten uns kennen, und ich ließ den Dingen einfach ihren Lauf.« Tränen stiegen ihr in die Augen. »Du warst so interessant, und ich fühlte mich gleich zu dir hingezogen. Du schienst dich auch für mich zu interessieren – zumindest für die, für die du mich hieltest. Ich hatte noch nie eine Liebschaft. Noch nie hat mich ein Mann so angesehen wie du.«
    Stephanos überlegte sich seine Worte sehr gut, ehe er sprach. »Willst du ausdrücken, ich sei für dich so etwas wie ein Abenteuer gewesen – ähnlich wie dein spontaner Flug nach Paris zum Haareschneiden?«
    Sie würde ihm niemals erklären können, was er ihr wirklich bedeutete. »Erklärungen und Entschuldigungen spielen in diesem Augenblick keine Rolle mehr. Aber es tut mir Leid, Stephanos. Es tut mir alles sehr Leid.«
    Stephanos sah nicht die Tränen in ihren Augen, er hörte nur ihr Bedauern. »Willst du dich dafür entschuldigen, dass du mit mir geschlafen hast, Rebecca?« fragte er langsam.
    »Ich entschuldige mich für alles, was du willst. Ich wollte, ich könnte wieder gutmachen, was ich getan habe. Mir fällt aber nicht ein, wie. Es sei denn, ich stürzte mich aus diesem Fenster.«
    »Ich glaube nicht, dass du zu solch drastischen Mitteln greifen musst. Es würde vielleicht reichen, wenn du dich für eine Weile ruhig hinsetzen würdest.«
    Rebecca schüttelte den Kopf und blieb stehen, wo sie war. »Ich kann heute Abend nicht mehr weiter darüber sprechen, Stephanos. Es tut mir Leid. Du hast ein Recht, böse auf mich zu sein.«
    Er stand ungeduldig auf. Dann sah er, dass Rebecca blass war und verletzlich wirkte. Ich habe sie vorher nicht anständig behandelt, dachte er betroffen, ich sollte es wenigstens jetzt tun.
    »Gut, dann morgen, wenn du dich ausgeruht hast.« Er wollte schon auf sie zugehen, unterließ es dann aber doch. Es würde Zeit brauchen, wenn er ihr beweisen wollte, dass es auch andere Wege gab, jemanden zu lieben. Zeit, um sie zu überzeugen, dass Liebe mehr als ein Abenteuer sein konnte. »Du sollst wissen, dass es mir Leid tut, was heute Abend geschehen ist. Aber auch darüber können wir morgen sprechen.« Obwohl er ihr am liebsten über die blasse Wange gestrichen hätte, tat er es nicht. »Ruh dich aus.«
    Seine Fürsorglichkeit tat ihr weh. Sie nickte nur stumm.
    Stephanos ging und machte vorsichtig die beschädigte Tür hinter sich zu.
    Seine Worte klangen ihr noch lange in den Ohren. Er bedauerte alles, was heute Abend geschehen war. Also auch, dass er mit ihr geschlafen hatte.
    Sie konnte jetzt tatsächlich nur noch eins tun. Aus seinem Leben verschwinden.

    Natürlich lag es an ihr. Rebecca hatte mindestens ein halbes Dutzend viel versprechender Anzeigen gefunden, aber nicht eine
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