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Rebecca und Shane

Rebecca und Shane

Titel: Rebecca und Shane
Autoren: Laura Broschat
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Mum, du bist die Beste.«
    »Ich weiß«, erwiderte sie grinsend, woraufhin ich ihr einen Kuss auf die Stirn drückte und mich anschließend von der Couch hochschwang.
    »Wenn du nicht gerade der Morgenterminator höchstpersönlich bist«, ergänzte ich noch spielerisch, mit einem schelmischen Blick über meinen Nacken. Ich hörte Mum hinter mir laut lachen, während ich mich schon wieder abwandte und nach oben ging, um meine Handtasche zu packen. Bei den Feiern meiner Oma wurde es immer totsterbenslangweilig, daher packte ich mir sogar mein Lieblingsbuch ein – nur für alle Fälle. Immerhin sollte man ja immer auf alles vorbereitet sein.

Was zum Geier wollen die von mir?

    Wie ich es schon geahnt hatte, war die Geburtstagsfeier meiner Oma der reinste Horror. Das Durchschnittsalter der Gäste betrug wahrscheinlich sechzig, und nach ein paar Stunden kam ich mir mindestens genauso alt vor – da konnte mir selbst mein Lieblingsbuch nicht helfen.
    Auch meine Mum schien sich nicht gerade zu amüsieren, doch sie konnte es bei Weitem besser verbergen als ich. Genervt sah ich zum bestimmt hundertsten Mal auf die Uhr, bevor ich entnervt aufstöhnte, da es nicht einmal sechs Uhr abends war.
    »Das kann doch nicht wahr sein!«, seufzte ich ergeben und ließ mich tiefer in den alten Schaukelstuhl sinken, von dem aus ich die Feier mit gebührendem Abstand beobachtete. Meine Oma saß zwischen ihren besten Freundinnen und redete ununterbrochen über
Früher
und ›Wie toll doch ihre Jugend gewesen war‹. Die anderen Gäste redeten ebenfalls nur über ihre aufregende Jugendzeit, und ich hielt nach irgendeinem schweren Gegenstand im Raum Ausschau, den ich mir gegen den Kopf schlagen könnte, um ohnmächtig zu werden und die restliche
Party
zu verschlafen. Eine große, in der Ecke stehende, Lampe, schien mir die beste Alternative dafür zu sein.
    Warum mussten ältere Leute ständig ihrer Vergangenheit nachtrauern und in Erinnerungen davon schwelgen, wie sie ihr Leben genossen hatten? Das brachte ihnen ihren damaligen Elan auch nicht wieder zurück, sondern deprimierte sie nur. Ich konnte das einfach nicht nachvollziehen. Meiner Meinung nach sollte man sich einfach damit abfinden, was die Zeit aus einem gemacht hatte – ändern konnte man es ohnehin nicht, und die Zeit zurückdrehen gewiss auch nicht.
    Als mein Handy sich plötzlich mit lautem Klingeln meldete, schreckte ich hoch und verließ schnell den Raum, um meine Ruhe zu haben. Ein Blick auf das Display verriet mir mit leuchtenden, elektronischen Lettern, dass Annabell gerade anrief. Meine Erlöserin – Gott sei Dank! Breit grinsend nahm ich ab.
    »Hey Süße was gibt’s?«, fragte ich freudig in den Hörer, während ich mich vor Omas Haus auf eine der Holzbänke fallen ließ. Hier konnte ich ungestört telefonieren.
    »Ich wollte nur mal hören, ob du noch lebst, oder schon vor Langeweile gestorben bist.«
    »Eindeutig das Zweite.« Annabell lachte ihr übliches, lautes Lachen und ich stimmte fröhlich mit ein.
    »Weißt du, du kannst auch jetzt schon zu mir kommen. Wir schauen uns einen schönen Film an und gehen danach erst in die Disko. Was hältst du davon?“
    »Ich finde die Idee klasse«, antwortete ich sofort mit Elan, bevor die ernüchternde Wahrheit mich wieder zurück auf den Teppich holte. »Aber ich weiß nicht, ob meine Mum mich jetzt schon gehen lässt.«
    »Wenn nicht, hau einfach ab«, schlug Annabell lachend vor, doch ich verdrehte nur meine Augen über ihre Bemerkung. Das war eine der Eigenschaften, die ich an meiner besten Freundin liebte: Sie genoss das Leben in vollen Zügen und dachte nicht immer über Richtig oder Falsch nach. Ich hingegen machte mir immer viel zu viele Gedanken.
    »Ja klar, ich hau einfach ab. Du bist doch echt bescheuert«, witzelte ich mit leichtem Spott in der Stimme, während ich nach oben schaute und den fluffigen, weißen Wolken beim Treiben zusah.
    »Na, und trotzdem liebst du mich«, entgegnete mir meine beste Freundin durch den Hörer beinahe augenblicklich, woraufhin ich breit grinsen musste.
    »Ja das stimmt. Ohne dich wäre ich wirklich aufgeschmissen.«
    »Ich weiß.« Wieder brachen wir beide in einheitliches Gelächter aus, bevor mich mein Pflichtgefühl daran erinnerte, dass man mich drinnen wahrscheinlich schon vermisste. Obwohl die Chance gering war, dass man mein Fehlen überhaupt bemerkt hatte – trotzdem beschloss ich nun mit einem letzten, wehleidigen Blick gen Himmel, aufzulegen.
    »Okay ich schreib dir
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