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Ratschlaege für ein erfuelltes Leben

Ratschlaege für ein erfuelltes Leben

Titel: Ratschlaege für ein erfuelltes Leben
Autoren: Dalai Lama
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miteinander verbunden und voneinander abhängig. Nehmen Sie beispielsweise die europäische Gemeinschaft – eine Familie, die gemeinsame Interessen und eine gemeinsame Politik verfolgt … Darin liegt eine enorme Kraft.«

    Und da die Zukunft der Menschheit einem Weltbürger wie Tenzin Gyatso nicht gleichgültig sein kann, bringt er sowohl seine Sorge als auch seine Hoffnung in Bezug auf die Gesellschaft von morgen zum Ausdruck, ohne in Gemeinplätze zu verfallen: »Wenn wir die Zukunft der Menschheit in eine positive Richtung lenken wollen, müssen wir ein Wertesystem vermitteln, das auf Mitgefühl beruht … Doch natürlich müssen wir diesen Keim erst heranwachsen lassen, indem wir ein gutes Herz entwickeln und uns in Großzügigkeit üben.«
    Die ebenso einfachen, direkten wie wahren Worte dieses Lehrers gehen zu Herzen, nie verurteilt er unsere menschlichen Schwächen, sondern interessiert sich vielmehr lebhaft für das Wohl aller Wesen. Wir alle wünschen uns, dass unsere Kinder und die Menschen, die uns nahestehen, glücklich sind. Wir alle sind von der allgegenwärtigen Gewalt betroffen, die uns in Film und Fernsehen, aber auch ganz konkret in Form sozialer Probleme in der Gesellschaft begegnet. Auch wir möchten das Gesicht dieser Welt verändern. Und der Dalai Lama versichert uns, dass dies möglich ist – unter der Voraussetzung natürlich, dass wir zuerst unseren Geist umwandeln. Doch auch das geht.
    Wort für Wort dringen seine überlegten, sehr klaren Ausführungen in die Herzen und das Bewusstsein jener ein, die ihm lauschen. Sie schenken dem einen neue Hoffnung, dem anderen Vertrauen oder den Wunsch, verantwortlicher zu handeln, großzügiger, solidarischer zu sein. Eine herzerfrischende Menschlichkeit breitet sich im Saal aus. Manches Auge beginnt zu schimmern und über so manches Gesicht legt sich ein Lächeln. Viele empfinden ein Gefühl der Dankbarkeit
gegenüber dem Dalai Lama. Wenn dieser sich mit vor der Brust gefalteten Händen zum Abschied vor den Anwesenden verbeugt, schlägt ihm ein langer Applaus entgegen.
    Über all dem aber dürfen wir nicht vergessen, dass Tenzin Gyatso auch das weltliche Oberhaupt der Tibeter ist und sein Volk mehr denn je unter der Kolonisierung durch China leidet. Tag für Tag erfährt Tibet Gewalt und Unterdrückung. Seit der Eröffnung der Bahnlinie Xining – Lhasa im Juli 2006 ist die tibetische Hauptstadt von Peking aus in 48 Stunden zu erreichen, und das chinesische Joch lastet noch schwerer auf Tibet. Täglich bringt der Zug Tausende von chinesischen Siedlern dorthin, die das Land für sich in Besitz nehmen. Die tibetische Kultur läuft Gefahr, vollständig zu verschwinden, so beschreibt der Dalai Lama die Lage. Es drohe eine rasche Auslöschung, die nicht mehr rückgängig zu machen sei, falls diese Entwicklung nicht eingedämmt werde.
    Wir alle tragen Verantwortung für das, was sich in Tibet augenblicklich zuträgt. Was haben wir all die Jahre getan, um zu helfen?
    Am 31. März 2010 jährte sich zum einundfünfzigsten Mal der Tag, an dem der Dalai Lama mit einem Teil seines Volkes ins indische Exil gehen musste, wo er seither lebt. Diese Situation ist eine schreckliche Prüfung, vor allem, wenn man ohnmächtig zusehen muss, was im chinesisch besetzten Tibet vor sich geht. Jene Tibeter, die auf dem »Dach der Welt« zurückgeblieben sind, erfahren seit der kommunistischen Besetzung im Jahr 1949 unsägliches Leid: Erniedrigung, Diskriminierung, gewaltsame Übergriffe, Folter und Hinrichtungen. Im Laufe der mehr als sechzigjährigen Besatzung hat es auch friedlichere
Phasen gegeben. Andererseits kam es wie 1989 auch zu gewaltsamen Demonstrationen, bei denen viele Menschen den Tod fanden. In jenem Jahr wurde das Kriegsrecht über Tibet verhängt. Das Gleiche geschah 2008, und viele Tibeter bezahlten ihren Protest gegen die chinesische Führung mit dem Leben.
    Der Völkermord an den Tibetern und das Auslöschen ihrer Kultur lassen nur noch wenig Hoffnung, dass eine der bemerkenswertesten Hochkulturen dieser Welt ihrem Untergang entgehen kann. Ein Untergang, der von den Regierungen und Völkern der westlichen Welt bis zum heutigen Tag weitgehend unkommentiert bleibt. Die verstärkte Kolonisierung Tibets durch China legt von der Gleichgültigkeit der Welt beredtes Zeugnis ab – mehr als alle Worte dies je tun könnten.
    Wenn von unserer Seite aus nichts geschieht, riskieren wir, dass im »Land des Schnees« die letzten noch lebenden Tibeter in Reservate
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